Leben

„Yes! Yes! No! No! Komm! Komm! UÄÄÄH!“

Wenn Sie das lesen, ist die Hitzewelle vielleicht schon vorbei. Aber jetzt, während ich das schreibe, hat es 35 Grad. Lustig, dass man die Hitze als Welle beschreibt. Wellen verbindet man doch mit Wasser und mit Bewegung, während die Hitze eher die Abwesenheit von Bewegung bedeutet. Manchmal hat man das Gefühl, die Zeit würde sich in Wellen legen, so heiß ist es. Die Wäsche trocknet schneller, als ich sie waschen kann.

Trotz allem mag ich die Hitze (das ist kein Grund, mir Vorwürfe zu machen – die Hitze wäre auch da, würde ich sie nicht mögen). Wenn es mir zu heiß wird, gehe ich ins Fitnesscenter. Erstens ist es dort kühl, zweitens ist dort ER. Der Körper-Kurtl. Ich liebe seine großartige Show, die signalisieren soll: Sehet, welch übermenschliche Leistungen ich erbringe!
Hurtig springt er auf den Ergometer, strampelt wild – um nach etwa fünf Minuten mit beiden Fäusten gegen seinen Kopf zu schlagen und zu schreien: „Yes! Yes! No! No! Komm! Komm! UÄÄÄH!“ Dann fletscht er die Zähne, spuckt die Luft aus und kreischt: „Das schaffst du! UÄÄÄH!“

Eine Minute später hüpft er wieder vom Rad, um anschließend wie ein Löwe mit Gastritis durch die Gerätestraße zu irren, hier zwei Mal an einem Gewicht reißend, dort drei Mal einen Seilzug betätigend, dort drüben für Sekunden eine winzige Hantel vor dem Spiegel hebend. Dabei schreit er wieder „Yes! Yes! Komm! Das schaffst du, ja! UÄÄÄH! Komm!“ Es klingt, als wolle er gleichzeitig einen sehr billigen Porno und ein Hundeabrichtevideo synchronisieren. Dann läutet sein Handy und er säuselt: „Ja Mausi, i fahr no gach zum Hofer, dann gemma bodn.“

Ich finde ihn großartig, ich bin überzeugt, er setzt sich jeden Morgen einen Kerosin-Einlauf, und wenn es nach mir geht, kriegt er bald eine eigene Sendung auf Arte.