Japandi: Was den Wohn-Mix aus Japan und Skandinavien ausmacht
Mit Japans Aufräum-Guru Marie Kondo konnte man dank Buch-Bestsellern und ihrer eigenen Netflix-Show schon die eigenen vier Wände auf Vordermann bringen und Unnötiges entsorgen - jetzt gibt es für die reduzierte Umgebung auch einen eigenen Einrichtungsstil: Japandi.
Die neue Wortkreation setzt sich aus Japan und Skandinavien zusammen. Denn es sind vorzugsweise bekannte Designfirmen aus dem hohen Norden, die sich derzeit verstärkt der asiatischen Ästhetik verschreiben.
Der viel bemühte Hygge-Gedanke (was so viel wie Wohlfühlen bedeutet) der Skandinavier wird mit der schlichten Eleganz Japans vereint.
Natur in Räume holen
Die österreichische Interieur-Expertin Nina Sachs (h.sachs.at) erklärt was den neuen Trend ausmacht:
„Es wird reduziert, cool und viel dunkler als es bei den nordischen Designern bisher üblich war. Japandi spricht eine schlichte Formensprache ohne dabei kalt zu wirken. Hier braucht es Mut, leere Ecken zuzulassen. Besondere Stücke in hoher Qualität sollen im Mittelpunkt stehen.“
Dabei wird vor allem auf Naturmaterialien gesetzt: Leinen, naturbelassenes und dunkles Holz, Keramik, Wolle und Bambus sind beliebt.
Detox fürs Zuhause
Der Einrichtungsstil ist Detox für das Zuhause, so Sachs, die eine immer größere Sehnsucht nach Simplizität bei Kunden ortet: „Der Reizüberflutung im Alltag will man mit ganz bewusst reduzierten Räumen entkommen. Daheim will man den Kopf auslüften, zur Ruhe kommen. Es geht beim Interieur heute immer mehr darum, was sein muss und nicht was alles sein kann.“
Denn sein kann ohnehin fast alles durch die unzähligen Billiganbieter im Interieur-Bereich. Aber als wertvoll und besonders empfindet man diese schnell gekauften Stücke nicht mehr.
Wabi-Sabi: Makel schätzen lernen
Japandi ist der Gegentrend dazu – gemeinsam mit dem sogenannten Wabi-Sabi, das ebenfalls aus dem Japanischen kommt.
Was klingt wie eine kulinarische Köstlichkeit bedeutet ein ästhetisches Raumkonzept, das sich auf das Einfache und Unperfekte konzentriert.Die Philosphie aus dem 16. Jahrhundert setzt sich aus „Wabi“, was mit „einsam“ übersetzt werden kann, und „Sabi“ zusammen – die Idee des „Alten“.
Risse in Wänden, der abgeschlagene Wasserkrug, der täglich verwendet wird, oder Kratzer auf der Tischplatte – Mängel werden geschätzt anstatt sie als störend zu empfinden. Sie gehören zum Wert eines Möbelstücks und diese werden erst ausgetauscht, wenn sie wirklich kaputt sind. Daher setzt man auf hochwertiges Handwerk und zeitloses Design.
Österreicher mögen es gepolstert
Sachs: „Das ist für Österreicher nicht unbedingt typisch. Bei ihnen geht Makellosigkeit und Gemütlichkeit generell vor. Vor allem was den Sitzkomfort angeht. Die Esstischsessel mag man hierzulande gepolstert. Das ist beispielsweise in Skandinavien ganz anders, die ihre Holzsessel lieben.“
Japandi sei eben auch nicht für jeden geeignet. Man könne sich aus einem Trend aber immer auch nur einzelne Teile herausholen, die einem entsprechen und in die eigenen vier Wände passen.
Instagram: Sachs Wohnen