Bond made in Austria
Von Bernhard Praschl
Manche haben Glück, weil ihnen eine Rutsch’n gelegt wird. Andere noch mehr Freud, weil sie vor den Kopf gestoßen werden. „Nehmt’s den G’scherten mit, der geht uns eh nicht ab!“, feixte im Winter 1968/69 der Chef eines jungen Mechanikers in Wien und empfahl damit einen Tiroler für ein Abenteuer auf Eis und Schnee – der Beginn einer Weltkarriere. In diesem Winter waren Dreharbeiten für das James-Bond-Abenteuer „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ in der Schweiz angesetzt. Der dreifache Olympiasieger Toni Sailer und die Nachwuchshoffnung Bernhard Russi hatten bereits ihr Ticket als Stuntfahrer für die heißen Skiszenen in der Tasche. Es fehlten nur noch zwei Mechaniker, die sich um die Autos für die winterliche Verfolgungsjagd kümmern sollten.
Einer davon hieß Willi Neuner. Klingelt’s?
Natürlich. Der kernige Bursch feierte damals seinen Einstand im Filmbiz – zeitgleich mit dem Debüt des australischen Dressman George Lazenby als Agent 007 – und zwar als Fahr-Double von Diana „Emma Peel“ Rigg. Und das kam so. Eigentlich sollte Neuner nur die Autos für die Stuntaufnahmen präparieren, aber dann fragte Miss Rigg ihn, „ob ich mit dem Auto fahren könne, um sie zu doubeln.“ Und wie!
Zwei weitere Bond-Filme sollten für Willi Neuner folgen, „Im Angesicht des Todes“ (1985) und „Der Hauch des Todes“ (1987). Dieser war wiederum ein Novum: der erste Einsatz von Timothy Dalton als Doppel-Null-Agent. Special-Effects-Spezialist Neuner war jedoch nicht der erste Österreicher, der dem Agenten Ihrer Majestät auf die Sprünge half.
Ihre Karriere zeigt, dass James Bond immer auch um höhere Weihen durch die Beteiligung namhafter Bühnenstars bemüht war. Nur ein Jahr, nachdem die in der Wiener Ameisgasse aufgewachsene Tochter einer Wäscherin für ihre Nebenrolle in der Tennessee-Williams-Verfilmung „Der römische Frühling der Mrs. Stone“ eine Oscar-Nominierung erhielt, überzeugte Lenya als 007-Gegenspielerin.
Ob Zufall oder nicht, schon zuvor war mit Peter Lorre ein Altösterreicher im Umfeld von 007 als Bösewicht gefragt. In der US-TV-Verfilmung von „Casino Royale“ (1953), dem allerersten Bond-Roman von Ian Fleming, gab der Star aus Fritz Langs epochalem Serienkiller-Thriller „M“ den sinistren Gegenspieler „Le Chiffre“.
Klaus Maria Brandauer sollte 30 Jahre danach einen fabelhaften Fiesling abgeben – als Maximilian Largo neben Sean Connery in „Sag niemals nie“. Zugleich war dies für den Burgschauspieler der Auftakt zu einer beeindruckenden internationalen Filmkarriere. „Jenseits von Afrika“ oder, „Das Rußland-Haus“ (wieder mit Connery) folgten.
Christoph Waltz mag seine Rolle als Bond-Gegenspieler in „Spectre“ wie eine Fingerübung vorgekommen sein. Er hat bereits zwei Oscars, einen Stern auf Hollywoods Walk of Fame und mehr Rollenangebote auf seinem Schreibtisch, als er je lesen kann. Ein weiterer Karriere-Kick ist vermutlich das, was der Ausnahmeschauspieler am wenigsten benötigt.
Aber, „Bingo!“, hier geht’s um Bond. Und diese Chance lässt sich keiner entgehen.