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Sicher! = Sicher?

Im Jahr 2023 wurden in Österreich rund 7.650 Einbrüche in Wohnungen und Häuser bei der Polizei zur Anzeige gebracht. Fenster gehören neben Haus-, Terrassen-, Balkon-, und Kellertüren zu den größten Schwachstellen, die ein Haus oder eine Wohnung Einbrechern bieten kann. Es ist daher sinnvoll, für einen zuverlässigen Einbruchschutz zu sorgen. Sind die Fenster fachgerecht mechanisch gesichert, so haben Einbrecher und Gelegenheitstäter deutlich weniger Chancen. Fachgerecht heißt: nach ÖNORM geprüft und vom Profi montiert. 

Wichtig für die mechanische Sicherheit ist das korrekte Zusammenspiel von Tür- oder Fensterflügel, Zarge, Schloss und Beschlag. Aber die Sicherheitsfrage betrifft nicht nur den Einbruchschutz, sondern auch den Schutz vor Absturz, Feuer oder den Klemmschutz. Ing. Mst Andreas Distel, Wiener Innungsmeister-Stellvertreter für Tischler und Holzgestalter in der Wirtschaftskammer Wien, erörtert im Interview, worauf bei der Errichtung von Sicherheitstüren und -fenstern bzw. bei deren Nachrüstung geachtet werden sollte.

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Welche Überlegungen sollte ich als Konsument/als Konsumentin im Vorfeld anstellen, wenn ich Fenstern und Türen absichern möchte? 

Andreas Distel: Zunächst sollte abgeschätzt werden, wie leicht oder schwer der Zugang durch unbefugte Personen ist. Denn bei aller gebotenen Vorsicht muss man bedenken, dass stabile Sicherheitstüren und -fenster mitunter nur schwer handzuhaben sind. Das kann beeinträchtigte Personen oder Kinder vor große Probleme stellen und besonders ältere Personen unter Umständen sogar daran hindern, die eigene Wohnung zu verlassen. Auch für Einsatzkräfte können diese Sicherheitsvorkehrungen eine Barriere darstellen, wenn unter Umständen jede Minute zählt. Es sollte daher das Für und Wider sehr genau abgewogen werden. 

Darf ich als Mieter oder auch als Wohnungseigentümer Um- oder Zubauten an Türen und Fenstern ohne Weiteres vornehmen?

In den meisten Fällen nicht. Wenn es sich nicht um das eigene Wohnhaus handelt, muss das Einverständnis des Eigentümers, der Hausverwaltung oder des Vermieters eingeholt werden. Auch die Herstellerangaben der Türen- und Fensterproduzenten sind zu beachten. 

Mit welchen Kundenanfragen sind Sie im Zusammenhang mit dem Thema Absicherung am häufigsten konfrontiert?

Eine häufige Frage ist, wie man den Fenstersturz verhindern kann, wenn diese geöffnet sind, beispielsweise, wenn Kinder unbeaufsichtigt sind. Ein anderes Thema ist die Nachrüstung von Klemmschutz im Türbandbereich, um Verletzungen an Fingern zu vermeiden. Wichtig ist auch die Absicherung gegen Feuerschäden durch Montage von Feuerschutztüren und -fenstern. Am häufigsten nachgefragt sind Sicherheitstüren und -fenster zum Schutz vor Einbrüchen. 

Welche Maßnahmen sind für die einfachere Absicherung von Türen geeignet?

Da gibt es schon einige Möglichkeiten, wie etwa das Montieren einer Türkette. Dann kann man das Wechselzylinderschloss ersetzen und ein Mehrfachverriegelungsschloss nachrüsten. Ein Zusatzschloss kann mit einem Sicherheitsbügel und einem Außenzylinder nachgerüstet werden. Der Zylinder- sowie der Außenzylinder können ersetzt werden – möglichst gleichsperrig und beidseitig versperr bar. Ein Balkenschloss kann mit oder ohne Außenzylinder nachgerüstet, zusätzlich können Sicherheitsbeschläge (z. B. mit Bohrschutz und/oder Kernziehschutz) angebracht werden. Diese Maßnahmen eignen sich vor allem für einflügelige Türen. 

Wie kann man zweiflügelige Türen absichern?

Hier kann an eine Nachrüstung durch eine Mehrfachverriegelung inklusive einer Schließleiste gedacht werden. Dadurch werden Geh- und Stehflügel gesichert und der Stehflügel ist zusätzlich leichter bedienbar. Möglich ist auch das Anbringen eines waagrechten und/oder horizontalen Balkenschlosses. Eingestemmte Türbänder sollten besser belassen werden, eventuell tauscht man die Türbänder gegen dreiteilige mit einer Bandsicherung. Bestehende Verglasungen können durch Sicherheitsglas ersetzt werden. Füllungen können beispielsweise durch Multiexplatten bzw. Metallplatten verstärkt werden. 

Was muss ich beachten, wenn ich eine neue Sicherheitstüre einbauen lassen möchte?

Für Wohnungen und Häuser werden in Österreich die Widerstandsklassen RC 2 und RC 3 empfohlen. Sehr häufig preisgleich, manchmal sogar günstiger ist ein zusätzlicher Feuerschutz, weil die Ausbreitung eines Brandes praktisch verhindert oder zumindest deutlich verlangsamt werden kann. Da es teilweise dafür Förderungen gibt, lohnt es sich, sich nach diesen zu erkundigen. Für den Konsumenten/die Konsumentin zählt zu den wichtigsten Fragen, welche Sperrsysteme berücksichtigt werden sollten und ob das geplante Türelement problemlos betätigt werden kann. 

Gibt es noch andere Dinge zu berücksichtigen?

Man sollte sich erkundigen, ob man für die Errichtung eine behördliche Genehmigung braucht oder ob aufgrund des Alters des Gebäudes oder der Tür Denkmalschutz ein Thema ist. Manchmal braucht man auch zusätzliche Gewerke, wie etwa einen Baumeister. Es ist daher mehr als sinnvoll, sich im Vorfeld von einem Experten/einer Expertin beraten zu lassen. 

Welche Möglichkeiten gibt es zur Absicherung der Fenster bzw. der Balkon- oder Terrassentüren? 

Eine wichtige Maßnahme ist das Montieren einer Absturzsicherung, etwa durch eine fassadenseitige Zusatzverglasung oder eine Geländerstange sowie das Anbringen eines Klemmschutzes. Bei den Fenstern kann eine Drehsperre angebracht werden, sodass das Fenster nur noch kippbar ist. Mit einer versperrbaren Fensterolive ist ein Öffnen des Fensters beispielsweise durch Kinder nicht mehr möglich. Die Fensterbeschläge könnten komplett mit zusätzlichen Absicherungen, soweit dies die Fensterkonstruktion zulässt, sicherheitstechnisch ertüchtigt werden. Falls kein Sicherheitsglas vorhanden ist, prüfen, ob es nachrüstbar ist. Balkontüren sollten unbedingt beidseitig ein Sicherheitsglas vorweisen, damit dieses im Fall eines Sturzes nicht zu Bruch geht. 

Warum ist ein Tischler ein Experte, der mich in diesen Sicherheitsfragen kompetent beraten kann?

Gute Frage! Das Tischlerhandwerk ist es gewohnt, mit den unterschiedlichsten Materialien zu arbeiten und sie entsprechend zu kombinieren. Folglich ist eine gewerksübergreifende Tätigkeit eigentlich ein Standardprozess. Zudem gehören Türen und Fenster vorwiegend zum Gewerk der Bautischlerei. Somit bringen wir die notwendige Erfahrung und Kompetenzen im Materialbedarf und im Regelwerkbereich in das Projekt ein.

www.wienertischler.at

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