Zum Wiehern: Ein Pferdestall als Laufsteg
Von Bernhard Praschl
Sie heißen Prince Valiant, Polly oder Smartlena und schütteln ihre Mähne bombastischer als so manches Model beim Promenieren auf dem Laufsteg. Pferde außer Rand und Band, so schaut es aus. Oder in Partylaune. Man könnte sogar meinen, das Trio lache über uns. Dabei lassen die beiden Wallache und die Stute nur ihrer Natur freien Lauf. „Pferde sind wie Kinder“, erklärt die Tierfotografin Wiebke Haas. "Sie wollen von uns bespielt werden." Und das ist gar nicht so schwer. Denn, so die staatlich geprüfte Berufsfotografin: „Pferde fühlen sich sehr schnell sehr wohl.“
Ein paar Leckerlis und einige Streicheleinheiten reichen aus, um die
Models auf vier Hufen bei Laune zu halten. Etwas aufwendiger ist es, bei den Aufnahmen für das passende Ambiente zu sorgen. Haas: „Alleine würde ich das nicht schaffen. Mit einem schwarzen Tuch an der Wand ist ein Stall ja rasch zum Studio umfunktioniert. Aber um die Pferde oft genug an der gewünschten Stelle vor die Linse zu kriegen, braucht es neben den Pferdebesitzern auch Helfer, die mit den Tieren umgehen können.“
Das Ergebnis ist mehr als nur vorzeigbar. Im Genre der Pferdefotografie hat sich Wiebke Haas bereits einen Namen gemacht. Reiter und Pferdebesitzer auf der halben Welt buchen sie, damit sie sich ihren Liebling in Hochglanz und gerahmt an die Wand hängen können. Von der Nordsee bis nach Südamerika war sie schon in Sachen Pferdeshootings unterwegs. Im Vorjahr etwa drei Wochen lang in Ecuador.
Die Angebote werden in Zukunft sicher zunehmen, denn mit der Nennung auf der Shortlist der Sony World Photography Awards in
London wurden ihre außergewöhnlichen Pferdeporträts mit einem Schlag auch einem großen internationalen Publikum bekannt. In der Kategorie „Natur & Wildleben“ hat die Fotografin den beachtlichen dritten Preis abgeräumt. Auch aus einem ganz bestimmten Grund. Unter 320.000 eingesandten Bildern stach nämlich besonders eines hervor: ihre Leidenschaft, Pferde dazu zu bringen, fast menschliche Ausdrucksformen zu zeigen.
Gut zum Anschauen, aber auch zum Nachahmen. Und das ist fast so leicht getan wie gesagt. Denn Wiebke Haas gibt ihr Wissen in Workshops weiter. Unter „Das kleine 1x1 der Pferdefotografie“ plaudert sie aus dem Nähkästchen. Von „How to Instagram“ bis zur technischen Ausstattung streift sie dabei alles, was einen Amateur zum Profi macht. Manches davon ist allgemeingültig, etwa: „Langhaar vor dem Shooting zu waschen, gehört dazu“.