Bonjour Raffinesse
Von Laila Docekal
Essen wie Gott in Frankreich - das war gestern. Auch wenn die Franzosen in der Haute Cuisine lange Zeit den Ton angegeben haben: die üppige Küche mit Zwiebelsuppe, Quiche und Coq au Vin lockt Gott nicht mehr so leicht in die Grande Nation. Sogar die Einheimischen greifen immer öfter zu Fast-Food und Tiefkühlkost.
Höchste Zeit also, etwas zu tun. Immerhin: Die UNESCO hat die französische Küche kürzlich ins Weltkulturerbe aufgenommen. "Wir haben die beste Küche der Welt - zumindest in unseren Augen", sagte dazu Staatschef Nicolas Sarkozy. Um die Landsleute und alle Welt an die Vorzüge der französischen Küche zu erinnern, wurde heuer auch erstmals die "Fête de la Gastronomie" ins Leben gerufen, die künftig jährlich stattfinden soll.
Doch auch vielen heimischen Köchen ist der Handlungsbedarf bewusst - und lässt sie die Kochlöffel schwingen, um die französische Küche neu zu erfinden.
Gänseleber, Austern und Wein sind aus ihrer Küche zwar noch immer nicht wegzudenken, aber das Bewusstsein rund im die Qualität und die Herkunft der Produkte hat sich verändert. Eine Entwicklung, die in Österreich schon längst Einzug gehalten hat. Statt Meeresfrüchte in deftigen Saucen oder Schinken und Gemüse in einer üppigen Käse-Rahm-Sauce zu ertränken, gilt es, den Eigengeschmack mit Raffinesse zur Geltung zu bringen (siehe auch Interview unten) .
Und so zeigt sich die neue Generation von Star-Köchen weltoffen und international: "Als Franzose verteidige ich unsere Küche natürlich überall, aber es gilt heute auch aufgeschlossen gegenüber anderen Küchen zu sein - es gibt viele delikate Cuisines", sagt etwa der aktuelle Jungstar Cyril Lignac. Und auch in der Küche von Zwei-Sterne-Koch Guy Martin hat sich die Vielfalt der Düfte stark erweitert. Vielleicht lässt sich so Gott auch wieder in die Wiege der Haute Cuisine locken.
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