Leben

WILD BOY - JOHNNY DEPP

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JOHNNY IN DER WÜSTE Flirrender Asphalt, staubige Straßen, karge Landschaft, die kalifornische Wüste, das Land des mythischen Joshua Tree, ein schweinecooles Auto, ein einsamer Wolf und – JOHNNY. Schwarzes Hemd, Silberschmuck, unzählige Tattoos, Wind in den Haaren, Kajal ums Auge und die messerschärfsten Backenknochen zwischen Vegas und der Karibik. Jean-Baptiste Mondino hat den unendlich coolen Mr. Depp sehr sehr cool in Szene gesetzt. „Into the Wild“ lautet der Kampagnenslogan, zu den Klängen von Ry Cooders Slidegitarre begibt sich Johnny Depp für Dior auf einen Roadtrip der stylischen Art. Die frühere Identität soll abgestreift werden, alle Spuren werden im Wüstensand vergraben ... Nein, mit „Fear and Loathing in Las Vegas“, auch wenn Erinnerungen wach werden, hat dieser Johnny nichts zu tun. Hier ist er deutlich entspannter und auch viel gepflegter. Und riechen tut er sicher auch sehr gut. L'homme Dior, naturellement.

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freiizeit Wie kam es zu dieser Kampagne für Dior? Sie haben noch nie für etwas geworben. Mode ist ja eigentlich nicht mein Ding, aber ich erkenne darin die Ästhetik. Mit Dior verbinde ich Eleganz und eine gewisse Form von Tiefe. Und dann der Name, „ Sauvage“, das bedeutet mir viel. Wild, da muss ich an die Menschheit denken, auch im Sinn von Mitmenschlichkeit. Ja, und wild ist auch jemand, der keine Kompromisse eingeht.

Sie haben noch nie mit Jean-Baptiste Mondino zusammengearbeitet? Nein, aber ich kannte ihn natürlich. Er ist ja sehr eng mit Vanessa (Paradis), ich wollte schon vor einer Million Jahren mit ihm zusammenarbeiten. Es eilt ihm ja der Ruf voraus, dass man sich sofort in ihn verliebt, Hals über Kopf, wenn man mit ihm arbeitet. Das kann ich nur bestätigen, ich bin ihm sofort verfallen, da hatten wir noch gar nicht zu drehen begonnen. Er ist unglaublich liebenswert, weil er sich eine gewisse Unschuld bewahrt hat.

Erinnert Sie der „Sauvage“-Werbefilm nicht ein bisschen an Jim Jarmushs „Dead Man“? Doch, weil er wie „Dead Man“ auch so etwas unglaublich Poetisches hat und keinen Dialog. Das empfinde ich als Luxus.

Da passt ja dann auch der Soundtrack, „Hard Working Man“ von Captain Beefheart, perfekt dazu. Und wie! Ich wollte übrigens Beefheart noch kennenlernen, aber da war er schon zu krank. Im Werbefilm spielen Sie Slide Guitar, und der Sound von Ry Cooders Slidegitarre untermalt den ganzen Film.

Was fasziniert Sie so daran? Ich bin einfach ein Riesenfan, besonders von alten Bluesnummern, die ganze Mississippi-Szene, Hound Dog Taylor, Junior Kimbrough, John Lee Hooker, Lightnin' Hopkins. Dass ich's als Gitarrist selber leider nie so weit bringen würde, wurde mir spätestens in dem Moment schlagartig bewusst, als ich Ry Cooder hörte und Johnny Winters Liveversion von „Highway 61“.

Wie viele Gitarren haben Sie denn? Viel zu viele. Ich habe den Überblick verloren, ein paar Millionen? Tom Waits liebt meine Sammlung an Vintage-Modellen.

Dass Sie ein begeisterter Musiker sind, ist bekannt. Warum wurden Sie dann eigentlich doch lieber Schauspieler? Purer Zufall. Und irgendwie musste ich als am Hungertuch nagender Musiker auch meine Miete zahlen. Hat voll dem Klischee entsprochen: Junge Band kommt nach Hollywood und hofft auf den großen Plattenvertrag. Wir kamen aus Südflorida, landeten in L.A. und wussten sofort, das war der falsche Platz für uns. Keine Plattenfirma wollte uns und unsere Musik, wir waren nicht Mötley Crüe und auch nicht Guns N' Roses (lacht). Ich bin dann über einen Freund zufällig zu einer Audition für „Nightmare on Elm Street“ gekommen, die haben mich genommen, das war's, yeah. Das war 1984. Schon komisch, denn ich hatte mit der Schauspielerei ja echt nichts am Hut. I couldn't have given a rat's ass about movies. Und schau, wie weit ich gekommen bin.

Von all den Filmfiguren, die Sie gespielt haben, wer ist Ihnen am ähnlichsten? Ich würde sagen, eine Kombination aus Edward mit den Scherenhänden und Captain Jack Sparrow. Captain Jack ... ein großes Privileg, dass ich den Typen spielen darf. Du kannst dir einfach alles herausnehmen, und die Leute finden es lustig. Edward ... schon beim Scriptlesen habe ich mich mit dem Charakter zutiefst verbunden gefühlt, so rein und unverdorben ist er. Edward und Jack, Engel und Teufel, wir haben beide in uns.

Kommen wir zurück zu Gerüchen. Gibt’s frühe Erinnerungen an spezielle Düfte? Mit Gerüchen ist es wie mit Musik, beides beamt dich zurück in die Vergangenheit, erinnert an eine ganz bestimmte Zeit, einen besonderen Moment im Leben. Düfte können das genauso triggern wie Musik. Ich habe noch immer den Geruch von altmodischen 08/15-Drugstore-Colognes und Aftershaves in der Nase, das erinnert mich an meinen Großvater. Einen richtigen Duft zu kreieren ist eine große Kunst, damit meine ich Handwerkskunst. Den richtigen Duft für einen selbst zu finden, ist gar nicht so einfach. Wenn man ihn gefunden hat, begleitet er einen ein Leben lang.