Leben

Guten Appetit! Vom Stillleben über Eat Art zu Foodporn

"Warte! Noch nicht essen, ich muss erst ein Foto machen!" Wer musste noch nicht seinen Appetit zügeln, weil jemand bei Tisch meinte, er oder sie mache nun den exklusivsten Schnappschuss von einem Schnitzel, den man sich vorstellen kann?

Geht es nach den Zahlen, sind wir vom Food vor unseren Augen völlig fasziniert. 436 Millionen Treffer sind gegenwärtig unter dem Hashtag #food bei Instagram zu finden. Mehr Zulauf verzeichnen nur #me oder #selfie.

Ist schon eine Zeit her, dass der Dichter Johann Wolfgang von Goethe meinte: "Das Essen soll zuerst das Auge erfreuen und dann den Magen."

Lebte der Großkünstler heute, wäre er vermutlich Eat Artist oder Foodpornograf.

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Seit sorgsam arrangierte Lebensmittel auf Tellern und Schüsseln fast so hoch im Kurs sind wie Erotica, kennt man den Begriff Foodporn. Speisen erhalten auf den Fotos dieses Genres eine solche sinnliche Dimension, dass einem unweigerlich das Wasser im Mund zusammenläuft. Als "Flickr" vor mehr als zehn Jahren eine eigene Kategorie "Foodporn" für Speisefotografie anlegte, war diese rasch der Hit dieser Bildplattform.

Das Restaurant Meissl und Schadn am Wiener Schubertring hat dieser Bilderwut früh Rechnung getragen. Die Showküche wurde extra so angelegt, dass Passanten nicht daran vorbeigehen können, ohne ihre Smartphones zu zücken. 

 

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Ein Meister unter den Foodporn-Fotografen ist der New Yorker Daniel Krieger. Er schafft es, selbst einen ganz normalen Hamburger zu einer begehrten Delikatesse zu werden lassen.

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Oder der Hausfotograf des Mirazur in Menton, des 2019 zum besten Restaurant der Welt gewählten Speisetempels. Er bildete erst vor zwei Tagen einen Tisch mit Zitronen ganz im Stil eines alten Stilllebens ab.

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Eine Sonderrolle nimmt Daniel Spoerri ein. Der seit einigen Jahren in Wien lebende Begründer der Eat-Art feiert am 27. März seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass widmet ihm das Bank Austria Kunstforum Wien eine umfangreiche Ausstellung (24.3. bis 27.6.).

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Seine "Fallenbilder" versteht er als "dreidimensionale Fotografien": Wandbilder, auf denen mit Klebstoff fixierte Speisereste samt Tischdecke, schmutzigem Geschirr, Gläsern sowie Bestecke zu sehen sind.   

https://www.kunstforumwien.at/