Leben/Tiere

Neue Elefantenliebe: Auf den Spuren der Faszination Elefant im Wandel der Zeit

Elefanten haben seit jeher eine fast magische Wirkung auf uns Menschen – davon zeugen Kindheitserinnerungen im Zirkus und fantastische Fotografien in freier Natur.

"Jumbo war ein Elefant, und im Urwald altbekannt ...“ – an dieses Kinderlied erinnern sich Generationen. Auch Dumbo der fliegende Elefant, Walt Disneys süßer Außenseiter mit den großen Ohren, ist noch immer ein beliebter Kindertrickfilm, der erst im Vorjahr neu verfilmt wurde. Und der sprechende Elefant Benjamin Blümchen erzählt bis heute in den Kinderzimmern seine Abenteuer, die er im Zoo erlebt. Elefanten begleiten die Menschen seit der Kindheit, werden in vielen östlichen Religionen vergöttert und geliebt. Ähnlich wie bei uns, als ganz Österreich per Online-Voting darüber abstimmte, welchen Namen das süße Elefantenbaby aus dem Schönbrunner Zoo bekommen sollte. Kibali ist heuer ein Jahr alt (Foto oben). In Zirkus-Shows zeigten die grauen Dickhäuter jahrzehntelang ihre Kunststücke – zur Freude der Kinder. Wie sie zu Stars in der Manege wurden, erzählt auch der Bildband der Zirkusfamilie Knie, "100 Jahre Knie Elefanten", der einen nostalgischen Überblick über den Wandel im Zirkusleben zeigt. Warum aber sind Elefanten so beliebt? Warum erfreut sich das ganze Land, wenn ein Elefantenbaby geboren wird? Und vor allem, wie kommt es, dass wir keine Angst vor Elefanten haben, sondern ihre Nähe suchen? Die Wiener Biologin und Elefanten-Forscherin Angela Stöger-Horwath erklärt, warum besonders die Elefanten so eine Faszination auf den Menschen ausüben. "Elefanten sind, wie wir Menschen auch, langlebige und sehr soziale Säugetiere. Sie leben in Herden.

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Franco Knie jun. und Linna Knie-Sun zeigten noch 2010, hier in Ceylon, ihre Kunststücke gemeinsam mit den Dickhäutern

Familienmitglieder, nah verwandte Weibchen und ihre Jungen haben ein sehr inniges Verhältnis. Sogar nach sehr kurzen Trennungen fallen Begrüßungen überschwänglich aus. Es wird viel vokalisiert und sie berühren sich gegenseitig, das ist ein richtiges Ritual", erzählt die Biologin, die in Schönbrunn schon Elefantenbaby Kibali belauschte. "Auch dass Elefanten eine lange Kindheit haben und viel lernen müssen, ist ähnlich wie bei unseren Kindern." Lustig auch ihr Begrüßungsritual: sie trompeten, schwenken Ihre Rüssel und haken sie ineinander, fast wie bei einem Handshake.

Wunder Elefant

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Das alte Zirkusplakat zu Knies dressierten Elefanten von 1938 zeigt ein Stück Zirkusgeschichte

Gerne erinnern wir uns auch an den Zirkus unserer Kindertage zurück.Wenn die Elefanten mit ihren Rüsseln prustend Wasser in den Zuschauerraum spritzten, einbeinig auf Bällen in der Manege balancierten, oder gar mit den Rüsseln sorgfältig und bedächtig prächtig gekleidete Zirkusakrobaten fast zärtlich hoch hoben. Und den Zusehern stockte schon manchmal der Atem, wenn die Akrobaten des Zirkus Knie noch bis vor wenigen Jahren auf dem Rücken der Dickhäuter ihre Kunststücke vorzeigten. Wenn die klugen Schwergewichtler bis zu 20 Befehle entweder mit ihrem Rüssel, den Stoßzähnen, der Stirn oder den Beinen ausführen, müssen sie sich besonders gut konzentrieren. Artistik paarte sich damals noch mit Elefantendressur, denn ein Zirkus ohne Elefanten war noch bis vor wenigen Jahren undenkbar. Seit der Globalisierung faszinieren uns die sympathischen Pflanzenfresser, die mit den ersten Schaustellern aus Asien nach Europa gelangten. Die Tiere wurden nicht nur als Entertainer gesehen, bis in die 1930er-Jahre wurde sogar mit ihnen gehandelt. Dass der erste Elefant bereits 1553 von den Wienern bestaunt werden konnte, ist fast vergessen. Damals schenkten Johanna, Tochter Kaiser Karls V., und Isabella von Portugal, Maximilian, dem Neffen des Kaisers und späteren Kaiser Maximilian II. einen indischen Elefanten namens Soliman.

Elefanten-Dating

Lustig ist ihr Verhalten beim Zusammentreffen mit Menschen in Nationalparks und in Zoos: Menschen, die sie nicht mögen, ignorieren sie und denen, denen sie vertrauen, zeigen sie gerne ihren Allerwertesten. Davon zeugen unzählige Schnappschüsse im Netz, die Menschen auf aller Welt bei ihrer Begegnung mit Elefanten auf Insta & Co posteten. Jedes nahe Zusammentreffen mit ihnen bedeutet für den Menschen Glück und Freude. Denn Elefanten sind die Tiere hinduistischer Götter und gelten als Glücksbringer und Symbol für Fruchtbarkeit, Reichtum und Wohlstand.

Elefanten und Aktivisten

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Fotograf Joachim Schmeisser lichtete eine Gruppe von verwaisten Babyelefanten bei ihrem Schlammbad im Nationalpark Tsavo East in Kenia ab

Laut www.futureforelephants.org gibt es heute nur noch drei Elefantenarten von ursprünglich über 100. Noch vor rund 150 Jahren zogen 20 Millionen über die Kontinente, heute sind es nur mehr geschätzte 350.000. Artgerechte Tierhaltung wird mittlerweile gesetzlich geregelt. Aktivisten und Fotografen rücken weltweit aus, um auf das Schicksal der Dickhäuter aufmerksam zu machen. So zeugen die Bilder von verwaisten Babyelefanten von Fotograf Joachim Schmeisser von illegalen Elefantenjagden in Afrika. Die Babyelefanten bekamen
im „The David Sheldrick Wildlife Trust“ ein neues Zuhause. Schmeisser dokumentierte dabei auch den Kampf gegen die Wilderer. Und nicht nur dank Initiativen von Tierschützern werden frühere Zirkus-Elefanten heute in Zoos und freie Wild-Gehege übersiedelt. Als vehemente Tierschützerin wollte auch Sängerin Cher auf das Schicksal von Elefanten in Gefangenschaft aufmerksam machen und ritt auf einem überlebensgroßen, prachtvoll geschmückten indischen Elefanten auf die Bühne – er war aus Pappmaschee.

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Sängerin Cher ritt im Vorjahr auf einem indischen Papier-Elefanten auf die Bühne

Jahrelang setzte sich die Sängerin für die Freilassung des einsamen Elefanten Kaavan im Zoo von Islamabad ein. Erst kürzlich wurde er freigelassen und übersiedelt. Zur Zeit formieren sich auch wieder verstärkt Tierschützer in Südafrika. Denn Löwen, Elefanten, Geparde, Zebras und Nashörner gelten dort seit Kurzem nicht mehr als Wildtiere, sondern als Nutztiere. Deshalb wird befürchtet, dass das seltene Fleisch auf den Speisetellern der Luxus-Restaurants landet. Auch der Handelmit Elfenbein ist gesetzlich verboten, obwohl es in Afrika immer noch genug davon gibt. So wurden in Kenia unter Anwesenheit von Leonardo DiCaprio und Elton John, beide aktive Tierschützer, 100 Tonnen Elfenbein und Horn verbrannt, um dem illegalen Handel mit dem "weißen Gold" entgegenzuwirken, der sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelte. Und jetzt im Mai bekam Shiloh Jolie-Pitt, Tochter von Umweltaktivist Brad Pitt, eine Patenschaft über einen verletzten Elefantenbullen aus Namibia zum Geburtstag, den sie Apollo taufte.

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Star in der Manege

Auch die weltbekannte Zirkusfamilie Knie verzichtet seit 2015 auf Elefanten in der Manege und übersiedelte ihre Tiere in den Elefantenpark Himmapan in Rapperswill. Das neue Buch über den Zirkus Knie dokumentiert eindrücklich den Wandel der Elefantenhaltung und der Einstellung gegenüber den Tieren innerhalb eines Jahrhunderts, den die Zirkusfamilie in über fünf Generationen vorbildlich mitbestimmt hat.

Buchtipps: 100 Jahre Knie-Elefanten. Herausgegeben von Franco Knie und Kurt Müller. In Zusammenarbeitmit Knies Kinderzoo, Rapperswil-Jona Verlag Scheidegger & Spiess, 48 €

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"Elephants in Heaven" von Fotograf Joachim Schmeisser, erschienen im Bildband von teNeues, https://www.teneues.com