Leben

Der Weihnachtshund: Was man wissen sollte, BEVOR man sich einen Hund zulegt

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"Ist der süüüüüüüüß!!!“ Ein Wollknäuel auf vier Beinen, mit feuchter Nase und den treuesten Augen der Welt tapst unbeholfen aber neugierig unter dem Weihnachtsbaum herum. Die Kinder sind begeistert, Mama lächelt ein wenig gequält, Papa ist stolz auf sich.

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Dass das Fellknäuel einmal ein 70 Kilo schwerer Neufundländer wird oder ein Husky, der täglich mindestens vier Stunden rennen will,  dem einfaches Spazierengehen einfach nicht ausreicht,  stört die Magie des Abends in keiner Weise. Diese Probleme  werden erst im Verlauf der nächsten eineinhalb Jahre akut. Enden dann aber leider oft im Tierheim.

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„Dass Hunde, die zu Weihnachten gekauft werden, schon im Jänner bei uns abgegeben werden, ist ein Gerücht“, erklärt Oliver Bayer vom Wiener Tierschutzverein. „Aber  es werden gerade zu dieser Zeit oft falsche, emotionale Entscheidungen gefällt – die sich später rächen. Wir versuchen, um die Weihnachtszeit möglichst wenige Tiere zu vermitteln.“

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Seine Kollegin Annemarie Hurban vom TierQuartier stellt klar: „Ein Tier ist kein Geschenk.“ Und ist damit derselben Meinung wie Hundeflüsterer Martin Rütter (siehe Interview, nächste Seite) und Kurt Kotrschal, Wolfsforscher und Hundeexperte von Weltruf: „Ein Hund ist keine Sache. Er ist unser Sozial-Kumpan. Er begleitet uns seit rund 35.000 Jahren und ich würde durchaus so weit gehen zu sagen: Ohne Hund ist der Mensch unvollständig.“

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Aber die Frage, welcher Hund zu uns passt, sollte gründlich und mit kühlem Kopf beantwortet werden. : „Süß ist die schlechteste Entscheidungsgrundlage. Nehmen Sie etwa den Husky: Der ist unglaublich süß. Aber er ist ein Arbeitshund.  Und will nicht nur laufen ohne Ende, ist also bei uns meistens unterfordert, er bindet sich auch nicht so fest an seinen Menschen wie ein klassischer Begleithund. Das ist eine Kombination, die zu Stress und Frust führen kann.“

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Ähnliches gilt auch für Modehunde wie den Border Collie, der mit seinem bedingungslosen Willen gefordert zu werden manche Besitzer schlichtweg überfordert.

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Auch Familienklassiker wie Labrador und Retriever sind ursprünglich Jagdhunde, aber einerseits auf Geduld gezüchtet (ruhig neben dem Jäger zu liegen), andererseits schon so lange in reinen Haushund-Linien, dass sie auch gut mit Stadtbewohnern harmonieren. Der Mops wäre ein guter Familienbegleiter, wenn er nicht körperlich  so am Sand wäre, der Eurasier ist ein Geheim-Tipp. Und sonst?

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"Es gibt viele, man muss sich wirklich erkundigen – und nicht nach Moden oder Emotionen gehen“, so Kotrschal. „Pudel etwa werden völlig unterschätzt, sind tatsächlich aber großartige Familienhunde.“

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Bei verwegenen Straßen-Mixturen sind die rassespezifischen Charaktereigenschaften zwar nicht so einfach nachzulesen, dafür können die Mitarbeiter im Tierheim recht gut über ihre Schützlinge Auskunft geben. „Wir haben hier im TierQuarTier Wien ein eigenes Vergabeteam. Es ist uns ein großes Anliegen, dass passende Mensch-Tier-Team zusammenzubringen“, erklärt Annemarie Hurban.

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Der zweite Punkt, der zu klären ist, betrifft einen selbst. „Man sollte sich eine Checkliste machen“, rät Kurt Kotrschal. „Wie viel Zeit hab ich, schaffe ich es, den Hund nicht länger als vier Stunden allein zu lassen? Hilft mir jemand?  Verreise ich viel?“ Diese Liste hilft zu entscheiden, welchen Hund man wirklich will - und welcher Hund wirklich zu einem passt.

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Und dann könnte man ja zu Weihnachten noch einen Stoffhund kaufen, der fürs Original steht, das in ein paar Wochen als neues Familienmitglied ins Haus kommt. Den kann man dann tatsächlich unter dem Christbaum ganz fest drücken und dazu rufen: „Ist der süüüüüüüß!!!“

"EIN HUND IST KEIN SPIELZEUG!"

Martin Rütter, der berühmteste "Hundeflüsterer", gibt Tipps, um den richtigen Hund zu finden - und erklärt, was er von Hunden zu Weihnachten hält...

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Her Rütter, Welche grundlegenden Fehler sollte man bei der Anschaffung eines Hundes auf keinen Fall machen?
Es ist leider viel zu oft so, dass Hunde nach optischen Kriterien oder aus emotionalen Gründen ausgesucht werden. Die Menschen müssen bereits vor dem Hundekauf wissen, worauf sie sich beim Abenteuer Hund einlassen. Dies fängt mit der Züchter- und Welpenauswahl an und endet bei den grundlegenden Kenntnissen der Hundesprache und artgerechten Haltung eines Hundes. Ein Wochenendseminar würde schon reichen, um die ganz groben Anfängerfehler zu vermeiden.

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Wie packt man es also richtig an?
Man sollte sich im Vorhinein immer fragen: Welcher Hund passt überhaupt zu mir und meinen Lebensumständen. Ich muss immer berücksichtigen, welche Bedürfnisse und Charaktereigenschaften habe ich, welche Bedürfnisse und Charaktereigenschaften hat der jeweilige Hund. Ist das miteinander vereinbar? Also unbedingt vor der Anschaffung eine Art Checkliste anfertigen.

Brauche ich eine besonders große Wohnung oder einen Garten, um dem Hund was bieten zu können?
Das ist schön, aber nicht notwendig. Hunde sind Anpassungskünstler. Das Wichtigste, was ich einem Hund bieten können muss: Ich muss Zeit für ihn haben. Und damit meine ich nicht nur die Zeit für die Pflege wie beispielsweise Kämmen oder Krallen schneiden. Ein Hund ist kein Spielzeug, das man bei Bedarf rauskramt und dann wieder wochenlang verstauben lässt. Er ist ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, über die man sich gut informieren muss.

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Wenn ich mich also gut vorbereitet habe, spricht doch nichts dagegen, sich oder der Familie diesen Wunsch auch zu Weihnachten zu erfüllen, oder?
Nein, es ist trotzdem das Blödeste, was man tun kann. Der Hund ist damit doch völlig überfordert: Das ganze Haus ist voll von Verwandten, da steht ein Tannenbaum, bei dem er aber nicht an die Kugeln darf, überall liegt Schokolade rum. Am besten holt man sich einen Hund, wenn gerade Alltag herrscht und alles ist, wie sonst auch.

Mit seinem Programm „Freispruch“ ist Martin Rütter im Dezember auch in Österreich zu sehen: 11.12. Linz, 12.12. Graz, 13.12. Villach.
www.martin-ruetter-live.de

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WER PASST ZU MIR - ZU WEM PASSE ICH?

Seriöse Züchter können immer Auskunft über die Eigenheiten und Charaktermerkmale ihrer Lieblinge geben. Aber auch wer sich entscheidet, einen Hund von einem der Hilfswerke wie dem Wiener Tierschutzverband oder dem zu nehmen, "kauft" nicht die "Katze im Sack". Annemarie Hurban vom Wiener TierQuarTier gibt Auskunft.

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Ich gehe davon aus, dass, wenn man sich einen Hund von Ihnen holt, die Betreuer im Tierquartier die zukünftigen Hundebesitzer auch über das Wesen des in Frage kommenden Hundes aufklären können, ist das richtig? Denn nicht jeder Hund ist für jede Familienkonstellation geeignet.
Ja – wir haben hier im TierQuarTier Wien ein eigenes Vergabeteam. Es ist uns ein großes Anliegen, dass passende Mensch-Tier-Team zusammenzubringen. Interessentinnen und Interessenten finden die zu vergebenden Tiere beispielsweise unter www.tierquartier.at. Das Vergabeteam ermittelt – bei Hunden und Katzen mittels einem Interviewbogen – ob das Wunschtier zu den Vorstellungen der Interessentin oder des Interessenten passt. Nach einem ausführlichen Beratungsgespräch erfolgt das persönliche Kennenlernen der Tiere. Hunde werden in eigenen Begegnungszonen vorgestellt. Um den Aufenthalt der Hunde so stressfrei wie möglich zu gestalten, ist ein Besuch im Hundebereich nicht möglich.

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Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um bei Ihnen überhaupt ein Tier zu bekommen?
Es ist ganz wichtig, sich bereits vor der Anschaffung eines Tieres gut zu überlegen, ob man die Voraussetzungen für das neue Familienmitglied überhaupt erfüllen kann. Wenn sich Menschen für ein Tier entscheiden – bitte bewusst und verantwortungsvoll.

Gibt es Tiere, die besonders für alte Menschen geeignet sind? Wenn man also sagen würde, „damit die Oma nicht so alleine ist…“.
Zu uns ins TierQuarTier Wien kommen auch ganz junge oder ältere Tiere. Wir haben immer wieder Schützlinge, die auch besonders gut zu älteren Menschen passen.

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Am meisten wünschen sich natürlich Kinder einen kleinen Freund. Was muss man beachten, wenn man ihnen diesen Wunsch erfüllen will?
Mit der Anschaffung eines Haustieres wird auch gleichzeitig ein neues Familienmitglied aufgenommen. Es bedarf langer Planung und genauer Überlegung. Tiere sind aber kein Geschenk – auch nicht zu Weihnachten.

Was tut man, wenn man in Urlaub fahren will und den Hund nicht mitnehmen kann?
Ganz wichtig ist es, sich diesen Punkt bereits vor der Anschaffung eines Tieres zu überlegen. Für den Fall von Urlaub oder Krankheit gibt es verschiedene Möglichkeiten – natürlich abhängig vom jeweiligen Hund. So könnte dieser beispielsweise bei einer anderen, ihm bekannten Person während dieser Zeit bleiben. Es gibt auch sehr gute Hundepensionen oder Hundesitter. Wichtig ist dabei, sich bereits lange genug vorher ein genaues Bild darüber zu machen, ob der Hund auch wirklich gut untergebracht ist.

Wie viele Hunde kommen jedes Jahr zu ihnen?
Dies ist ganz unterschiedlich. Wir haben Platz für insgesamt 150 Hunde.

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Kann man bei Ihnen Hunde auch langsam „kennenlernen“? Dass man also ein Tier eine Zeit lang nur besucht und mit ihm spazieren geht?
Ja, dies ist natürlich möglich – speziell bei Hunden, die länger brauchen, um Vertrauen zu fassen. Interessentinnen und Interessenten können sich sehr gerne direkt an unser Hundevergabeteam unter der Telefonnummer 01/734 11 02-115 wenden oder zu unseren Vergabezeiten ins TierQuarTier Wien kommen. Diese sind Dienstag bis Donnerstag: 15:00 bis 17:00 Uhr sowie Freitag und Samstag: 13:00 bis 17:00 Uhr. Montags sowie an Sonn- und Feiertagen haben wir geschlossen.

In welchen Situationen ist es besser, einen Welpen zu nehmen bzw. wann würden Sie davon abraten?
Diese Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab. Ein Welpe braucht gerade in der Anfangsphase sehr viel Aufmerksamkeit und Zeit. Die ersten Wochen sind besonders wichtig für seine Sozialisation. Welpen können meist noch gar nicht oder nicht lange alleine sein und sind noch nicht stubenrein. In dieser Zeit hängt sehr viel von seinem Menschen ab – wie und was der Welpe für sein späteres Leben lernt oder nicht lernt.

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Wie viele Stunden täglich muss ich in der Lage sein, mich um einen Hund zu kümmern? Schon klar, da gibt’s wahrscheinlich  rassespezifische Unterschiede...
Dies ist von Hund zu Hund unterschiedlich und beispielsweise abhängig von Alter, Gesundheit, Verwendungszweck und Wesen. Manche Hunde haben zum Beispiel große Angst davor, alleine zu sein.
Ganz wichtig ist es, bei der Wahl des passenden Hundes nicht nur nach seinem Äußeren zu gehen, sondern viele Faktoren zu beachten. Hierzu zählen zum Beispiel besondere Wesens- und Charaktereigenschaften bei Hunden bestimmter Rassen – unter Berücksichtigung des früheren Verwendungszwecks der jeweiligen Rasse. Denn Hunde sollten je nach ihrem Verwendungszweck, Alter und ihrer Gesundheit entsprechend körperlich und geistig ausgelastet werden. 
Weitere wichtige, zu beachtende Faktoren sind Herkunft, Sozialisation und bisherige Erfahrung des Hundes. So beispielsweise auf keinen Fall einen Welpen aus dem illegalen Welpenhandel nehmen. Besonders zu beachten ist auch die bisherige Erfahrung der Hundhalterin bzw. des Hundehalters sowie in welcher Umgebung der Hund leben wird. Natürlich auch die Vorgeschichte des Hundes selbst. Ein Hund braucht sowohl ausreichend Bewegung als auch genügend Ruhezeit. Falls es bereits Hunde im zukünftigen, gemeinsamen Haushalt gibt ist es auch wichtig, sich zu überlegen, ob besser eine Hündin oder ein Rüde dazu passt – auch hinsichtlich Verträglichkeit.
Zu beachten sind andere Personen und Tiere, mit denen der Hund in häufigem Kontakt sein wird, der zeitliche Faktor sowie ob Mensch und Hund auch von ihrer Größe und ihrer Persönlichkeit zusammenpassen. Bei der Wahl eines Hundes sollte auch bedacht werden, dass sich Lebensstil und Lebensumstände eines Menschen ändern können. Weitere Faktoren sind Kosten, Platzbedarf, Allergien, gesetzliche Vorschriften, Hundehalteverbot in Haus oder Wohnung und ob rassespezifisch – auch laut Tierschutz bedenkliche Rassestandards vorliegen.
Diese Einflussfaktoren bitte bereits vor der Anschaffung eines Hundes genau betrachten – denn Tiere bedeuten eine große Verantwortung – ein ganzes Tierleben lang.