Magischer Montag: Energie-Kick für den Start in eine neue Woche
Von Barbara Reiter
Ella Berthoud und Susan Elderkin haben sich in ihrem Buch "Romantherapie" auf die Suche nach 253 Büchern für ein gutes Leben gemacht. Die Freizeit hat sich durch das Angebot gelesen und fünf Romane ausgewählt, die den Energie-Turbo zünden. Versprochen!
Virginia Woolf: "Mrs. Dalloway"
Wenn der Gedanke an den Montagmorgen Sie in Weltuntergangs-Stimmung versetzt und Sie mit einem tonnenschweren Gewicht auf der Brust aus dem Schlaf erwachen, dann päppeln sie sich mit der ersten (oder, sollten Sie das Buch nicht weglegen können, auch mit der zweiten) Seite von Mrs. Dalloway auf.
Worum geht's? Um eine Frau, die Augenblick für Augenblick einen Tag im Juni durchlebt, in ihrem geliebten London, direkt nach Kriegsende. Eigentlich ist dieser Tag kein Montag, sondern ein Mittwoch und Mrs. Dalloway trifft Vorbereitungen für eine Abendgesellschaft. Sie beschließt, die Blumen dafür selbst zu kaufen. Vielleicht könnte es Montagsverweigerern auch Spaß machen, eine Aufgabe anzugehen - eine erfreuliche, eine sinnliche - die man normalerweise anderen überlässt. Der Gedanke daran hilft garantiert aus dem Bett!.
Iwan Gontscharow: "Oblomow"
Die Schlummer-Taste Ihres Weckers ist Ihr bester Freund? Höchste Zeit für eine Radikalkur mit dem notorischen Faulpelz Ilja Iljitsch Oblomow!
Worum geht's? Oblomow porträtiert einen talentierten, gebildeten, aber durch Standesgewohnheiten zur vollkommenen Faulheit degenerierten russischen Adeligen. Meisterhaft ist seine Fähigkeit, seinen Tag um das Zentrum des Mittagsschlafes herum zu gestalten, sein Auskommen ist gesichert und seine Tage im Bett und auf der Ottomane sind sorgenfrei. Aber dann liest man, wie Oblomow die Liebe seines Lebens verliert und spürt bereits ein leichtes Kribbeln in den Beinen. Man erfährt, dass er sein Gut vernachlässigt und ein weiches Bett erscheint einem mit einem Mal muffig. Als sich sogar Oblomows treuer und höchst agiler Freund Stolz resigniert von ihm abwendet, springt man bereits aus dem Bett und ... der Tag kann beginnen.
Michael Faber: "Das karmesinrote Blütenblatt"
Wenn Sie ein Mensch sind, der anderen beim Wettrennen zusieht, während man selbst immer noch an der Startlinie stehen, dan brauchen Sie ein Buch, das aktiviert.
Worum geht's? Sugar ist gerade einmal 13 Jahre alt, als sie von ihrer Mutter zur Prostituion gezwungen wird. Sie sehnt sich danach, dieses Leben hinter sich zu lassen. Also beschließt sie, die Beste ihres Metiers zu werden.
An alle Leser: Bitte Sugars Sparte unbedingt vernachlässigen und den eigenen Beruf auf Situation umlegen. Es geht darum, sich wie Fabers Protagonistin klug nach oben zu arbeiten, indem man viel mehr über sich selbst herrscht als über andere.
Miguel de Cervantes Saavedra: "Don Quijote"
Die Glieder sind schwer? Der Weg aus dem Bett ein Alptraum? Die eigene Energie gleicht der einer Sparlampe? Dann kann nur Cervantes' liebenswürdiger, begeisterungsfähiger Held helfen.
Worum geht's? Don Quijote steht früh auf, steigt in die aufpolierte Rüstung seines Großvaters und macht sich auf die Suche nach Abenteuern - zum Beispiel ein in Bedrängnis geratenes Burgfräulein, das es zu erretten und zu lieben, ein Bösewicht, den es mit der Lanze zu durchbohren gilt. Wie sollte sich hier Lethargie und Energielosigkeit einnisten? Ein besseres Elixier für träge, verlangsamte Menschen hat die Literatur nicht zu bieten.
Patrick DeWitt: "Die Sisters Brothers"
Wenn Sie diese Büchertipps bisher noch nicht überzeugt haben und Sie noch immer nicht in die Woche starten wollen, hilft nur noch - ein Schnitt: Ändern Sie Ihr Leben oder fürs Erste einmal Ihre berufliche Situation.
Worum geht's? Der Spannung zuliebe wird nicht verraten, was die Brüder Charlie und Eli Sisters beruflich machen. Nur so viel: Vor dem Hintergrund des amerikanischen Goldrausches beginnt Eli, der jüngere Bruder allmählich an seiner Eignung für seinen Beruf zu zweifeln. Eines Tages begegnet Eli Hermann Kermit Warm, einem Mann, der sich von seinem persönlichen Interesse bei der Suche nach einem Job, den er mit ganzer Leidenschaft nachgehen kann, hat leiten lassen. Eli ist voller Bewunderung und überredet seine sonst so dominanten Bruder Charlie, mit ihm einen neuen Weg zu gehen.
Es folgen Momente ekstatischen Glücks, weil die physischen Aspekte des neuen Jobs so angenehm sind (im Fluss stehen, im warmen Licht der Sonne, während ein lauer Wind durch das Tal weht). Ja, das klingt nach Western - ist es auch. Das Gedankenspiel lohnt aber. Wie wäre es, sein Geld auf eine Weise zu verdienen, die sich geistig und finanziell wirklich lohnt? Eli und Hermann Warm inspirieren.
Quelle: "Die Romantherapie - 253 Bücher für ein besseres Leben"
Ella Berthoud & Susan Elderkin (mit Traudl Bünger), Insel Taschenbuch