Leben

Die Geheimnisse der Eismeere

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Kennen Sie den Krill? Er ist das unscheinbarste, aber womöglich wichtigste und erfolgreichste Lebewesen im antarktischen Eismeer. Das winzige, durchscheinende  Krebstier sieht aus wie eine Garnele und lebt in riesigen Schwärmen, bis zu 30.000  dieser Tierchen   schwimmen in einem Kubikmeter Wasser. Mit seinen Beinchen filtert er Planktonzellen aus dem Wasser, die ihm als Nahrung dienen. Und er weidet die Algen ab, die sich an der Unterseite des Packeises bilden.

Futter für alle

Warum der Krill so wichtig ist? Ohne ihn gäbe es keine Pinguine, keine Seebären, keine  Wale und keine Albatrosse.  Er ist die wichtigste Nahrung für  alle  Tiere, die im Südpolarmeer leben. Schwindet der Lebensraum des Krills, ist das auch für die anderen Tiere eine tödliche Gefahr. Je weniger Eis, desto weniger Nahrung für den Krill. Und ohne Krill keine putzigen Pinguine.
 

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Der kanadische Fotograf Paul Nicklen hat sich die Bewahrung der Eismeere und ihrer Bewohner zur Lebensaufgabe gemacht. Er wuchs auf Baffin Island im hohen Norden des Landes auf, in einem von Inuit bewohnten Dorf. Ohne Telefon, ohne Radio, ohne Fernseher, dafür mit den Büchern von Jacques Cousteau. Als junger Mann lässt er sich mit  seiner Kamera und einem Zelt allein in der Einöde an einem Fluss  aussetzen.

Die Wildnis einfangen

Seit 24 Jahren versucht er nun, die Wildnis einzufangen und mit seinen Bildern mitzuhelfen, die Natur zu bewahren. Am Nordpol und am Südpol. Dabei wurde Nicklen Zeuge von Ereignissen, die so  kaum je ein Mensch erlebt hat.
Das Fressballett der Orcas etwa. Im Team, mit genau verteilten Rollen jagen die Schwertwale ihre Beute, riesige Heringsschwärme. Sie umkreisen das Fischknäuel immer enger, treiben es zusammen und wechseln einander beim Fressen ab. All das spielt sich unter der Eisoberfläche ab und Nicklen ist  mit seiner Kamera dabei.
 

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Mitunter vergisst er sogar aufs Fotografieren. Etwa auf der Insel Südgeorgien im Südpolarmeer, die für ihre vielfältige Tierwelt und ihre üble Walfängervergangenheit berühmt ist. Vor Tagesanbruch sucht Nicklen seine Fotoausrüstung zusammen – und fühlt sich beobachtet. Zu Recht: „Als ich aufblicke, ist der schwarzsandige Strand von neugierigen Pinguinen und herumliegenden See-Elefanten übersät, die allmählich zu schreien beginnen.“ Der Fotograf legte seine Kamera beiseite, stieg einen Bergkamm hinauf und blickte im ersten Morgenlicht auf 200.000 Kaiserpinguine, die ihn beobachteten. Das Faszinierende daran: Walfänger und Jäger hatten die Populationen der Wildtiere wenige Jahrzehnte zuvor beinahe völlig ausgelöscht und manche Walarten total ausgerottet.

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Die meisten an Land lebenden Tier-Populationen erholten sich wieder, nachdem sie in Ruhe gelassen worden waren. Und gaben den Menschen, den einstigen Feinden, eine zweite Chance. Arglos und vertrauensvoll.
So wie die Seeleopardin, die vier Tage lang versuchte, den menschlichen  Besucher in ihrem Revier mit Pinguinen zu füttern.  Oder der Buckelwal, der immer wieder probierte, den Taucher im Eismeer mit seiner Rückenflosse aus dem Wasser zu heben.

Die Wilden und die Bösen

Es sind nämlich nicht nur die „putzigen“ Tiere, wie die Kaiserpinguine, die uns mit ihrem Watschelgang begeistern, oder die Babyrobben mit dem unwiderstehlichen  Blick aus ihren riesigen Augen, deren Schutz Paul Nicklen sich auf die Fahnen geheftet hat. Ihm sind die vermeintlich „Wilden“ und „Bösen“ genau so ein Anliegen. Und natürlich die Unscheinbaren, die man trotz ihrer  großen Zahl gerne einmal übersieht.
Wie den wichtigen Krill ...

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