Leben/Gesellschaft

Warum wir die Farbe Grün so lieben

Grün hat was. Um sich dieser Farbe der Hoffnung und des Aufbruchs zu widmen, braucht man zugegebenermaßen nicht den heutigen Gründonnerstag. Der markante Tag mit dem Brauch, Grünes (Spinat!) zu essen, eignet sich allerdings hervorragend für dieses Unterfangen. Da gibt es durchaus einiges zu sagen, findet Buchautor Hermann Josef Roth.

Denn ihre Anziehungs- und Aussagekraft macht diese Farbe höchst vielfältig. Schauen wir nochmals kurz auf den Gründonnerstag. Dass sein „Grün“ eher aufs althochdeutsche Wort „greinen“ für weinen Bezug nimmt, hat sich herumgesprochen. Der Brauch, grüne Kräuter zu sammeln und zu essen, dürfte aber bereits vorchristlich sein.

Mehr als 100 Grün-Töne

Was ist Grün eigentlich? Das menschliche Auge nimmt Grün als Teil des sichtbaren Spektrums der elektromagnetischen Wellen durch sogenannte grünempfindliche Zapfen wahr. Immerhin gibt es mindestens 108 grüne Farbtöne von Absinth- bis Zinkgrün. Vorlagen sind Pflanzen (z. B. Tannen-, Salat-, Moosgrün), chemische Verbindungen und Mineralien (Chlor-, Kupfer-, Smaragdgrün), Städte und Länder (Französisches Grün, Wiener Grün) oder Tiernamen (Papageiengrün).

Die Anfragen für Begrünung von Balkon, Fensterbrett und Co. steigen, heißt es bei der „Umweltberatung“. Wir wünschen den modernen „Grünsiedels“ natürlich einen „grünen Daumen“! Frisches Grün ist auch anderwertig gefragt. Laut Mode-Shoppingplattform Lyst sind die Suchanfragen zu Grün im März um 41 Prozent gestiegen, besonders nach „Smaragdgrün“ und „Salbeigrün“ wurden gesucht. Den größten Suchanstieg verzeichneten übrigens grüne Taschen.

Zwischen kalt und warm

Weil wir schon dabei sind: Auch in der Kunst wurde immer schon gern in den grünen Farbtopf gegriffen. Nicht nur, um naheliegenderweise die Natur darzustellen. Gemischt aus kaltem Blau und warmen Gelb, „sorgt es für einen harmonisierenden, beruhigenden Ausgleich zwischen den beiden Farbtönen“, schreibt Roth.

Da malte Paul Cezanne „Blumen in grüner Vase“, Vincent Van Gogh „Grüne Kornhalme“ oder Egon Schiele seinen „Frauenakt mit grüner Haube“. Sogar die berühmte Mona Lisa trägt Grün. Weshalb Kunsthistoriker vermuten, die schöne Unbekannte könnte die Tochter eines Tuchhändlers sein. Grün galt im Mittelalter als Farbe der Kaufmannsfamilien.

Der "grüne Heinrich"

Das schlichte Wörtchen findet sich zudem oft in der deutschen Literatur – Stichwort der „grüne Heinrich“ von Gottfried Keller. Der trug als Kind vorrangig grüne Kleider, was auf einen „Grünschnabel“ nicht unbedingt zutreffen muss. Dieser ist aber zweifelsfrei „noch grün hinter den Ohren“. Grün steht hier für jung, frisch, aber auch unerfahren, unreif, sich selbst überschätzend.

Glücklicher Kermit, der Frosch

Auf Kermit, den Frosch aus der Muppet Show, trifft Unreife nicht gerade zu. Mit seinem Grün-Sein war er allerdings recht unzufrieden, sang er im Song „Bein’ green“. Doch da so viele schöne Dinge auf der Welt grün sind, war er letztendlich glücklich, auch dazuzugehören. Also alles im grünen Bereich!