Leben

Eine Frau fährt um die Welt

Vor einem Jahr haben wir bereits berichtet: Da gibt es eine rüstige Dame mit Berliner Schnauze, und die will doch tatsächlich mit ihrem US-Oldtimer, einem Hudson Great Eight, Baujahr 1930, rund um die Welt fahren. Rund um die ganze Welt, also fast 100.000 Kilometer weit. Die spinnt! Dachten die meisten. Aber Heidi Hetzer ließ und lässt sich nicht von dieser Tour abbringen. Nie und nimmer.

Am Sonntag ist sie in Berlin losgefahren, vom Olympischen Platz. Verabschiedet von einer Hundertschaft fröhlicher Fans, darunter Bürgermeister Klaus Wowereit: "Ich drücke die Daumen, dass das waghalsige Unternehmen gelingt." Prag war als nächster Halt geplant. Und dann, für Dientag, WIen. Für 14 Uhr war ein Boxenstopp beim Novomatic Forum am Karlplatz angekündigt. Pech! Technische Probleme machten diesen Plan obsolet. Kann passieren. Eine Heidi Hetzer gibt nicht auf. Nicht schon vor der dritte Etappe. Ein paar Jahre hat sie nun auf diesen Trip gewartet, da lässt sie sich nicht so einfach aus der Bahn bringen. Außerdem hat sie keine Zeit für Umwege. Die ehemalige Opel-Händlerin geht auf die 80 zu.

Diese Tour, so der Plan, sollte sie zwei Jahre lang durch insgesamt 60 Länder bringen. Istanbul, Iran, Naher Osten, Asien, für Dezember ist die Ankunft in Australien eingeplant, USA, Südamerika, Südafrika. Inspiriert ist die Reise vom historischen Abenteuer der Rennfahrerin Clärenore Stinnes, die schon in den 1920er-Jahren als erste Frau überhaupt eine Weltumrundung auf vier Rädern gewagt hatte. Aber auch die hatte mit Unbill aller Art zu kämpfen und wurde schon früh - kurzfristig - aus der Bahn geworfen.

Stinnes nahm damals als Proviant 186 gekochte Eier mit - für ihre Mechaniker. Aber genau diese Eier sollten nur Tage später Grund für eine Revolte darstellen. Schon in Moskau hatten sich die Mannen geweigert, ihre Chefin weiterhin zu begleiten.

Heidi Hetzer ist eine resolute, sehr resolute Dame. Erst vor Kurzem hat sie mit einem 25-jährigen Reisefotografen aus dem Taunus ihren Beifahrer gefunden. Hoffentlich konnte er sich damit abfinden, nicht selbst ab und zu hinter dem Steuer zu sitzen. "Ich will selber fahren", tönte schon zuvor die Berlinerin. Und: "Er darf was sagen, wenn er sich in Gefahr fühlt."

Alle Inhalte anzeigen