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Wo Yin und Yang vereint sind

Das geschwungene Dach ist ein stilisiertes Abbild der Landschaft ringsum. DasCangshan-Gebirge auf der einen Seite, der Erhai-See auf der anderen. Dazwischen liegt die südwestchinesische Stadt Dali, die für ihre ausgeprägte Kunst- und Kulturszene bekannt ist. Mit dem neuen Yangliping Performing Arts Center hat die Stadt eine architektonische Skulptur bekommen, die weithin sichtbar ist.

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Zwei Gegensätze vereint

Die wogende Form des Daches mit der Erhebung auf der einen und der Vertiefung auf der anderen Seite hat für die Architekten von Studio Zhu-Pei auch eine philosophische Komponente: „Die ausdrucksstarke Form des Daches spiegelt die organische Landschaft darunter und deutet auf das alte chinesische Prinzip von Yin und Yang, bei dem sich zwei Gegensätze zu einem Ganzen vereinen.“

Die ausdrucksstarke Form des Daches deutet auf das alte chinesische Prinzip von Yin und Yang.

Studio Zhu-Pei, Architekturbüro

Unter dem Dach tut sich ein geschützter, öffentlicher Raum auf. Hier befindet sich ein neu interpretiertes Amphitheater, das gemeinsam mit dem Indoor-Bereich einen kombinierten Performance-Raum bildet. Das frei fließende Raumkonzept lässt die Grenzen verschwimmen, sei es zwischen Innen und Außen oder zwischen Bühne und Landschaft.

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Über und unter dem Dach

Das neue Performing Arts Center befindet sich nordöstlich der historischen Altstadt von Dali. Es bietet ein ganzheitliches Theater- und Naturerlebnis, unterstützt durch ein Dach, das zum öffentlichen Mobiliar erklärt wird. Über eine Treppe können Besucher das schiefergedeckte Dach erklimmen und über einen Rundweg in alle Himmelsrichtungen blicken.

Auf der Unterseite des Daches befindet sich eine nestartige Holzlattung. Sie ist eine weitere Referenz an die Natur und zugleich ein kunsthandwerklicher Schallfänger, der für eine hallfreie Akustik sorgt. An einer Stelle durchbricht eine Formation an Holztürmen die Dachstruktur und verbindet den unteren Bereich mit der Aussichtsebene. Hier sind ein Café und ein Teehaus untergebracht.

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Ein Theater ohne Grenzen

Mit ihrem Entwurf haben die Architekten die konventionelle Vorstellung eines Theaterbaus auf den Kopf gestellt. Während das Theater stets darum bemüht war, sich von der Außenwelt abzuschotten und Naturphänomene wie Licht, Geräusche und Wind auszusperren, will man dieses Konzept in Dali aufbrechen. Die Unterscheidung zwischen Innen und Außen, zwischen Natur und Architektur wird aufgehoben. Anstatt eines in sich geschlossenen Systems entsteht ein offener und durchlässiger Kunstraum.

Der Zuseher soll nicht bloß eine Betrachterrolle einnehmen, sondern integraler Bestandteil des Theaters sein. „Es ist vielleicht wie die leere Stelle in traditionellen chinesischen Gemälden. Der Maler erwartet, dass der Betrachter diese Unvollständigkeit mit seiner eigenen Vorstellungskraft ergänzt, und das Werk damit lebendig macht“, erklären die Architekten ihr Konzept. Erst durch die Verflechtung von Natur, Architektur, Performance und Menschen sei das Theater vollwertig.

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Mit diesem Projekt liefern die Architekten von Studio Zhu Pei eine experimentelle Arbeit zur Philosophie „Architecture of Nature“, wie sie sagen. „Die Menschen durchwandern das Gebäude, von Innen nach Außen, von oben nach unten.“ Diese architektonische Erfahrung sei dem Wuxing-Prinzip nachempfunden, also der Lehre der Fünf Wandlungsphasen. Sie definiert unter anderem eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Natur.

Text: Gertraud Gerst Fotos: Weiqi Jin,Yao Zhang

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