Leben

Diese Rolle ist ein Hit: Salzburgs Superweib

Starker Auftritt für die kleinste große Rolle der Theatergeschichte: Veronica Ferres gab von 2002 bis 2004 den Dreifachaxel als " Buhlschaft". Damit reiht sich die Schauspielerin aus Solingen im soliden Mittelfeld aller "Buhlschaft"-Schauspielerinnen ein. Aber kein Vergleich zu früher: Dagny Servaes, gab sie von 1926 bis 1937 gleich zwölf Mal. Rekord!

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In zwei Jahren feiert "Jedermann" in Salzburg seinen Hunderter. In Berlin hat die Rampensau noch mehr Jahre auf dem Buckel. Dort erlebte die Figur aus Hugo von Hofmannsthals Theaterstück über das „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ schon 1911  ihre Premiere   – im Berliner Revuetheater „Zirkus Schuhmann“.

Ein Stoff, der so alt ist, kann man den heute überhaupt noch ernst nehmen? Senta Berger fragte sich das schon vor einem knappen halben Jahrhundert. Im Mai 1974 war der „Sophia Loren aus der Wiener Vorstadt“ von Direktoriumsmitglied Ernst Haeusserman die „Buhlschaft“ angeboten worden. Der selbstbewusste Star erinnert sich in ihren „Erinnerungen“  an ihre damalige Enttäuschung: „Der ,Teufel’ ja, das war eine Rolle! Aber die ,Buhlschaft’?“

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Die Antwort gab postwendend  Curd Jürgens. Und sie gilt noch heute. „Was heißt das? Kann man den ,Jedermann’ überhaupt noch spielen? Macht, Leidenschaft, Tod, Erlösung – das sind doch archaische Themen. Es geht doch um nichts anderes.“  

Senta Berger lernte, ihre Salzburger Rolle zu lieben. Sieben Mal wehte sie in wallenden Kleidern über den Platz und noch heute ist sie im kollektiven Gedächtnis Österreichs als „Buhlschaft“ verankert.

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Kritiker können urteilen, wie sie wollen, das Publikum liebt den „Jedermann“. Schon Wochen vor der Festivaleröffnung sind in der Regel alle Vorstellungen ausverkauft. Und es liebt die „Buhlschaft“. Manche mehr, manche weniger.

Ihr Text ist überschaubar,  ihr Zauber aber sollte bis in die dunkelsten Winkel des Domplatzes reichen.  Ein Fall für Frauen, die wissen, was sie wollen. Und für solche, die was „hergeben“. Die deutsche Welt analysierte anmaßend: „Das Dekolleté der ,Buhlschaft’ rettet ,Jedermann’.“

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Aber es stimmt schon, der Vergleich macht sicher. Eine barocke Verführerin mit weithin sichtbaren Reizen kommt in der mittelalterlichen Atmosphäre des Domplatzes besser an als  ein Uptown Girl mit idealem  BMI-Wert. Das gewisse Salzburger Flair verlangt eben nach Fleisch. Mit anderen Worten: Eine Senta Berger nahm das Publikum im Nu,  bei einer Nina Hoss wirkte es leicht unrund.

So betrachtet, ist die aktuelle „BuhlschaftStefanie Reinsperger eine ideale Wahl. Hell und hübsch, voll und toll. 

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"Sophie Rois bringt frischen Schwung in die Salzburger Festspiele“, schrieb die FREIZEIT vor zwanzig Jahren am 18. 7. 1998. Und weiter: Ihre Premiere als „Buhlschaft“ mache  „alle anderen nervöser als sie selbst“. So war es auch. Kein Wunder bei Sprüchen wie diesem: „Ich gehe nie ohne Ersatzhöschen aus dem Haus“.

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Mit Miriam Fussenegger und Cornelius Obonya, 2016, zogen wieder Ekstase und Leidenschaft auf dem Salzburger Domplatz ein. 

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