Leben

Fußball-Mythen

So, die Pause hat lange genug gedauert, es wird Zeit, endlich wieder über Fußball zu reden. Heute in einer Woche beginnt die heimische Meisterschaft, statt „Brasilien“ oder „Deutschland“ heißen die Mannschaften jetzt wieder RZ Pellets WAC oder SV Josko Fenster Ried, die Stadien nicht mehr „Maracanã“, sondern „Keine Sorgen Arena“, die Spieler nicht mehr Neymar, Robben oder Papastathopoulos, sondern Zwierschitz, Netzer oder auch Jacobo Maria Ynclan Pajares. Aber es ist derselbe Sport. Was haben wir also aus der WM gelernt? Dass viele Fußball-Mythen gar nicht stimmen. So wird entgegen anderslautenden Gerüchten die Ecke weder getreten noch gestoßen, – es sei denn, der Ausführende ist ein sehr schlechter Schütze – sondern meistens doch der Ball. Nicht jeder Spieler, der die rote Karte sieht, ist ausgeschlossen. In Wahrheit sehen sogar fast alle Spieler und Zuschauer die gezeigte rote Karte, aber nur ein Spieler muss raus, und auch das Publikum darf bleiben. Es gibt auch keine erste und zweite Halbzeit, Halbzeit ist, genau genommen, nach Ablauf der halben Spielzeit, also nach der ersten Spielhälfte. Halbzeit ist ein Zeitpunkt, keine Zeitstrecke. Es ist unmöglich, Abseit zu erklären, auch wenn Herbert Prohaska das immer wieder versucht. Niemand kann Abseit erklären, weil es Abseit nicht gibt. Abseits dagegen kann man erklären (man sollte es aber trotzdem lieber unterlassen, der Versuch endet meist mit schweren Sachschäden). Volley ist ein direkt aus der Luft übernommener Ball. Wuleeh ist dagegen die korrekte Aussprache des französischen Wortes „voulez“. Wolle ist der auf Schafen wachsende Rohstoff für Pullover. Volle wiederum ist ein Adjektiv, das Hauptwörter wie z. B. Gläser oder Stadien erst interessant macht.

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