Leben/Salz und Pfeffer

Florian Holzers Restauranttest: Kuchlmasterei

Die „ Kuchlmasterei“ hat zweifellos Stehaufmanderl-Qualitäten: In den 70ern und 80ern war sie neben „Steirereck“, „Korso“ und „Prinz Eugen“ einer der Orte, an denen die „Neue Wiener Küche“ zelebriert wurde, hier stets ein bisschen barocker als in den anderen Top-Restaurants dieser Zeit. Nach ein paar erfolglosen Comeback-Versuchen war der Gourmettempel vier Jahre zu, wurde 2015 von osteuropäischen Betreibern mit viel Aufwand renoviert und mit kreativer Fusions-Küche bekocht, allerdings nicht lange. Und vor drei Monaten startete der nächste Versuch: Diesmal unter der Leitung von Vladimir Yadlovskiy, einem erfolgreichen Gastronomie-Unternehmer aus der Ukraine, der hier seine Liebe für französische Küche unter Beweis stellen will. Das Grottenbahn-Design des Lokals blieb unverändert, Balken-Decke, Kristallluster, Kandelaber, die Speisekarte erweist sich etwas ziviler als beim Vorgänger: sieben Vorspeisen, fünf Hauptgänge, drei Desserts. Allerdings gab es das meiste davon gar nicht und von drei ausgewählten Weinen war keiner vorrätig. Zu bekommen war ein leider etwas zäher Oktopus-Arm mit violettem Püree und diversen bunten Chips (12,70 €) oder tadellose Weinbergschnecken nach klassischer „Bourguignonne“-Zubereitung, allerdings ohne Zange serviert, und daher mit bloßen Fingern zu essen (12,90 €). Beim „Lammlachs“ – zwei Stück rosa gebratenes Lammfilet – entsprach zwar keine der Beilagen der Ankündigung auf der Speisekarte, dafür erinnerte der farbenfroh drapierte Gang sehr an die Küchenphilosophie vor 25 Jahren (24,90 €). Und wurde damit der Location gerecht, was ja auch eine Leistung ist.

Kuchlmasterei,
Wien 3, Obere Weißgerberstr. 6,
Tel: 01/410 26 69,
Di-Sa 17.30-23,
www.kuchlmasterei-rest.com

Bewertung:
   Küche: 26 von 35
   Keller: 6 von 10
   Service: 12 von 15
   Atmosphäre: 13 von 15
   Preis/Wert: 13 von 20
   Familie: 1 von 5
Gesamt: 71 von 100

florian.holzer@kurier.at