Leben

Glücklich in 30 Tagen: Eine Psychologin erklärt, wie das geht

Eine der Fragen, die sich die Wohlstandsgesellschaft wohl am häufigsten stellt, lautet: Wie werde ich glücklich? Eigentlich müsste sie aber lauten: Warum sind wir das häufig nicht? Fakt ist, dass es zu 50 Prozent in den Genen liegt, ob ein Mensch glücklich ist oder nicht, zehn Prozent machen Lebensumstände und Umweltfaktoren aus, aber 40 Prozent kann jeder von uns selbst beeinflussen. Der Nutzung dieses Anteils widmet sich die Positive Psychologie, auch  Wissenschaft des Glücks genannt. Deren Grundsatz lautet: Schau nicht auf das, was schlecht, sondern auf das, was gut ist!  Genau das lehrte ein Sport-Psychologe der Britin Niyc Pidgeon am Beginn ihrer Karriere.   

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Heute ist Pidgeon selbst Psychologin, Spezialgebiet Positive Psychologie, dazu Sportwissenschaftlerin und ein gefeierter Star. Medien haben sie zum Sprachrohr der jungen Generation ernannt, auch der Titel „Young  Business Person of the  Year“ wurde ihr verliehen. Was Pidgeon aber sympathisch und vor allem glaubwürdig macht: Sie hat nicht nur viele Höhen, sondern auch viele Tiefen erlebt. Mit elf Jahren wurde sie an ihrer Schule so stark gemobbt, dass sie einen Selbstmordversuch unternahm. Ihre Eltern ließen sich scheiden und im Alter von 24 Jahren wurde sie im Spanien-Urlaub vergewaltigt. Das Trauma kompensierte sie mit einem enormen Sport- und Arbeitspensum.

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Mittlerweile bezeichnet Pidgeon sich wieder als glücklichen Menschen. Zu verdanken hat sie das der jahrelangen Beschäftigung mit sich selbst und der Positiven Psychologie. Dabei geht es nicht  nur darum, Dinge positiv zu sehen. „Früher dachte ich das. Aber inzwischen habe ich verstanden, dass den Weg des Glücks zu gehen nicht heißt, alles Negative zu ignorieren.“ Pidgeon plädiert viel mehr dafür, aus allen Erfahrungen, die wir im Leben machen, das Allerbeste herauszuholen. „Den Schmerz und das Positive zu integrieren und den Konflikt zwischen beiden aufzulösen, um glücklich und in jeder Hinsicht erfüllt zu sein.“ Wie das geht, beschreibt sie in ihrem Buch „Now is your Chance – Der 30-Tage-Guide zum Glück“.

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Darin hat Pidgeon wirklich alles aufgezählt, was Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung weiterbringen kann. Von einem gesunden Lebensstil, inklusive bewusster Ernährung und regelmäßiger Bewegung, bis hin zu Visualisierung, Meditation und Dankbarkeitsübungen. Die Fülle an Themen kann Leser anfangs überfordern. Führt man Pidgeons Übungen, die sie in die Bereiche Körper, Geist und Seele augliedert, aber von Tag zu Tag durch, weicht die Überforderung einem Machbarkeitsgefühl. Das Motto lautet: Schritt für Schritt, eines nach dem anderen.

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Die Psychologin stützt sich dabei auf das sogenannte PERMA-Modell des Psychologen Martin Seligman, der als Mitbegründer der Positiven Psychologie gilt. Sein Modell umfasst fünf Aspekte, die ein gelungenes Leben ausmachen.

-Positive Emotionen, wie Dankbarkeit und Optimismus

-Engagement, also das Aufgehen in einer Tätigkeit

-Die Pflege positiver Beziehungen

-das Erfahren von Sinn und Lebenszweck

-und das Erreichen von Zielen.  

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Den Weg dorthin ebnet Pidgeon mit verschiedenen Techniken und Übungen, die sich im Alltag wirklich umsetzen lassen. Am ersten Tag ihres 30-Tage-Programms für ein glückliches Leben, lädt sie dazu ein, sich mit Dankbarkeit zu beschäftigen. Die Übung: Drei positive Dinge zu benennen, die uns für diesen Tag oder diese Woche einfallen. „Das ist eine bombensichere Methode, um mehr ins Glück zu kommen.“ Das ist nicht ganz ohne Haken, denn man muss dran bleiben. Die Übung einmal zu machen, hat vielleicht  einen kurzfristigen Effekt. Um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen, empfiehlt Pidgeon aber, sich an 30 Tagen hintereinander, zu überlegen, was einem Gutes und Schönes widerfahren ist. Das kann der Arbeitskollege sein, der einem ein Kompliment gemacht hat oder Dankbarkeit für die Tatsache, dass wir es im Winter warm haben, wenn wir nach Hause kommen. „Dankbarkeit findest du dort, wo du sie persönlich empfindest. Es gibt kein Richtig oder Falsch."

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So arbeitet man sich voran, schafft zum Beispiel Ordnung in seinen vier Wänden, weil Chaos nachweislich unglücklich macht oder macht Sport, um   sein  Wohlgefühl und seine Produktivität zu steigern. Für Sportmuffel hat Pidgeon, die  als Kind selbst keine begeisterte Sportlerin war, einen Rat parat. „Wenn du jetzt dasitzt und dir keine Aktivität einfällt, die deinen Puls in die Höhe treiben könnte, denke an deine Kindheit  zurück und frag dich, was dir damals Spaß gemacht hat.“ Unter die Lupe nimmt Pidgeon auch  das viel zitierte Leben im Hier und Jetzt. Die Psychologin plädiert für ein ausgeglichenes Verhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

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Denn wer zu sehr an die Vergangenheit gebunden ist, neigt dazu, übervorsichtig zu sein und über die Dinge zu grübeln, die nicht gelungen sind.  Wer nur an der Gegenwart interessiert ist, fördert laut Pidgeon riskantes oder gedankenloses Verhalten. Und die Zukunft? „Sie mag zwar größere  Möglichkeiten für Erfolge eröffnen, birgt jedoch das Risiko, uns zu Workaholics zu machen und in ein Burn-out zu schlittern.“ Die Lösung: In der Gegenwart zu sein, wenn man von Menschen umgeben ist, die man liebt, an Vergangenes zu denken, wenn wir Erinnerungen an erfolgreich gemeisterte Situationen brauchen, die Mut machen und auf die Zukunft zu bauen, wenn wir an der Verwirklichung großer Visionen arbeiten.  Das Jahr ist noch jung. Und wie sagt Pidgeon so schön: „Now Is Your Chance!“

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ANLEITUNG ZUM GLÜCK: Was Pidgeon in ihrem Buch empfiehlt

-Dankbarkeit und Vergebung: Laut Positiver Psychologie (PS) lässt sich Dankbarkeit messen. Menschen, die sich über sechs Monate auf drei Dinge konzentrierten, für die sie dankbar waren, stärkten ihre positiven Gefühle, schliefen besser und waren optimistischer.
Vergebung heißt, Groll aufzulösen. Der richtet sich nämlich immer auch gegen uns selbst und kostet Energie.  

-Bewegung: Die PS belegt, dass körperliche Bewegung  zu einem erfüllten Lebensgefühl beiträgt. Beim Sport werden Wohlfühlhormone ausgestoßen. Gebildet wird auch ein Eiweiß, das die Hirnfunktion steigert.  

-Ernährung: Studien belegen, dass unser Essen unmittelbaren Einfluss auf unsere Stimmung hat. Lebensmittel, die das Wohlbefinden steigern, sind: Obst und Gemüse, aber auch (hochwertiger) Kaffee, (dunkle) Schokolade und Wein (in Maßen) wirken sich positiv auf uns aus.   

-Stärken stärken: In der Schule mussten wir in allen Fächern gut sein, jetzt lohnt sich der Fokus auf die eigenen Stärken. Das macht erfolgreicher beim Erreichen von Zielen und bringt Freude.   

-Haltung ändern: Die starre Variante in eine wachstumsorientierte verwandeln. Der Geist hat beide Anteile. Mit Übungen lassen sich aber neue neuronale Bahnen schaffen und wir denken um.

Alle Tipps in: Niyc Pidgeon, „Now Is Your Chance“, Leoverlag, 20 Euro