Leben/Gesellschaft

Tiercoach: Was gegen die Vergesslichkeit im Alter hilft

Sie schlafen weniger als früher, wandern zeitweise ziellos herum, manchmal finden sie ihren Napf nicht mehr, mitunter werden sie stur: Ob es Vergesslichkeit ist, Demenz oder Alzheimer – für das Haustier macht es keinen Unterschied. Auch für den Besitzer spielt es im Alltage keine Rolle, ob die Gedächtnisstörung des Schützlings „normal“ oder krankhaft ist. Fakt bleibt, dass die Hirnleistung von Hund und Katze im Alter mehr oder weniger nachlässt. Mit zunehmender Lebenserwartung steigt auch die Zahl der Betroffenen.

„Je nach Rasse beginnen Haustiere ab acht bis zehn Jahren zu altern; ab 14 bis 16 dürfen sie definitiv komisch werden“, sagt Katharina Reitl. Im letzten Lebensabschnitt können auch Vierbeiner Schrullen entwickeln. Der KURIER-Tiercoach erklärt, wie Halter mit den Senioren umgehen und was gegen die Verwirrtheit hilft.

Gewohnheiten änden sich

„Das Alter an sich ist kein Grund zur Sorge“, sagt Reitl. Veränderungen im Temperament und in den Gewohnheiten müssen nicht zwangsläufig auf eine Krankheit hindeuten. Der Tierarzt des Vertrauens ist trotzdem gefragt, Routine-Checks stehen jetzt engmaschig an. Meist stecken Durchblutungsstörungen hinter dem auffälligen Verhalten. Auch Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn, wie sie von Alzheimer-Patienten bekannt sind, können zu einer kognitiven Dysfunktion führen. Nur in seltenen Fällen verursacht ein Hirn-Tumor die Probleme.

„Halter sollen gnädig sein mit alten Tieren“, appelliert der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Der Körper baut insgesamt ab. Hunde können nicht mehr stundenlang spazieren gehen. Katzen werden weniger unternehmungslustig. In der Regel beginnen die Symptome schleichend.

Spielerisch

Um den körperlichen und geistigen Verfall zu verlangsamen, kann der Senior eventuell mit spielerischem Gehirntraining wieder auf Trab gebracht werden. Auch durchblutungsfördernde Medikamente oder Alternativen auf pflanzlicher Basis können der Vergesslichkeit entgegenwirken. „Vitamin B etwa stärkt die Nerven und hemmt so sekundär den Muskelabbau“, empfiehlt denn die Tierärztin. Darüber hinaus können Ginkgo und Hanföl Mittel der Wahl sein. Beim CBD-Öl muss der THC-Wert vom Gesetz her unter der 0,3-Prozent-Grenze liegen, damit ist die berauschende Wirkung samt Suchtpotenzial ausgeschlossen. Die Behandlung gehört jedenfalls in professionelle Hände. Vor allem Katzen reagieren schon auf die geringsten Mengen THC mit gefährlichen Vergiftungserscheinungen; Vollextrakte sind für sie daher tabu.

„Im Kampf gegen das Vergessen gibt es kein Allheilmittel. Manchen Haustieren hilft die Kombination aus verschiedenen Ansätzen, manchen hilft gar nichts“, schließt KURIER-Tiercoach Reitl: „Aber gerade die Naturheilmittel und die Vitamin B-Therapie sind einen Versuch wert.“ Hedwig Derka