Comeback von Waris Dirie: Musical und Dessous im Namen der "Wüstenblume"
Von Bernhard Praschl
Noch ist das Haus eine Baustelle, aber bald schon soll daraus die erste "Wüstenblume Schule" von Sierra Leone entstehen. Wüstenblume? Da war doch was? Richtig. Als "Wüstenblume" berührte in den 1990er-Jahren die Geschichte eines Nomadenmädchens, das vor der Zwangsheirat aus Somalia flieht und sich in London als Supermodel wiederfindet. Waris Dirie hat diese Geschichte niedergeschrieben und damit die Herzen von Millionen Menschen auf der ganz Welt berührt. Denn sie hat sie am eigenen Leib erlebt.
Vor zehn Jahren verfilmte die deutsch-amerikanische Regisseurin Sherry Hormann den autobiografischen Stoff. Nicht das Ende der Fahnenstange, im Februar 2020 soll die schicksalshafte Story am Theater St. Gallen uraufgeführt werden - als Musical.
"Wir spielen das Werk im Repertoirbetrieb ein Jahr lang", sagt der Schweizer Theaterdirektor Werner Signer. Gastspiele sind zum heutigen Zeitpunkt noch keine geplant, aber für eine mögliche Koproduktion mit Wien "sind wir selbstverständlich offen", so Signer. Eine Chance für die Musicalstadt Wien, Flagge zu zeigen. Immerhin stehen mit Nena-Komponist Uwe Fahrenkrog-Peterson sowie Regisseur und Drehbuchautor Gil Mehmert ("Das Wunder von Bern") zwei erfolgreiche Vollprofis dahinter. Darüberhinaus residiert die von Waris Dirie gegründete Hilfsorganisation "Desert Flower Foundation" ebenfalls in Wien.
Ein Homecoming wäre zu begrüßen. Denn immerhin geht es hier nicht um die Eitelkeit eines Exmodels, das wieder im Scheinwerferlicht stehen möchte. Es geht um den Windmühlenkampf gegen die brutale Verstümmelung von Mädchen, den Waris Dirie nun seit mehr als zwei Jahrzehnten führt. Mit ihrer Organisation Desert Flower Foundation sammelt sie seither Spenden für Mädchen in Not. Viele Mädchen. Jahr für Jahr werden in Afrika 3,5 Millionen Mädchen Opfer der grausamen Beschneidung der Klitoris. Die Female Genital Mutilation (FGM) wird meist im privaten Rahmen durchgeführt und bleibt so auch ohne juristische Konsequenzen.
Vielleicht hilft das. Mit einer neuen Kampagne und einer Unterschriftenaktion, die auch von der britischen Dessousmarke Coco de Mer unterstützt wird, sollen nun bis Ende des Jahres zehn Millionen Unterschriften gegen dieses gestrige Ritual gesammelt werden. Waris Dirie bei der Präsentation in London: "Ich möchte mich dafür einsetzen, dass Frauen ihre Sexualität und ihren Körper selbstbewusst und mit Freude annehmen."