Leben/Gesellschaft

Kinder und Finanzen: So prägen Eltern den Umgang mit Geld

Irgendwann stehen alle Eltern einmal vor dieser Frage: Gebe ich meinem Kind Geld, wenn es etwas haben möchte? Oder bekommt es ein regelmäßiges Taschengeld und muss selbst lernen, mit dem Budget zu haushalten? Stefan Grohs-Müller, Forscher am Campus Wieselburg der Fachhochschule Wiener Neustadt, hat sich die Auswirkungen der Kindeserziehung auf den Umgang mit Geld angesehen und ein Buch dazu verfasst. „Die Ergebnisse der Studie nehmen vor allem die Eltern in die Pflicht“, sagt Grohs-Müller, „sie müssen eine Vorbildrolle übernehmen.“

Stefan Grohs-Müller ist Lektor für Volkswirtschaft und Betriebswirtschaftslehre am Campus Wieselburg der Fachhochschule Wiener Neustadt und Experte für ökonomische und finanzielle Bildung. Sein Buch „Jugendliche und ihr Umgang mit Geld“ wird im Rahmen der Forschungsreihe des Instituts für Wirtschaftspädagogik der Wirtschaftsuniversität Wien über den Facultas Verlag herausgegeben.
 

Große Befragung

Der Wirtschaftsexperte führte im Rahmen eines Forschungsprojektes am Institut für Wirtschaftspädagogik der Wirtschaftsuniversität Wien im Jahr 2017 eine Erhebung mit 1.343 Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren durch. Alle besuchten ein Gymnasium oder eine Neue Mittelschule. Er befragte sie nicht nur zu ihrem Kaufverhalten, sondern auch, ob ihre Eltern sie in die Urlaubsplanung mit einbinden. Ob sie bei größeren Anschaffungen in der Familie manchmal mitbestimmen dürfen, was gekauft wird. Und wie der Umgang mit Geld in ihrer Schule vermittelt wird.

Das Ergebnis: Die Vorbildrolle der Eltern ist zentral. Leben sie den Kindern einen sorgsamen Umgang mit Geld vor, vermitteln sie ihnen die Bedeutung von Sparen, informieren sie über die laufenden Einnahmen und Ausgaben, gehen die Kinder auch selbst sorgsamer mit ihrem Geld um. Jugendliche hingegen, die sich im Umgang mit Geld eher an anderen Jugendlichen orientieren, haben öfter Geldsorgen und neigen stärker zu einem emotionalen, impulsiven Konsumverhalten.

Taschengeld wichtig

Werden Jugendliche großzügig mit Geld versorgt und müssen sich kaum Gedanken um ihr Budget machen, führt dies zu einer stärkeren Relevanz von Geld als Machtsymbol und einer Orientierung an Markenprodukten. Solche Kinder neigen eher zu einem impulsiven und demonstrativen Konsumverhalten. Die Jugendlichen geben also leichtfertiger Geld aus und kaufen Produkte, um anderen zu imponieren. Ein regelmäßiges und möglichst gleichbleibendes Taschengeld kann dem emotionalen Konsumverhalten aber entgegenwirken, wie Grohs-Müller herausfand. Jugendliche, die kein regelmäßiges Taschengeld bekommen, orientieren sich bei ihrem Geldumgang stärker an anderen Jugendlichen und an Werbeangeboten. Sie konsumieren stärker impulsiv und spontan und sparen weniger. Sie sehen Geld verstärkt als Machtsymbol und empfinden öfter Ängste und Sorgen, wenn es um Geld geht.

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Geld in der Schule kaum Thema

Im Schulunterricht spielt für das Thema Geld eine untergeordnete Rolle: Fast 35 % der Befragten gaben an, dass über Geld in ihrer Schule sehr wenig gesprochen wird. Nur etwa 4 % der befragten Schüler und Schülerinnen messen der Schule als Erfahrungsort zum Thema Geld eine hohe Bedeutung bei. Am Interesse für das Thema mangelt es vielen Jugendlichen jedoch nicht. So schilderte etwa ein Schüler, dass die Preisentwicklung des Schulbuffets in der Klasse diskutiert werde. „Diese lebensweltliche Erfahrung könnten Lehrpersonen im Unterricht aufgreifen, um eine stärkere Thematisierung von Geld im Unterricht zu ermöglichen“, empfiehlt Grohs-Müller.

Tipps für Eltern

Was sollten Eltern nach Meinung des Experten also tun, außer den Kindern ein regelmäßiges Taschengeld zu geben? „Ganz wichtig ist es, die Kinder bei Kaufentscheidungen um ihre Meinung zu fragen und sie auch in die Urlaubsplanung zu integrieren“, sagt Grohs-Müller, „außerdem sollten Eltern früh mit ihren Kindern über Anlagemöglichkeiten wie das Bausparen sprechen und ihnen vermitteln, was es kostet, ein Auto zu erhalten oder Lebensmittel zu kaufen. Nur wenn die Eltern bedacht mit ihrem Geld umgehen, keine impulsiven Kaufentscheidungen treffen und das ihren Kindern auch vorleben, werden die Kinder später selbst zu Erwachsenen, die verantwortungsvoll mit ihrem Geld umgehen.“