Modisch maskiert: Warum halb Hollywood jetzt Bandana trägt
Von Julia Pfligl
Im Gerichtssaal waren sie erbitterte Gegner, rein optisch jedoch ganz auf einer Linie: Sowohl Johnny Depp als auch seine Ex-Frau Amber Heard bedeckten ihre Gesichter vergangene Woche auf dem Weg zum Prozess mit am Hinterkopf zusammengebundenen Bandanas.
Die quadratischen Stofftücher avancierten inmitten der Corona-Krise zum Lieblingsaccessoire der Superstars – auch die Schauspieler Jane Fonda, Kristen Stewart und Chris Pine wurden jüngst mit der modischen Alternative zum medizinischen Mund-Nasen-Schutz abgelichtet. „Es macht absolut Sinn“, zitiert der Independent die Design-Professorin Nicola Ashmore: „Ein Flecken Stoff, der einst zum Schutz vor der rauen, staubigen Prärie-Luft verwendet wurde, dient jetzt als Symbol der Verteidigung vor einer unsichtbaren, aber sehr realen Bedrohung: Covid-19.“
Politisches Statement
Die ersten Bandanas – bandhana ist Hindi und bedeutet binden – wurden 1789 entworfen und seitdem von Cowboys, Feministinnen und Gangsterrappern getragen, den bis dato letzten Boom erlebten sie in den Neunzigern. Jetzt rückt SARS-CoV-2 die meist 60 x 60 Zentimeter großen Baumwolltücher mit dem Paisley-Muster erneut in den Fokus. In Kalifornien, wo die A-Promi-Dichte besonders hoch ist, ist das Virus nach wie vor nicht unter Kontrolle – wer unmaskiert vor die Linse der Paparazzi gerät, muss mit einem gewaltigen Shitstorm in den sozialen Medien rechnen. Längst gilt die Bedeckung von Mund und Nase auch als politisches Statement gegen die Politik Donald Trumps.
Doch wie effektiv sind die Tücher im Schutz gegen die Ausbreitung der Viren durch Niesen, Husten und Sprechen? Laut Robert-Koch-Institut ist jede Bedeckung besser als keine, auch Baumwollstoff ist zulässig – allerdings sollte dieser möglichst eng am Kinn anliegen, was bei zusammengebundenen, nach unten offenen Tüchern oder Schals meist nicht der Fall ist. Am besten schützen herkömmliche Schutzmasken – auch wenn sich ihr modischer Wow-Effekt in Grenzen hält.