Leben

Sie macht uns Schande!

Sie macht uns Schande, sagt meine Freundin, und verbeißt sich das Lachen. Wir waren auf Skiurlaub, und weil die Dogge nicht skifahren kann, durfte sie zu den Eltern meiner Freundin. Dort wohnt ihr bester Freund, Collie Niki. Die Dogge und der Collie sind einander in tiefer, platonischer (beide sind kastriert) Liebe zugetan. Sie sind ein skurriles Paar: Eine winzige, silbergraue Bulldogge mit Kurzschnauze und ein riesiger dreifarbiger Collie mit langer Nase. Mit dieser fährt er geschickt unter ihr Halsband und führt sie so durch die Gegend. Im Gegenzug lässt er sich von ihr geduldig das Futter wegfressen. Die Lieblingsbeschäftigungen der Hunde sind a) bis zum Zusammenbruch durch den Garten rasen und b) anschließend schlafen. Manchmal schleichen sie auch ins Badezimmer und probieren aus, wie Seife schmeckt (der Dogge schmeckt sie, dem Collie nicht).

Nach zwei Tagen im Skiurlaub kam ein Anruf von der Mutter meiner Freundin: Die Dogge habe in der Nacht hysterisch gebellt. Das ist an sich schon merkwürdig: Die Dogge bellt nur, wenn jemand schwimmen geht, weil sie das für lebensgefährlich hält. Nächtliches Bellen ist aber, solange es dabei nicht um aktuelle sicherheitspolitische Fragen geht, strengstens verboten. Am nächsten Morgen zeigte sich der Grund für das Bellen: Die Dogge hatte damit das Gastgeber-Tier aus seinem Rattan-Körbchen vertrieben und dieses anschließend zur Hälfte aufgefressen (das Körbchen, nicht das Tier). Zur Entschädigung bekam der Collie ein neues Körbchen, aus dem die Dogge ihn in der folgenden Nacht erneut verbellte, und in dem sie, als der Versuch des Körbchenfressens am Material (Plastik; Anm. d. Red.) scheiterte, tief schlief, während der Collie betrübt daneben stand. Sie macht uns Schande, sagt meine Freundin, und kann nicht mehr aufhören zu lachen.

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm „Urlaubsfotos (keine Diashow)“: 13. und 14. März, Theater am Alsergrund.