KULT IN SERIE, TEIL 2
Von Andreas Bovelino
Die letzten drei Kategorien im großen -TV-Serien-Check: Wir begeben uns in die Welt des Schreckens und des Übersinnlichen, begleiten richtig harte Jungs bei ihren Abenteuern – und prüfen, worauf man sich in Zukunft freuen darf.
Außerdem verraten zwei heimische Serien-Stars, was sie am liebsten im Fernsehen sehen.
Alles über Game of Thones, Twin Peaks, House of Cards, Fargo, Luther & Co. finden Sie hier in Teil 1 der Serie!
Schrullige Charaktere, jede Menge Gänsehaut-Elemente und ein Füllhorn an Zitaten aus Horror-Klassikern verbinden sich mit großartig komponierten Bildern zu einem visuellen Albtraum erster Güte. Jede Staffel der Serie bietet eine abgeschlossene Handlung, die Schauspieler kommen in unterschiedlichen Rollen wieder. Jessica Lange, Kathy Bates, Angela Bassett, Dylan McDermott, Chloe Sevigny. Joseph Fiennes war in einer Staffel zu Gast, in der fünften erwartet man Lady Gaga.
Die Mutter der aktuell so hochgelobten TV-Serien. Denn David Lynch war der erste große Hollywood-Regisseur, der die Vorteile des TV-Formats erkannte und zu nutzen wusste. Eine Irrfahrt durch dunkle Wälder und geheimnisvolle Holzhütten, vorbei an weißen Gartenzäunen, Sägewerken, Homecoming-Queens bis zum Diner mit dem verdammt gute Kaffee. Und wenn „Bob“ plötzlich durch die Tür im Bild an der Wand ins Zimmer kommt, stellt es einem heute noch die Haare auf.
Wir begleiten die Überlebenden der Zombie-Apokalypse. Familien, Freunde, Einzelgänger, Unsympathler, Helden, Feiglinge. Die unterschiedlichen Typen sind es, die aus der Comic-Vorlage eine der erfolgreichsten Serien der Gegenwart machen. Und die permanente Angst ...
Die großartige neuseeländische Regisseurin Jane Campion schrieb das Drehbuch und führte Regie – das Ergebnis ist ein mehr als beklemmender Thriller, der klassische Polizeiarbeit der guten Sorte mit Übersinnlichem verbindet. Mit dabei – natürlich – Campions „Alter ego“ Holly Hunter als undurchsichtige „spirituelle Führerin“ einer Gruppe von Frauen. Die zweite Staffel wird mit Spannung erwartet.
Der Einstieg war genial: Eine US-Kleinstadt wird durch eine unsichtbare Barriere vom Rest der Welt abgeschnitten. Dann gab es einige Hänger und man fragt sich, wie die Sache ohne Deputy Linda Esquivel sexy zu Ende gehen soll. Insgesamt aber eine der besseren Stephen-King-Verfilmungen. Und spannend.
Legendär – und in ihrer besten Zeit richtig gut: Mehr als eine Dekade lang jagten die Agenten Fox Mulder und Dana Scully paranormalen Phänomenen und Bedrohungen hinterher. Und waren nicht nur die am komplexesten gezeichneten Serien-Helden ihrer Zeit, sondern legten nach und nach auch die großen Zusammenhänge frei – die staffelübergreifende Story. Groß: der „Raucher“. Aber auch Mulders Affaire mit einer Vampirin hatte was ... Am 24. Jänner 2016 soll es wieder losgehen. Natürlich mit Agent Scully und Agent Mulder.
Was wie ein biederes Survival-Abenteuer begann, entpuppte sich schnell als ungewöhnlichste Fernsehserie ihrer Zeit. Aber plötzlich waren da die „Anderen“, die „DHARMA-Initiative“, ein Mann, der in einem Bunker seit Jahren regelmäßig die gleiche Zahlenkombination in einen Computer eingibt, um die Welt vor dem Untergang zu retten. Ein Wesen aus Rauch, Zeitsprünge, Parallelwelten, eine mystische Quelle ... Irre. Gut. Und erstaunlich langlebig. Die 122. Folge, „The New Man In Charge“ gehört allerdings nicht mehr zum offiziellen Kanon.
Wie viele der guten britischen Fernsehserien überzeugt auch „Utopia“ durch unverbrauchte, unprätenziös präsentierte Charaktere – und eine spannende Schnitzeljagd auf den Spuren der unheimlichen Vorhersagen des Comics „Utopia Experiments“. Derzeit ist ein amerikanisches Remake für HBO unter Regisseur David Fincher geplant.
Südstaaten-Vampire abseits von Kleinmädchen-Träumen: Golden Globe- und Emmy-prämierte Serie, in der Blutsauger um ihre Rechte kämpfen. Und um ihr Leben.
Ist er tot, im Koma – oder träumt er nur schlecht? Chief Inspector Sam Tyler wacht nach einem Unfall im Manchester des Jahres 1973 auf. Als Polizist jagt er auch in der Vergangenheit nach Gangstern – und sucht einen Weg zurück in die Gegenwart ...
Wer hätte das gedacht: Mitte der 90er hatte David Chase, Erfinder von „Detektiv Rockford – Anruf genügt“ die Idee für eine Mafia-Serie, die die Fernsehwelt verändern sollte. Mafia-Boss Toni Soprano (James Gandolfini) als von Panikattacken geplagter Familienmensch, der heimlich eine Psychotherapeutin aufsucht, mit Eheproblemen konfrontiert ist und neben Mordaufträgen und Konfrontationen mit rivalisierenden Gangs ganz alltägliche Entscheidungen zu treffen hat: Die Wahl des richtigen Colleges für die Tochter etwa. Die Kultserie der 00er-Jahre.
Harte Mischung: Ein Biker-Epos auf den Spuren von Shakespeares Hamlet. Harte Frauen und noch härtere Jungs irgendwo in Kalifornien, ein zweifelnder „Kronprinz“ (Charlie Hunman) – und über allen thront Ron „Hellboy“ Perlman als König der Rocker: Clay Morrow. Wuchtig. Archaisch. Brutal.
Hochdekoriertes Polizei-Drama um eine Spezialeinheit in L.A., die es mit ihren Methoden im Kampf gegen das organisierte Verbrechen nicht allzu genau nimmt. Und um ihre ebenfalls uniformierten Gegenspieler um Captain David Aceveda, die auch nicht gerade aus hehren Beweggründen handeln.
Ein Mann will seinen wegen Mordes verurteilten Bruder aus der Todeszelle retten, weil er von dessen Unschuld überzeugt ist. Ein actiongeladenes Spiel inklusive eines auf dem Körper tätowierten Fluchtplans beginnt ...
Steven van Zandt („Sopranos“) als Gangster Frank „The Fixer“ Tagliano, der in Norwegen ein neues Leben anfangen soll. Schräg und hart.
Seit 11. Juni kann man sich die Knast-Erlebnisse der süßen Taylor Shilling als Piper Chapman über Netflix wieder am Stück reinziehen. 13 Folgen Binge-Watching – überraschend witzig.
Im Jahr 2020 überlebt ein einziger Mann eine virale Apokalypse. Nach langem Suchen findet er die – vielleicht – letzte Frau. Sie wollen die Erde wiederbevölkern. Schräge Comedy.
Netflix-Thriller um das dunkle Geheimnis einer Familie auf den Florida Keys (groß: Sissy Spacek als Matriarchin), das durch den rebellischen Sohn ans Licht zu kommen droht.
Hoch interessante Ausgangslage: Ein Secret Service Agent untersucht das Verschwinden zweier Kollegen in einer Kleinstadt – um herauszufinden, dass es aus dieser kein Entkommen gibt. David Lynch-Stoff, der nicht ganz an den Meister heranreicht – aber Dank Matt Damon und Juliette Lewis mehr als gute Unterhaltung bietet.
Wieder einmal skandinavisches Ausnahme-Kino fürs Fernsehen. Der schwedische Wald, eine Polizistin, ihre Familie und alttestamentarische Bedrohungen. Hypnotisch düster.
Was wäre „Braunschlag“ ohne seinen Pfarrer? Ab Herbst ist Rubey in der Serie „Altes Geld“ zu sehen, dazwischen spielte er die Hauptrolle in der Doris Knecht-Verfilmung „Gruber geht“.
„Die größten Geister unserer Zeit sind nicht Komponisten, Maler, Dramatiker oder Schriftsteller, sondern die Kreatoren der Qualitätsserien, die mit den Sopranos eine neue Ära eingeleitet haben. Meine absoluten Lieblingsserien sind DIE SOPRANOS, BREAKING BAD und GAME OF THRONES. Ihnen prophezeie ich eine ähnliche Relevanz und Langlebigkeit wie bei Shakespeare Stücken. Außerdem großartig: IN TREATMENT, SUITS, SEINFELD, DIE BRÜCKE, HOUSE OF CARDS, DOWNTON ABBEY, HOMELAND.“
Ab Oktober ist der TV-Star („SOKO Donau“, „Der letzte Bulle“) in „Beautiful Girl“ im Kino zu sehen.
„Meine absolute Nummer 1 ist SONS OF ANARCHY. Zuerst dachte ich: Hm, eine Biker-Serie? Aber tatsächlich ist es ein klassisches Drama, eine Hamlet-Geschichte. Mit Wahnsinns-Schauspielern. Dann natürlich BREAKING BAD – eine Serie, die alle Tabus gebrochen hat. Brutal, schmucklos, berührend, verstörend. WEEDS bietet eine der besten Frauenfiguren, die je geschrieben wurden. CURB YOUR ENTHUSIASM ist eine absolut schräge Larry David-Hollywood Satire – Dank an Alex Pschill, dass er mir die Serie geborgt hat. Mit LOST und ALIAS fing meine Sucht an. Und: schwarzhumorige Frauen-Comedy mit den DESPERATE HOUSEWIVES.“