Leben

Die Zillertaler Nierensteine spielen auf

Im Society-Journalismus ist es streng verboten, sich normal auszudrücken. Man darf nicht schreiben: Brad Pitt und Angelina Jolie haben geheiratet. Sondern es muss heißen: Brangelinas Geheimhochzeit. Man darf auch nicht schreiben: Rihanna erwartet ein Kind. Sondern: Babyalarm bei RiRi! Frau Doppel-Ri erwartet übrigens gar kein Kind, das war nur ein Beispiel. Pitt und Jolie haben allerdings tatsächlich geheiratet, und seither frage ich mich: Falls sich Brangelina einmal scheiden lassen, heißt er dann nur noch Br? Wenn er einen guten Anwalt hat, kriegt er vielleicht auch das a, darf sich Bra nennen und sie muss als Ngelina herumrennen. Ein Kompromiss wäre: Er darf auch das Angel behalten, heißt fortan Brangel, und sie heißt Ina. Und gleich noch eine Frage: Wenn Herr Lugner und Frau Spatzi verheiratet sind, wie heißen sie dann? Lutzi? Spugner? Schlatzi?

Während man sich in der Society wohl deshalb merkwürdig ausdrückt, weil es wenig zu sagen gibt, verwenden Menschen der Kulturbranche eine eigenartige Sprache, um Bildung auszustellen. Vor Jahren las ich in einer Theaterkritik: „Sven-Eric Bechtolf gibt den liederlichen Gutsbesitzer Swidrigailow im Staubmantel und mit Borsalino als neurasthenischen Erotik-Connaisseur im Rausch des handschuhabstreifenden Selbstekels.“ Ich habe bis heute keine Ahnung, was das heißt, aber es ist sicher was Kluges.
Unlängst trat in einer Sendung von Radio NÖ – also einem Sender, in dem man eher Gespräche mit Experten für landwirtschaftliche Zugmaschinen erwarten würde – der Literaturphilosoph Rüdiger Görner auf, referierte über das Thema „Pluralektik“ und rief voller Verve: „Ein echter Romantiker will mit Hegel nichts zu tun haben!“ Danach sang eine Gruppe, deren Name sich so ähnlich anhörte wie „Zillertaler Nierensteine“, und irgendwie fand ich das sehr schön.

Die nächsten Termine für Guido Tartarottis Kabarettprogramm "Urlaubsfotos (keine Diashow)"

Mittwoch, 24. September, 19.30
Theater am Alsergrund
www.alsergrund.com

Samstag, 27. September, 20.00
Stadttheater Walfischgasse
www.stadttheater.org