Florian Holzers Restauranttest: Das Glashaus
Von Florian Holzer
Architekten und Gestalter von Trabantenstädten können eines sehr gut, nämlich überdimensionale Lego-Häuser rund um „Plazas“ arrangieren. Was sie weniger gut können, ist mit der gastronomischen Infrastruktur umgehen, weshalb sich die Lokale im „Quartier Belvedere“, am Nordbahnhof-Gelände und ähnlichen Lagen auch alle gleichen: Sie sind seelenlos. Umso überraschender das neue „
Glashaus“ im „Viertel 2“ in der Krieau, das zwar auch ungefähr genauso aussieht wie alle anderen Trabanten-Lokale, aber definitiv mehr zu bieten hat als nur Burger, Smoothie, Cheesecake und Superfood-Bowl. Denn die beiden jungen Küchenchefs Marvin Mudenda und Phillip Luther, beide zuvor im „Plafond“ im Wiener MaK beschäftigt, dürfen hier offenbar so kochen, wie es einem auch in einer natürlich gewachsenen Stadt schmecken würde, zumindest am Abend: Man beginnt mit cremig gerührter Büffelbutter auf gutem Brot, genießt dazu ein (seltenes!) Austrian Lager der CulturBrauer, erfreut sich an hausgemachten Antipasti (9,90 €), gegrilltem Fenchel mit Orangenfilets (8,90 €), einer erfrischenden Sommersuppe aus Gurke, Kräutern, Ziegenjoghurt und Chili-Öl (4,90 €) oder einem großartigen, Sous-vide-gegarten Schweinebauch mit rasant gewürztem Linsen-Gemüse (10,90 €). Bei den Hauptspeisen wird’s dann wieder herkömmlicher, weshalb man auf die Tagesangebote achten sollte: Mit etwas Glück gibt’s dann zum Beispiel ein „Dreierlei von der Oma-Kuh“, also aromatisches (wenngleich nicht ganz so zartes) Fleisch von 15 Jahre alten Milchkühen, getrocknet, als Roulade und als köstliches Ragout (18,90 €). Überraschend, außergewöhnlich und gut.
Das Glashaus,
Wien 2, Am grünen Prater 11,
Tel: 01/348 35 53,
Mo-Sa 9-24, So 9-18,
https://www.dasglashaus.at
Bewertung:
Küche: 27 von 35
Keller: 6 von 10
Service: 14 von 15
Atmosphäre: 13 von 15
Preis/Wert: 15 von 20
Familie: 4 von 5
Gesamt: 79 von 100
florian.holzer@kurier.at