Traumurlaub Heliskiing: Weiße Magie
Von Barbara Reiter
Als
Hans Gmoser 1951 von Österreich nach
Kanada auswanderte, um dort zu arbeiten, ahnte er nicht, dass er seine eigene Geschäftsidee schon mit im Gepäck hatte. Eines Tages wurde der erfahrene Bergführer von seinem Bekannten Brooke gebeten, eine Ski-Woche für ihn und ein seine Freunde zu organisieren. „Ich fliege jedes Jahr für eine Woche nach St. Anton oder Davos“, erzählte der ihm. „Aber ich würde gerne einmal mit einer Gruppe Skitouren bei dir machen. Glaubst du, wir könnten an zwei Tagen einen Helikopter verwenden, um viel im Gelände zu fahren?“
Als Gmoser einige Zeit später nach einer Skitour mit beschwerlichem Anstieg bei Kaiserwetter auf einem Gipfel der Bugaboos stand und die Schönheit der Umgebung inhalierte, kam ihm dieser Wunsch wieder in den Sinn: „Was für ein Platz zum Skifahren. Das ist genau der Ort, um das zu tun, wovon Brooke gesprochen hat.“ Canadian Mountain Holidays (CMH) war geboren – und damit eine der exklusivsten Sportarten der Welt. Das war 1965. Seit damals steigt die Nachfrage nach Heliskiing stetig. Bis heute hat sich daran nichts geändert, vor allem, seit der Schnee in Europa immer wieder ausbleibt.
„Wir sind für heuer so gut wie ausgebucht“, erzählt Cri Maierhofer, Geschäftsführer von CMH Austria und Ex-Snowboardprofi (Interview Seite 18). „Nur im April sind noch einige Plätze frei.“ Dann findet das sogenannte Spring-Skiing statt, das zwar das Ende der Saison einläutet, aber nicht bedeutet, auf den berühmten kanadischen „Powder“ verzichten zu müssen. In British Columbia, wo alle zwölf CMH-Lodges liegen, fällt nämlich so viel Schnee wie nirgendwo sonst in Kanada. Zwölf bis 25 Meter pro Jahr sind keine Seltenheit, sogar im März ist die Schneedecke oft bis zu sechs Meter hoch. Vor allem in den Cariboos, dem nördlichsten Standort von CMH.
Die gleichnamige Lodge wurde 1974 als zweite nach den
eröffnet. Das Sympathische daran: Sie wurde zwar 1995 renoviert, sieht aber heute noch aus wie damals. Kaum Glamour, dafür umso mehr Gemütlichkeit mit viel Holz, offenem Kamin und einzigartigen Hausgewohnheiten, Einen Zimmerschlüssel verlangt man hier vergeblich, was, ganz in Sinne, den Charme einer sehr hübschen Jugendherberge versprüht.
In den Cariboos sorgt John mit seinem Team dafür, dass die Gäste die Skiwoche ihres Lebens verbringen. Er ist nicht nur Lodge-Manager und Chef-Guide, sondern auch Allein-Unterhalter. Kaum hat er nach einem Skitag die Bretteln abgeschnallt, schnallt er die Gitarre um. 2018/19 wird Johns 25. Saison in den Cariboos. „Ich liebe Skifahren, die Lodge und die Umgebung hier. Du findest das sonst nirgends auf der Welt“, erzählt er der freizeit. Das Privileg, die unglaubliche Stimmung hier zu erleben, wird nur wenigen Menschen zuteil. Die Cariboo Lodge gehört nämlich zu den Fly in Lodges, was bedeutet, dass sie nur per Helikopter erreichbar ist. Abgeschnitten von der Zivilisation, aber angedockt an das begehrteste Skigebiet der Welt.
"Jeder, der zum ersten Mal hier ist, ist geflasht“, sagt John. „Der Heli, der Schnee, das Gebiet: einfach unglaublich! Wir fliegen von Gipfel zu Gipfel.“ Eine gute Kondition ist laut John für das Abenteuer aber notwendig – genauso, wie sicher auf Skiern zu stehen. Die Grundregel lautet: Je besser man fährt, desto mehr Spaß hat man. Denn trotz der großartigen Schneeverhältnisse in Kanada, ist vor allem gegen Ende der Saison auch Harsch möglich. Dann ist Können gefragt. Zu stürzen bedeutet nämlich, wieder aufstehen zu müssen, was bei den Massen an Schnee nicht ganz einfach ist. Auch Treeskiing, Fahren in der Baumzone, verlangt Geschick. Dafür ist man mit den „Fat Boys“, extrem breiten Skiern, unterwegs wie auf Schienen. Es fühlt sich an, als würde man über Schnee schweben – weiße Magie eben.
Wenn John mit einer Gruppe unterwegs ist, gibt er genaue Anweisungen. „Bitte bleibt rechts von mir. Links ist eine Gletscherspalte.“ Denn eines fährt bei ihm immer mit: Respekt vor der Natur. "Man muss die Berge bei allen Verhältnissen kennenlernen. Manchmal sind sie freundlich, manchmal weniger freundlich.“ Zehn Jahre sagt er, braucht man, bis man das Gebiet hier kennt. „Wir planen jeden Morgen, wohin es für die Gruppen geht. Das kann sich aber schnell ändern, wegen des Mikroklimas." Jede Menge „Behind The Scenes“, von denen der Gast nichts bemerkt. Nur die Schulung mit Lawinen-Schaufel, -Pieps und -Sonde ist für jeden Pflicht, egal wie oft er hier war. Erst dann darf er in den Heli steigen – das Abenteuer kann beginnen.
"Weit und breit kein Lift"
Cri Maierhofer, 44, ist Ex-Snowboard-Profi und war zehn Jahre unter den Top 5 der Welt. Kanada war immer seine Lieblingsdestination.
Seit 2014 ist er Geschäftsführer von CMH Austria.
Herr Maierhofer, wann hat Sie persönlich das Heli-Fieber gepackt?
2003 im italienischen Valgrisenche. Meine Frau hat bei einem Contest zwei Heliboarding-Tage gewonnen (Anm.: die 3-fache Boardercross-Weltmeisterin Ine Pötzl). Das war das Großartigste, was ich bis dahin erlebt hatte!
Sie waren selbst erfolgreicher Snowboarder und sind nun Organisator von Heliskiing in Kanada. Ist der Schnee dort wirklich so toll?
Das kann man mit Europa schon von den Schneemengen her nicht vergleichen. In Europa ist der Niederschlag auch nicht so regelmäßig. Man kann nie sicher planen. In Kanada hat man Tiefschnee-Garantie.
Wie oft waren Sie selbst dort?
Sicher zwölf Mal. Die berühmten „One Million Feet“ habe ich schon (3000.000 Höhenmeter – der Ritterschlag für Heliskier). Jeder, der das schafft, wird mit einer Zeremonie bedacht. Ein Spektakel!
Was macht Heliskiing aus?
Am meisten faszinieren mich die Berge da drüben. Weit und breit kein Lift, keine Häuser, nur Abgeschiedenheit.
CMH hat zwölf verschiedene Gebiete zum Heliskiing. Wie weiß ich, welches für mich das Richtige ist?
Ich kenne alle Gebiete. Deshalb weiß ich, dass man niemanden in die Monashees schickt, der wenig Gelände- und Tiefschnee-Erfahrung hat. Ein Skifahrer, der in Österreich alles fahren kann, hat dort aber die größte Gaudi.
Wann ist die beste Zeit für Heliskiing?
Für Einstieger ist der März gut, weil die Schönwetter-Phasen länger sind. Bei blauem Himmel fährt es sich leichter. Im Dezember und Jänner schneit es viel. Marlies und Bennie Raich waren Anfang März in den Monashees, hatten aber auch jeden Tag Neuschnee.
CMH steht für Canadian Mountain Holidays – oder doch für Cri Maierhofer Holidays?
Das hat sich einfach gut getroffen. Ich kann nur sagen: Danke Hans, dass du das so gemacht hast! (Anm.: Hans Gmoser war der Gründer von CMH)
INFO UND TIPPS
Anreise: Mit Lufthansa und Air Canada. Ab Wien, Linz, Innsbruck, oder Graz nach Frankfurt und von dort nach Calgary. Oder: Je nach Lodge von Frankfurt nach Vancouver und weiter nach Kelowna. Nur die Cariboos erreicht man über Kamloops.
Wichtig: Wie für die USA ist auch für die Einreise nach Kanada eine Online-Registrierung (ESTA) Pflicht. Jeder Gast muss sie vorab beantragen.
Ausrüstung: Vor Reisebeginn wird per Formular das Können eruiert. Das dient der Vorbereitung der passenden Skier und der Einteilung in die Skigruppe. Skischuhe sind selbst mitzubringen (am besten im Handgepäck, falls der Koffer verloren geht).
Kosten: Fünf Tage starten bei rund 5.000 Euro. Am teuersten ist Heliskiing in der Hochsaison von Anfang Februar bis Anfang März – nachfragebedingt. Kosten für sieben Tage: 11.000 Euro. Günstigere Angebote gibt es zu Weihnachten und Silvester. In der Regel bucht man jetzt für die Saison 2019/20.
Sicherheit: Vor Ort gibt es Lawinenrucksäcke. Wer seinen selbst mitbringt, muss ihn bei der Fluglinie anmelden. Am Beginn jeder Heliskiing-Woche werden die Gäste mit Lawinen-Piepser, -Schaufel und -Sonde vertraut gemacht.
Service: Eine Packliste finden Sie unter: www.cmh-heliskiing.com
Kontakt: CMH AUSTRIA, Ziegelstraße 20, 8045 Graz. Telefon: 0699/16216-826, E-Mail: office@cmh-heliskiing.com