Wie kommt ein Wasserfall ins Wüstenland?
Man stelle sich vor, welche Sensation das in einem Land ist, das zu gut achtzig Prozent von Wüste bedeckt ist: Wassermassen fallen unter Getöse über die mächtigen Felsklippen in die Tiefe. Wenn der Charif (der im Oman gebräuchliche Ausdruck für den asiatischen Südwestmonsun) die Region im Süden des Oman von Mitte Juni bis in den September hinein fest im Griff hat, herrscht in den Dhofar-Bergen kein Wassermangel, und Scharen von Schaulustigen pilgern zum Wasserfall – aus drei guten Gründen:
- Fast zweihundert Meter fällt das Wasser in die Lagune Khor Rori, eine der schönsten Buchten der Region. Hier an der Flussmündung des Wadi Darbat liegt der antike Handelshafen Sumhuram, der samt Archäologiepark und den Stätten des Weihrauchhandels seit bald zwanzig Jahren UNESCO-Weltkulturerbe ist. Gerne erzählt man hier auch, dass die Königin von Saba von Sumhuram aus ein mit Weihrauch beladenes Boot ins Reich von König Salomon schickte. Wenn es nicht wahr ist, so ist es gut erfunden.
- Für alle, die es lieber naturnahe mögen: Vom Grabungsgelände aus hat man einen guten Blick auf den idyllischen Meeresarm, der Schutzgebiet für Zugvögel und Winterquartier für Flamingos ist.
- Wer sich in die andere Richtung – den Bergen zu – wendet, kann entlang des unwirklich türkisen Flusses wandern – ins immergrüne Tal Wadi Darbat. Vorbei an Kamelen, Rindern, Wasserkaskaden, kleinen Seen, und riesigen Tropfsteinhöhlen, deren Felszeichnungen davon zeugen, wie lange Menschen es in diesem Tal schon schön finden.
All das ist einmalig in ganz Arabien. Und so findet in der vierzig Kilometer entfernten Hauptstadt Salalah während der Regenzeit ein achtundvierzigtägiges Festival statt. Motto: Klimaphänomen Wasserfall schauen!