Schön, knackig, steirisch: Anna F. erobert London
Von Andreas Bovelino
Als 20-Jährige mit Lenny Kravitz auf Europa-Tour. Nicht nur das, sondern von ihm höchstpersönlich ausgesucht – was für ein Paukenschlag als Karriere-Start. Da gibt’s nicht viele auf der Welt, in Österreich wohl gar nicht, das darf man so sagen.
Außer Anna F. natürlich. Vor zehn Jahren war das, es folgten CDs in den Charts, Preise, Goldene Schallplatten in Österreich und Italien. Und immer wieder ausgesprochen lange Pausen. 2010 erschien die Debüt-CD, erst 2014 folgte Nummer zwei. Mit ihrer neuen Londoner Band, einer der freshesten Combos des Jahres, hat sie gerade einen Indie-Hit: „Boom“. Für heuer sind weitere Singles geplant, eine komplette CD soll 2020 folgen. Was dauert denn da immer so lange?
„Stimmt eigentlich“, sagt die schöne Steirerin im Interview, „das ist schon lange. Aber ich weiß auch nicht, irgendwie braucht das bei mir halt, bis alles passt“ Und jetzt im Moment passt es grad richtig gut. Seit einem Jahr lebt Anna im Londoner Künstlerviertel Hackney Wick. Mit den Kampfgefährtinnen Cheryl Pinero (The Go! Team, KT Tunstall), Laura Williams und Emily Linden hat sie die superlässige Band FRIEDBERG gegründet. Genau, benannt nach ihrer Heimatstadt in der nordöstlichen Steiermark. „Das wissen die Engländer jetzt noch nicht so genau, was der Name bedeutet – aber das kommt schon“, sagt sie lachend.
Überhaupt: „London hat nicht auf einen gewartet – das muss man sich als Musiker hart erarbeiten.“ Warum dann die Komfortzone Wien/Berlin verlassen? „Weil ich es wissen wollte.“ Erste Gigs in Pubs. Keine Gage, nicht einmal Gratisgetränke. „Dagegen war es in Wien richtig luxuriös, als du mich im B72 entdeckt hast!“
Dann gab es natürlich auch noch die Filme. Das preisgekrönte „Invasion“ (2012) und „Der Mann aus dem Eis“ (2017) mit Jürgen Vogel. „Und mit Benjamin Biolay hab ich in Paris praktisch eine komplette CD aufgenommen. Weiß allerdings nicht, wann wir die veröffentlichen. Der Sound ist doch sehr anders als mit meiner aktuellen Band ...“
Die wird mittlerweile auch in den englischen Radiostationen gespielt. „Sogar von meinem Lieblings-Radio-DJ Steve Lamacq auf BBC Radio 6!“, sagt Anna begeistert. Und Lenny? Kravitz? Hat sie da noch Kontakt? „Doch klar. Als ich mit Bioalay aufgenommen hab, hab ich ihn öfter getroffen, weil er ja ein Haus in Paris hat. Er war auch der Erste, dem ich das neue Material vorgespielt hab.“
Und hat es ihm gefallen? „Ja sehr ... Vielleicht ergibt sich da wieder etwas. Mehr kann ich noch nicht sagen ...“
Na „Boom“!
BEST OF STEIERMARK
FRIEDBERG: Boom – Die erste Single der neuen Band von Anna F. Rockt!
SOAP & SKIN: Heal – Aus dem südsteirischen Poppendorf in die Welt. Ein echter internationaler Indie-Star (u.a. mit Anna Calvi, Musik für Netflix-Serie „Dark“)
BINDER & KRIEGLSTEIN: Stadtrad – Die neue Single meiner Lieblingssteirer. Wieder groß. Wie „Piraten“, „Alles verloren“, „Wir wissen nicht“, „Kummst du ma blöd“, „Drink All Day“, „Lovely“, „Fahrradlied“...
VIECH: Sag Ja – Seit dem „Steuermann“ (2013) eine der besten Bands des Landes.Und natürlich: "Ich hab viele Fehler gemacht"...
GUSTAV: Abgesang – Die Grazerin Eva Jantschitsch alias Gustav begeisterte 2003 mit „Rettet die Wale“. Inzwischen macht sie auch Theatermusik und komponierte für die Salzburger Festspiele.
SON OF THE VELVET RAT: Surfer Joe – Längst auch in der US-Indierock-Szene etabliert. Zu recht. Fantastische Band.
THE BASE: Blame It On The Moondog – Seit 30 Jahren aktiv. Eine der dienstältesten Bands des Landes. Und der klassesten!
FAREWELL DEAR GHOST: Fire – Mit dieser sensationellen Powerpop-Single eroberten sie Österreich. Inzwischen sind sie weltweit aktiv.
CAFE DRECHSLER: And Now ... Boogie! – Okay, nur der Zeugler Alex Deutsch ist aus Irdning. Aber so wie er spielt, reicht das für alle drei.
PAENDA: Limits – Yep, auch Österreichs Eurovision-Teilnehmerin ist steirisch.