Leben

Die Schönste aus der Schweiz

Marlon Brando war an allem schuld. Der spätere Pate soll dem betörend feschen Mädel aus Bern den Tipp gegeben haben, es doch beim Film zu versuchen. Mitte der 50er-Jahre war das. Ursula Andress hatte da in Rom bereits alle Augen auf sich gezogen. Und jetzt also Kino? Ja, das klang doch gut.

Ein „Casanova“-Film war nur der Anfang, schon wurde die helvetische Schöne zum Talk of the Town in Hollywood – an der Seite von James Dean. „Wir begegneten uns und hatten Spaß zusammen. James war unglücklich, ich war unglücklich“, beschrieb die „Eidgenössin mit dem Venusleib“ einmal dieses denkwürdige Aufeinandertreffen mit dem rebellischen Jugendidol.

Dean soll sich wegen ihr sogar ein Deutsch-Wörterbuch besorgt haben. „Er machte mir einen Heiratsantrag. An jenem verhängnisvollen 30. September kam James, um mich zu einer Spazierfahrt abzuholen. Aber irgendwas war an seinem Porsche kaputt, und er entschied sich, unsere Spritztour zu verschieben, stattdessen das Auto zum Mechaniker zu bringen.“

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Der Rest dieser Episode ist Geschichte, Filmgeschichte. Das jähe Ableben von James Dean brachte beinahe ihre soeben gestartete Kinokarriere zum Erliegen. Ganze sieben Jahre mussten vergehen, bis sie als Bikini-Amazone Honey Rider vor einem anderen Schauspieler aus den Fluten auftauchte, der gerade als erster James Bond debütierte: Sean Connery.
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Der Grund für die Pause waren viele Männer und ein Ehemann: John Derek. Geheiratet wurde 1957. Und die Ehe mit dem US-Schauspieler hielt immerhin ganze neun Jahre lang. Für ihn gefühlt noch viel länger. John Dereks spätere Ehefrauen, Linda Evans und Bo Derek, sahen für viele Beobachter aus wie Blaupausen von Ursula Andress. Für die war das kein Problem, sie war mit beiden befreundet, mit ihrem ersten Angetrauten ebenso: „Unsere Liebe hat all seine Frauen und all meine Männer überstanden“, meinte sie unlängst zur „Schweizer Illustrierten“.

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Die Liste ihrer Verflossenen ist dabei schwer zu toppen: Ryan O'Neal, Dean Martin, Jean-Paul Belmondo sowie Warren Beatty zählten zu ihren Liebhabern. Auch der Schauspieler Harry Hamlin, mit dem sie seit 35 Jahren einen Sohn hat – Dimitri Alexandre Hamlin.
Die Erotik der „Dr. No“-Muscheltaucherin Honey Ryder ist unsterblich, ihre Darstellerin aber muss sich heute Gedanken machen um Dinge wie etwa ihren Blutdruck: „Früher war verreisen einfach: Ich packte ein Hösli ein und los ging’s“, sagte Ursula Andress vor vier Jahren bei einer Gala zu Ehren des ersten Bond-Films. „Heute muss ich zuerst meine Brille suchen und schauen, dass ich die Blutdrucktabletten nicht vergesse."

Grüezi Gott, man sieht, an Humor mangelt es der bald 80-Jährigen nicht. Vor zehn Jahren, zu ihrem Siebziger, richtete eine Agentur ein rauschendes Fest für den berühmtesten Weltstar der Schweizerischen Eidgenossenschaft aus. Samt Anfahrt in einem historischen Aston Martin DB5 und anschließender Party auf der ehemaligen königlichen Yacht Britannia in Edinburgh, der Heimat von Sean Connery.

Heuer werden ein bisschen kleinere Brötchen gebacken. Die Jubilarin lässt über ihre Schauspielagentur ausrichten, dass „sie gerne ihre Intimität auslebt und dieses Jahr im engsten Kreis ihren runden Geburtstag feiert“. Vermutlich auf ihrem Landsitz in Zagaro, 60 Kilometer außerhalb von Rom, wo der herbe Charme der Schweiz seit Jahrzehnten lebt und mit Leidenschaft auch beim Gärtnern anzutreffen ist.


Rosen streut ihr jedenfalls rechtzeitig auch ihr Heimatkanton: „Das Meitschi aus dem Bernbiet ist zeitlebens eine Filmikone ohne divenhafte Nebengeräusche. Es sind die Neugier und die Liebe, die sie immer wieder zu neuen Ufern aufbrechen lassen“, verlautete man lyrisch. Apropos Liebe: Ihre einschlägigen Memoiren zu veröffentlichen, lehnte sie stets ab. Was nicht heißt, dass sie ihren Ex-Lovern nicht zur Hand ging. Als Marlon Brando vor mehr als 20 Jahren über seiner Autobiografie brütete, läutete bei ihr nächtens das Telefon. „Ich kann mich gerade nicht erinnern“, stammelte er, „Haben wir...?“ Die Andress konterte die eindeutig zweideutige Anfrage ganz unprätentiös: „Ich ließ ihn gar nicht erst ausreden, lachte und versicherte ihm: Ja, wir haben, dear Marlon.“