Leben/Mode & Beauty

Realität statt Glamour: Die neue Ästhetik in der Modewelt

Von ihrem derzeitigen Job hat sie jahrelang geträumt: Gabriella Karefa-Johnson ist Stylistin für die US-Vogue und hat als erste Afroamerikanerin ein Cover der Modebibel gestaltet.

Noch vor zehn Jahren stand die New Yorkerin für ein Autogramm der Vogue-Kreativdirektorin Grace Coddington in einer Warteschlange. Damals erklärte die Studentin der weltbekannten Modeexperten dann, dass sie als Widmung gerne den Satz "Für meine zukünftige Assistentin" auf eine Mode-DVD geschrieben hätte.

Eine kecke Bewerbung, die zwar nicht in einem Job endete, Gabriella Karefa-Johnson hat es aber auch ohne Coddingtons Zutun als Fashion Director in die Vogue geschafft.

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Realistisch

Ihr Stil entspricht jener Bildsprache, auf die die Modewelt seit Kurzem ganz versessen ist. An den vielen überzeichnet-glamourösen Bildern hat man sich offenbar satt gesehen - gefragt sind nun Inszenierungen wie jene von Johnson, die Haute Couture Kleider in eine authentisch-unverfälschte Umgebung einbettet - ohne dabei jedoch trist zu erscheinen.

Ihre Sujets sehen ungestellt aus und versprühen stets etwas Positives. Genauso wie ihre mutig-farbenfrohen Outfits, mit denen sich die Stylistin ebenfalls schon einen Namen gemacht hat.

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Aufmerksamkeit durch Fotos im Garage Magazin

Bekannt wurde Karefa-Johnson mit ihren Stylings für das Garage Magazin. Sie setzt dort Promis wie Mary. J. Blige, Rihanna oder Kendall Jenner in Szene.

Bei der Vogue hat sie zwar ihr Handwerk als Praktikantin und Assistentin gelernt, aber erst als sie sich bei anderen Magazinen wie Elle oder Wonderland's beweisen konnte, kam sie als Modeassistentin von Tonne Goodman zur Vogue zurück.

Schließlich offerierte ihr Chefin Anna Wintour vor Kurzem erstmals den Jobs als Fashion Director für das Covershooting von Übergrößenmodel Paloma Elsesser.

 

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Mehr Diversität

Nicht dünn, nicht weiß

Ihr großes Anliegen: Mehr Diversität in die großen Modemagazine bringen. Sie habe sich mit ihrer Hautfarbe und ihren Körpermaßen nie repräsentiert gefühlt, gibt  sie unumwunden zu. Karefa-Johnson über ihre ängstlichen Anfänge bei der Vogue: "Ich habe gedacht, dass ich den Background nicht habe, den man dazu braucht. Ich komme aus keinem reichen Haus, bin nicht dünn, nicht weiß, trage nicht Celine von Kopf bis Fuß. Ich werde herausstechen wie ein bunter Hund."

Heute sei der Redaktionsalltag in der Modebibel aber Gott sei Dank komplett anders, ergänzt sie.

Leuten wie Anna Wintour kommt die coole New Yorkerin gerade recht - nach einem Shitstorm, sie habe afroamerikanische Mitarbeiter schlechter behandelt, will Wintour demonstrativ zeigen, dass sie auch Personen wie Karefa-Johnson eine große Bühne gibt.

 

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Noch ein neuer Styling-Star: Tyler Mitchell

Und es gibt noch jemanden, der für eine neue Ästhetik in der Modewelt steht: Tyler Mitchell. Der erst 25-jährige Fotograf hatte schon Kaliber wie Zendaya, Kaia Gerber oder Beyonce vor der Linse und für Marken wie Marc Jacobs und Givenchy gearbeitet.

Mitchells Fotos sind ebenfalls nicht so bombastisch und realer wie man sie aus Hochglanzmagazinen gewohnt ist, für die er mittlerweile gebucht wird.

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Aus der Mode-Blase heraustreten

Gerne zeigt der in Atlanta aufgewachsene Shootingstar seine Protagonisten vor scheinbar unachtsam drapierten Stoffbahnen, die Falten werfen, in Äckern oder vor verfallenen Häusern. Früher hat er Skate-Videos gedreht, heute gilt er als gefragter Fotograf, um den sich Magazine wie i-D reißen.

Und wie Gabriella Karefa-Johnson ist es Mitchell wichtig, aus der elitären Fashion-Bubble, in der die immer gleichen Glamour-Bilder entstehen, herauszutreten. "Bei Inklusivität geht es darum, zu reflektieren, wie die Welt aussieht, wenn man aus dieser Mode-Blase herauskommt – denn so sieht die reale Welt nicht aus."

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Kontroverses Vogue Cover

Tyler Mitchell war es auch, der Superstar Beyonce für das Cover der US-Vogue im Jahr 2018 fotografiert hat - als erster Afroamerikaner in der Geschichte des berühmtesten Modemagazins der Welt.

Und Kamala Harris, die designierte US-Vizepräsidentin, ebenfalls für die Vogue. Das Coverfoto halten viele für einer solch mächtigen Politikern "unwürdig", wie sich Kritiker im Netz beschweren. Außerdem sei die Haut von Harris auf dem Foto zu sehr aufgehellt worden.

Zumindest ist das bodenständige Sujet, das die Vizepräsidentin in Converse vor faltigen Stoffbahnen zeigt, schnell begründet, wenn man Mitchells vorangegangene Werke und Intention kennt.

Seine Herangehensweise an den Job, von dem Tausende seiner Zunft träumen, erklärte er der Vogue 2018 so: "In den 1990ern waren viele Fotografen – vor allem im Modebereich – in ihrem Verhältnis zu den Models eher diktatorisch. Mit meinem Ansatz, offener für die Ideen eines menschlichen Motivs zu sein, eröffnet man automatisch ein Gespräch, das nicht von oben herab ist. (...) Ich bin hier nicht das A und O, sondern nur ein Rädchen im Getriebe."

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