Welche Teppiche jetzt gefragt sind und einen Blogger Trend ersetzen
Es war Anfang der Neunzigerjahre, als der Teppich aus der Mode kam. Der Minimalismus mit viel Schwarz und Stahl hielt Einzug in die eigenen vier Wände. Da hatte man für heimelige Bodenvorleger wie den altgedienten Perserteppich keinen Platz mehr.
Der Teppich galt lange Zeit als verstaubt – und das nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes. Erst jetzt feiert er langsam sein Comeback. Weil das Modewort Hygge in aller Munde ist und das Eigenheim nun in erster Linie als kuscheliger Wohlfühlort gesehen wird, dürfen sich Teppiche wieder in Wohn-, Schlafzimmer und Küche breitmachen. Der Stellenwert der Gemütlichkeit ist durch die Lockdown-Zeit daheim noch einmal in die Höhe geschnellt.
Mehr nachhaltige Angebote
Das neue Unternehmen der deutschen Influencerin und Medienexpertin Cloudy Zarocki ist wohl der beste Beweis dafür. In Berlin hat sie kürzlich ihr Label „Hand in Hand“ gegründet. Zu kaufen gibt es handgewebte Teppiche im Karomuster. Aus Schurwolle, natürlich gefärbt, in Europa von einem Familienbetrieb gewebt – und nur auf Vorbestellung (80x120cm ab 299 Euro).
„Sie vertreten die gleiche Vision davon, wie Produkte eigentlich hergestellt werden sollten: Ohne Kinderarbeit, mit fairen Löhnen, unter fairen Arbeitsbedingungen und eben nicht auf Masse und unter menschenunwürdigen Zuständen“, erklärt Zarocki über die Zusammenarbeit in einem Interview.
Vorbild aus Österreich
In der Modebranche werden diese Probleme schon eine Weile bewusster behandelt, im Einrichtungsbereich sind sie noch weitaus weniger präsent. Wer hier auf Bioqualität und Nachhaltigkeit setzt, muss länger suchen – und findet sich vielleicht bei einer österreichischen Firma wieder.
In der „Respect“ Kollektion (140x200cm ab 650 €) der Vorarlberger Hersteller Tisca sind die weltweit einzigen Handwebteppiche zu finden, die vom Schaf bis zum fertigen Werkstück lückenlos mit dem führenden Standard für ökologisch nachhaltige Textilprodukte zertifiziert sind.
Dass dieses Zertifikat im Teppichbereich noch einzigartig ist, zeigt auf, wie wenig transparent und problematisch die Herstellungsprozesse hier sind.
Von den Kunden wird aber schon immer öfter nach unbehandelten, ungefärbten Wollteppichen gefragt – oder zumindest nach recycelten Materialien. Design-Marken wie Ferm Living reagieren darauf und bieten Exemplare an, die durch spezielle Verfahren zu 100 Prozent aus Plastikflaschen hergestellt werden können. Ihr größter Teppich etwa besteht aus 500 PET-Flaschen (um 585 Euro).
Auch recycelte Baumwolle ist bei Labels wie Lorena Canals immer öfter in Verwendung, die etwa mit ihren waschbaren Teppichen bekannt wurde.
Angebote aus Naturmaterialien wie Jute und Sisal sind ebenfalls stark im Steigen. Zum einen, weil sie relativ günstig in der Anschaffung sind, zum anderen, weil diese schnell nachwachsenden Pflanzen ressourcenschonend sind. Sie benötigen kaum Dünger oder zusätzliches Wasser. Außerdem werden sie nicht mit Chemikalien gebleicht oder gefärbt.
Geo-Muster im Trend
Was rein ästhetische Trends angeht, setzt man derzeit auf natürliche Looks in Beigetönen. Aber auch auffällige geometrische Muster auf Kurzflor und asymmetrische Teppiche in Collagen-Art ersetzen die vor kurzem noch hoch gehandelten Beni Quarain Berber-Teppiche in Weiß mit schwarzem Strichmustern in Rautenform.
Vor allem bei Interior-Bloggern war der Berber begehrt und galt in den letzten Jahren als Must-Have. Weniger beachtet wurde, dass die Qualität ob der großen Nachfrage oft mangelhaft war und auch hier oft gebleicht wird, weil die Wolle nicht von Natur aus derart Weiß ist. An dem Expemplar, der in gefühlt jeder Blogger-Wohnung zu sehen ist, hat man sich seit einiger Zeit jedenfalls satt gesehen. Die oben genannten Trends ersetzten den Beni Quarain langsam aber sicher.
Weniger Freude bei dem Teppich-Revival dürften übrigens Hausstauballergiker haben. Aber man muss ja nicht jeden Wohntrend mitmachen.