Tschüss, Daune: Diese Wintermäntel werden mit Blumen gefüllt
Von Maria Zelenko
Einst als verlässlicher Warmhalter populär geworden, hat die Daune zunehmend ein Image-Problem. Zu Recht, findet Corinna Reinisch. "Zwar ist Lebendrupf in der EU seit 1999 verboten, jedoch nicht Lebendraufen", sagt die Nutztier-Expertin von Vier Pfoten. Bei letzterer Methode wird den Gänsen nur während der Mauser zu Leibe gerückt. In der Theorie eine tierfreundlichere Alternative, in der Praxis kaum umsetzbar. Reinisch: "Bei sehr vielen Tieren in einem Betrieb können nie alle gleichzeitig im Federwechsel sein". Sie erhalte immer häufiger Anrufe, um Auskünfte zu einzelnen Marken zu geben.
Doch wie nachhaltig sind die veganen Varianten? Zahlreiche Firmen für Outdoor-Bekleidung arbeiten mit dem Material Primaloft, das zwar so warm wie echte Daune sein soll, jedoch auch zum größten Teil aus Polyester besteht. Letzteres ist nach wie vor die verbreitetste Alternative zum echten Gefieder – und besteht bislang nur in wenigen Fällen aus recycelten Stoffen. Kurz: Gut fürs Tier, schlecht für die Umwelt.
Warm ohne Polyester
Immer mehr Firmen suchen deshalb nach Füllungen natürlichen Ursprungs. "Baumwolle und Tencel (aus Eukalyptusholz gewonnen) kommen zunehmend zum Einsatz", erklärt Corinna Reinisch. In ihrer Wiener Boutique Muso Koroni bietet Jasmin Schister unter anderem Wintermäntel aus Kapok an. Die Cellulosefasern werden aus der Frucht des Kapokbaums gewonnen und aufgrund ihrer sehr hohen Isolierfähigkeit häufig Pflanzendaune genannt.
Die aktuell außergewöhnlichste Daunenalternative stellte jüngst das Label Pangaia vor. Mit der Kollektion namens FLWRDWN bietet das hinter der Marke stehende Designerkollektiv auf thepangaia.com Winterjacken an, die mit Wildblumen gefüttert sind. "Wir haben lange nach einer neuen nachhaltigen Möglichkeit gesucht, Winterjacken zu produzieren", sagt Maria Srivastava, Chief Brand Officer bei Pangaia, im Gespräch mit dem KURIER. "In diesem Material stecken zehn Jahre Forschung."
In Kombination mit dem Dämmstoff Aerogel und natürlichen Polymeren soll die pflanzliche Füllung bei Temperaturen von bis zu minus 20 Grad tragbar sein. Jene Blumensorte, die Pangaia benötigt, wächst auf nord- und südamerikanischen Wiesen. Welche Pflanze exakt zum Einsatz kommt, verrät Srivastava aufgrund des Patents nicht. Nur so viel: "Es ist eine ganz bestimme Sorte Wildblumen, von der nicht nur die Blüten, sondern auch mehrere andere Teile verwendet werden können. Sie wächst nirgendwo anders." Die Gewinnung erfolgt auf Flächen eines regenerativen Landwirtschaftsprojekts, das auch zum Erhalt einer lokalen Schmetterlingsart beiträgt. Auch bezüglich Wasserverbrauch kann die "Blumendaune" punkten: Im Gegensatz zu Baumwolle, für deren Anbau unzählige Liter benötigt werden, werden die Wildgewächse nicht gegossen.
Je nach Größe und Länge der Jacke werden zwischen 400 und 550 Gramm der biologisch abbaubaren Füllung benötigt. Kostenpunkt für die neuartige Winterbekleidung: rund 500 Euro. Die Kollektion hält die Marke, die sich auf innovative Materialien spezialisiert, bewusst klein. Es gehe auch darum, eine Vorbildfunktion zu erfüllen, erklärt Maria Srivastava: "Wir wollen anderen in der Modeindustrie zeigen, was in Sachen Nachhaltigkeit möglich ist."