Leben/Gesellschaft

Eingeschleppte Pflanzen und Tiere kosten Afrika Tausende Milliarden

Eingeschleppte Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen verursachen in der afrikanischen Landwirtschaft wirtschaftliche Schäden von insgesamt 3,66 Billionen US-Dollar pro Jahr. Demnach übersteigen die Kosten durch invasive Arten das Bruttoinlandprodukt in 27 der 49 untersuchten Ländern.

Das berichtet ein internationales Forschungsteam um René Eschen vom Centre for Agriculture and Bioscience International (CABI) in Delsberg im Fachblatt CABI Agriculture and Bioscience.

Die Unkrautbekämpfung macht demnach mit über 99 Prozent fast die gesamten Kosten aus, die durch invasive Arten entstehen.

Das Jäten von Unkräutern sei größtenteils unbezahlte Arbeit und werde hauptsächlich von Frauen und Kindern durchgeführt, sagte der Mitautor Fernadis Makale vom CABI in Kenia laut einer Aussendung der gemeinnützigen Organisation. Sie würden dadurch Zeit verlieren, die sie andernfalls in einkommensbringende und gemeinschaftliche Aktivitäten oder Bildung investieren könnten.

Mottenart frisst sich durch Paradeiserpflanzen

Daneben verursachen verschiedene Schädlinge immense Ernteverluste, allen voran eine Mottenart, die Tomatenpflanzen befällt. Sie koste den Agrarsektor schätzungsweise 11,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr, so die Autoren. Ebenfalls große Verluste entstehen durch Schmierläuse, Fruchtfliegen und andere Schädlinge, die etwa Mais-, Maniok- und Zitruskulturen befallen.

Für die Studie führte das Team aus der Schweiz, Ghana, Kenia und Großbritannien eine Literaturrecherche sowie eine Umfrage unter 110 Personen - vorwiegend Forschende und Regierungsmitarbeiter - aus 30 Ländern durch. Demnach betragen die Kosten jedes afrikanischen Landes im Durchschnitt 76,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Es gibt aber erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern: So entstehen in Nigeria Kosten von rund einer Billion US-Dollar. In Dschibuti, Äquatorialguinea und Guinea-Bissau schätzen die Autoren die Kosten zusammengenommen auf 82 Millionen US-Dollar pro Jahr.

Die Autoren weisen darauf hin, dass ihre Schätzungen die tatsächlichen Kosten invasiver Arten möglicherweise unterschätzen. Denn die Analyse konzentrierte sich auf diejenigen Arten, die die größten wirtschaftlichen Auswirkungen haben. Ebenfalls wurden die Kosten für Pestizide nicht einberechnet.

Laut der Studie flossen im Jahr 2019 in die Erforschung invasiver Arten 1,9 Millionen US-Dollar ein.

Die Ergebnisse würden aber unterstreichen, wie wichtig es sei, ein lokal angepasstes, effektives sowie für Umwelt und Menschen sicheres Management der eingeschleppten Organismen zu entwickeln, schreiben die Forschenden. Das würde potenziell die zukünftigen Produktionskosten senken, Ertragsverluste verringern und die Lebensgrundlage der Landwirte und anderer betroffener Landnutzer verbessern, so Eschen.