Leben

Österreichs Mode-Blogger wagen den nächsten Karriereschritt

Mit fast 130.000 Followern auf Instagram und Kooperationen mit Marken wie Omega und Dior gehört sie zu den erfolgreichsten Bloggern, die sich derzeit in Österreichs Medien-Landschaft tummeln. Das Geschäft läuft für Vicky Heiler äußerst gut – und doch gibt sie zu: "Irgendwann war das Bedürfnis nach etwas Haptischem da." Die Idee, ein eigenes Modelabel zu starten, kam der 30-Jährigen vergangenes Jahr.

Das Konzept: Luxuriöse Bademode plus passende Basics, die nicht nur im Urlaub, sondern auch in der Stadt tragbar sein sollen. Unter dem Namen Viktoria Louise sind die Badeanzüge, Bikinis, Leinenhosen und T-Shirts seit Kurzem online erhältlich. Mit ihrem eigenen Modeunternehmen gehört Heiler zu einer rasant wachsenden Gruppe von Bloggern, die sich neben Instagram und Co. ein zweites Standbein aufbauen. Denn auch wenn das Werben für internationale Firmen derzeit viel Geld einbringt – sie alle wissen, dass die goldenen Zeiten bald vorbei sein könnten.

"Es ist eine extreme Abhängigkeit, in die man sich begibt", weiß die Wienerin. "Wenn Instagram morgen abgedreht wird, haben 95 Prozent meiner Kollegen inklusive mir keinen Job mehr. Ich wollte etwas schaffen, das langfristig erfolgreich ist. Und woran ich auch in fünf Jahren mit kleinen Kindern arbeiten kann, ohne jeden Tag Fotos von mir machen zu müssen."

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Nicht mehr abhängig von der Selbstdarstellung im World Wide Web wollen auch Vicky Heilers Kolleginnen Julia Fodor und Katharina Hingsammer sein. "Wir sind Personen des öffentlichen Lebens – und so ein Job hat immer ein Ablaufdatum", sagt Hingsammer, die seit vielen Jahren mit ihrem Blog theketchem.com erfolgreich ist. Fodor stieß bei ihr mit dem Vorschlag, gemeinsam einen Nagel-Salon zu eröffnen, deshalb auf offene Ohren. Auf der Baustelle in der Piaristengasse 17 in der Josefstadt herrscht derzeit Hochbetrieb, noch diesen Herbst soll eröffnet werden.

Nagelstudio trifft Café

Mit einem ausgeklügelten Konzept, das es in dieser Form in Österreich bislang noch nicht gibt, sollen beautyaffine, weltoffene Frauen angesprochen werden. "Die meisten Nagelstudios in Wien sind sehr sterile Orte, wo man sich nur schnell eine Maniküre machen lässt und danach gleich wieder geht", sagt Fodor, die auf Instagram als @jayrox über 50.000 Menschen mit Mode- und Beauty-Inspirationen sowie Tipps für einen gesunden Lebensstil versorgt. "Wir wollen einen Ort schaffen, wo man gerne etwas mehr Zeit verbringt."

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Zusätzlich zur Hand- und Fußpflege werden bei Babetown, so der Name des Beauty-Projekts, künftig auch Augenbrauen in Form gebracht. An der Bar können Besucher ein Glas Wein bestellen oder einen hippen Kurkuma Latte oder Mushroom Coffee kosten. Dazu gibt es gesunde Snacks – auch vegan und glutenfrei erhältlich. Dem nicht genug, entwickeln Julia Fodor und Katharina Hingsammer zeitgleich ihre eigenen Beauty-Produkte, darunter eine Handcreme, die vor Ort erhältlich sein werden. Viel Wert wird dabei auf die Zusammenarbeit mit regionalen Produzenten gelegt.

Internationale Vorbilder

Obwohl sich sowohl Vicky Heiler als auch die beiden Babetown-Besitzerinnen ihre Abhängigkeit von Instagram kritisch sehen, wissen sie, dass der Erfolg ihrer Projekte zu einem großen Teil von ihren Followern auf der App abhängt. "Meine Reichweite ist die Basis des ganzen Konzepts", sagt Heiler. "Es sind über 100.000 Menschen, die meinen Stil mögen – und somit potenzielle Kunden sind. Andere Marken müssen dafür normalerweise sehr lange Marketing betreiben." Dennoch will die 30-Jährige, dass ihr Label Viktoria Louise irgendwann losgelöst von ihr als Person erfolgreich ist. "Die Kollektion muss unabhängig von mir beim Kunden überzeugen. Wenn jemand noch nie von mir gehört hat, sollen Design und Qualität für sich sprechen."

Wie man eine große Followerzahl für die Etablierung einer Blogger-Modemarke nützt, zeigt derzeit kaum eine so gut wie Aimee Song. Die in Los Angeles lebende Influencerin spielt mit über fünf Millionen Fans seit Jahren in der Instagram-Oberliga. Vor wenigen Wochen lancierte die Halb-Japanerin ihr eigenes Label namens Song of Style. Die Entwürfe entsprechen zu hundert Prozent dem Stil, den die Bloggerin auf ihren Schnappschüssen zeigt: ein Mix aus weiblich und lässig, mit vielen Mustern und kräftigen Farben. Nur wenige Stunden, nachdem die ersten Entwürfe exklusiv beim Onlineshop revolve.com online gingen, waren die meisten davon ausverkauft.

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Ähnlich erfolgreich verlief der Start bei Danielle Bernstein. Die New Yorkerin lancierte vergangenes Jahr Overalls, mit denen sie den Geschmack ihrer über zwei Millionen Follower traf. Im deutschsprachigen Raum hat sich Karin Teigl mit Constantly K bereits einen treuen Kundenstamm aufgebaut. Die Hamburgerin Aylin König konzentriert sich auf bunte T-Shirts und asymmetrische Rüschenröcke, die sie auch auf ihrem Instagram-Account bewirbt.

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In Wien wird unterdessen vom nächsten großen Schritt geträumt. "So wie wir selbst auf Instagram coole Orte in anderen Städten recherchieren, soll auch Babetown nicht nur zu einer Destination für Wiener, sondern auch Touristen werden", sagt Julia Fodor. "Das Konzept irgendwann auch auf andere Städte auszuweiten, ist das große Ziel."