Welt-Innovation: Neues E-Faltrad aus Wien
Von Uwe Mauch
Der patentierte Neigesensor aus der Mailänder Hightech-Manufaktur Zehus zeigt von Start weg, was er kann. Und das muss er auch. Zwar sind die Straßen von Reinprechtsdorf weniger steil als etwa die Straßen von San Francisco, dennoch geht es von Start weg ordentlich bergauf und dann wieder bergab.
Rad-Komfort anno 2021: Ohne Zutun des KURIER-Redakteurs schaltet sich der E-Motor des „Vello Bike+“ sofort zu: Bergauf schiebt er an, bergab speist er die nicht benötigte Energie zurück in die Batterie. Valentin Vodev lächelt. Wieder ist dem Raddesigner aus dem 5. Wiener Gemeindebezirk ein Coup gelungen. Sorgten seine Falträder schon bisher für weltweiten Absatz, so konnte er mit den E-Bike-Variationen weitere Innovationen in seinem Showroom in der Reinprechtsdorfer Straße positionieren.
Made in Vienna
Sein derzeit wohl stärkstes Verkaufsargument: „Ich kann liefern.“ Das ist im E-Bike-Segment in Zeiten wie diesen nicht selbstverständlich: Große Nachfrage und Verzögerungen bei der Lieferung von Komponenten aus Südostasien sorgen weiterhin für Wartezeiten bis zu zwölf Monaten (siehe Artikel rechts).
Der Hinweis, dass der aus Sofia stammende Designer Valentin Vodev Wien zu seiner zweiten Heimat auserkoren hat und er von hier aus das weltweit expandierende Faltrad-Feld aufmischt, mag in unseren Breiten für Pluspunkte sorgen, in Barcelona oder Peking muss sein E-Bike in erster Linie besser sein als die Konkurrenz.
Und es ist gut! Auch auf dem Weg durch die Stadt, zum Donaukanal weiß der patentierte Zehus-Motor immer, in welchem Gefälle sich das formschöne Faltrad gerade bewegt. Valentin Vodev spricht von „elektronischer Gangschaltung“, der selbst das leichte Gefälle am Karlsplatz nicht verborgen bleibt.
Nähert sich der „Vello“-Fahrer einer roten Ampel, bremst er nicht mit seinen Händen, sondern per Rücktritt. Die durch das Bremsen erzeugte Energie geht zurück in die Mini-Batterie.
So sind 50 Kilometer selbst im Turbomodus leicht zu schaffen. Auch die angegebene Aufladezeit kommt mit drei Stunden der Alltagstauglichkeit bereits sehr nahe.
„Nach meinem Studium in London wollte ich noch schnell Kuba bereisen“, erzählt der Designer. „Weil ich nichts Adäquates fand, habe ich mir selbst ein Fahrrad gebaut.“ Dass er dieses Radkonzept heute weltweit vertreibt, was für eine Erzählung!
Vielversprechend ist auch der neue Diebstahlschutz mit eigener App: Wird einem das Vello etwa von einem Parkplatz am Wiener Donaukanal gestohlen, kann man es sofort orten, sollte jemand damit irgendwo anders losradeln. Valentin Vodev verspricht: „Wir können dank der App so gut wie jedes Rad finden.“
„Koste es, was es wolle“, wundert sich ein Wiener Fahrradhändler über die Liquidität seiner Kunden. Bereits vor der Pandemie wurde österreichweit in Räder mit batteriebetriebenen Motoren kräftigst investiert. Doch die Lockdowns haben völlig neue Käuferschichten auf den Zug zum Fahrrad aufspringen lassen.
Mehr Nachfrage, jedoch weniger Nachschub aus den Zuliefer-Fabriken in Fernost aufgrund der unterbrochenen Lieferketten: Dieses Dilemma der Händler und ihrer Kunden kennt auch Michael Nendwich, der in der Wirtschaftskammer für den Sportartikelhandel zuständig ist. Einige Modelle des Jahres 2021 sind längst ausverkauft bzw. erst in der kalten Jahreszeit lieferbar. Wann es die Modelle 2022 zu kaufen gibt, steht derzeit noch in den Sternen.
Dessen ungeachtet sind neben den E-Bikes die Falt- und Lastenräder sowie Rennmaschinen und Mountainbikes weiterhin gefragt.
Mit den Falträdern lässt sich speziell „die letzte Meile“ etwa vom Bahnhof ins Büro und vom Bahnhof nach Hause bequem bewältigen (die Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmittel ist gratis, weil sie zusammengefaltet als Gepäckstück gelten). Mit den teilweise geförderten Lastenrädern sind immer mehr Jung-Familien sowie Botendienste privat bzw. beruflich unterwegs. Auch im Bereich der Räder für den Sport- und Freizeitbereich gibt es etliche Innovationen.