Leben/Salz und Pfeffer

Florian Holzers Restauranttest: Noble Savage

Heute kann man sich das kulinarische Wien ohne Lokale, die sich auf die japanische Nudelsuppe „Ramen“ spezialisiert haben, gar nicht mehr vorstellen. Vor sechs Jahren war das noch anders, da kannte die aufwendig gebrühte Suppe noch kein Mensch, da betraten der Dolmetscher Igor Kuznetsov und seine beiden Compagnons mit ihrem „Karma Ramen“ noch absolutes Neuland. Ende des vergangenen Jahres schlug Kuznetsov jedoch einen neuen Weg ein, übernahm das Tages-Lokal „Reisinger’s“ am Salzgries, nannte es „Noble Savage“, stattete es mit einer hübschen Tapete aus und kocht hier nun seine ganz persönliche Küche: maximal acht Gänge, stilistisch irgendwo im Spannungsfeld zwischen französischer Klassik, Japan, Korea und natürlich Igors Heimat Russland angesiedelt.

So kommt etwa das Tatar vom Filet der alten Milchkuh in einem mürben Teig-Schüsselchen, ergänzt mit Lachskaviar, gewürzt mit geröstetem Reispulver und scharfer Gochujang-Mayonnaise an den Tisch, die Bandnudeln vermengt Kuznetsov mit salzigem Seelachs-Rogen vom Markt aus Seoul, die hübsche kleine Pastete mit einer Fülle aus Ei, Kraut und Zwiebel ist dann wieder sehr französisch. Die „Noble Savage“-Interpretation des Lamm-Currys war noch nicht ganz überzeugend, das über Holzkohle gegrillte Filet der alten Milchkuh mit Salsa verde und Kohlrabi mit ein bisschen Sardellenbutter dafür umso mehr. Und der italienische Eiskaffee Affogato (mit Dulce de Leche-Eis) bekommt noch einen Hauch Chili-Aromen aus der Sprühflasche (4 Gänge 55,–, 8 Gänge 99,– €). Sehr interessantes Essen!

Noble Savage
Wien 1, Salzgries 15, 
Tel: 0664/994 98 389
Di-Sa 17.30-23
www.noblesavage.at

Bewertung
Essen: 42 von 50
Service: 9 von 10
Weinkarte: 11 von 15
Ambiente: 22 von 25
Gesamt: 84 von 100

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