Wenn die Wikinger kommen!
Achtung! Spoiler! Der Wikinger, von dem hier die Rede ist, heißt Floki Vilgerdsson. Und obwohl er im 9. Jahrhundert lebte, ist er heute trotzdem ein gefeierter Filmstar. Die weltweit berühmte Serie Vikings dreht sich unter anderem um seine Heldentaten. Eine davon: Die Entdeckung jener Insel, die wir heute als Island kennen.
Floki Vilgerdsson, der Volksheld
Der Mann, den man übrigens auch unter den Namen Ravnafloke, Hrafna-Flóki oder zu Deutsch Raben-Flóki kennt, hat in seiner norwegischen Heimat Heldenstatus, frage nicht. Und eben diesen hat sich nun der Tourismusverein der kleinen norwegischen Gemeinde Haugesund (nein, wir machen mit diesem Eigennamen jetzt wirklich keine Wikinger-Haudrauf-Wortspiele) zunutze gemacht.
Also. 30 Autominuten von Haugesund entfernt, gelangt man zur idyllischen Landzunge Sveio. Hier küssen sich Himmel und Horizont manchmal sanft. Meist aber genau so stürmisch, wie das Meer hier an die Küste schlägt. Deshalb steht hier auch schon seit jeher der Leuchtturm Ryvarden, um Seefahrer vor dem sicheren Zerschellen zu bewahren.
Sagenumwobene Landzunge
Von dieser Landzunge aus segelte im Jahr 868 besagter Floki Vilgerdsson als erster Mensch hinaus, um eine unbenannte Insel zu besiedeln – Island eben. Mehr als tausend Jahre später wurde dieser geschichtsträchtige Ort nun selbst besiedelt: Das norwegische Studio Holon Arkitektur entwickelte hier in touristischer Mission fünf ganz besondere Hütten.
Nur keine Spuren im Boden
Denn einer der wichtigsten Aspekte dieses Projekts war, dass die Hütten keine dauerhaften Spuren in der Landschaft hinterlassen sollten. Gleichzeitig aber sollten keinesfalls irgendwelche Abwandlungen von Wohnwägen hier stationiert werden. Kein triviales Unterfangen, da an eben diesem ungeschützten Ort die unbeugsamen Kräfte der Natur frei wirken. Und das an besonders vielen Tagen im Jahr.
Aus diesem Grund musste sich das Architekten-Team besonders viele Gedanken über die Befestigung der fünf Objekte machen, damit diese nicht beim ersten Sturm unbeabsichtigt die gleiche Reise wie Floki Vilgerdsson antreten würden. Und das, ohne Fundamente zu graben, Felsen einzuebnen oder Senken auszuheben.
20 Löcher für fünf Hütten
Die Lösung: Für jede Hütte wurden vier Löcher in den Fels gebohrt. Auf diesen wurden die spektakulären Kabinen dann buchstäblich aufgehängt.
Weil aber solche Stahlsteher laut Statiker nicht der Weisheit letzter Schluss sind, adaptierten die Architekten auch die Form der einzelnen Kabinen. Ihre dreieckige Form und der flache Schnitt sind also keineswegs reines Design, sondern sorgfältig geplant. Um dem rauen Klima mit seinen starken Winden zu widerstehen, die an der westnorwegischen Küste so gerne wüten.
Heute fühlen sich in vier der Hütten bis zu fünf Personen wohl. Sie sind alle mit einer Küche, einem Wohnzimmer und einer Toilette ausgestattet. Die größte Hütte bietet Platz für bis zu zehn Personen und ist auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Das Herzstück jeder Hütte ist ein romantischer Kamin. Dieser soll den Gästen ein besonderes Gefühl von Heimeligkeit verschaffen, wenn sie im Inneren ihrer Hütten die Brandung beobachten, die gegen die Felsen schlägt.
Dabei kann man sich dann entweder die Serie Vikings reinziehen, oder eines der vielen Bücher lesen, die über die Abenteuer von Floki Vilgerdsson, dem Wikinger geschrieben wurden.
Namen für die Ewigkeit
Und vielleicht stößt man dabei dann gar auf den Namen der Hütte in der man wohnt. Denn: Jedes dieser Tiny Houses ist nach Familienmitgliedern oder für Floki Vilgerdsson wichtigen Personen benannt.
Die größte Hütte hört auf den Namen seines Großvaters Horda- Kåre. Mutter Vilgjerd ist hier ebenso verewigt wie seine Töchter Geirhild und Tjogerd und Freund Faxe, der Floke auf seiner Expedition zur Insel begleitete. Nach ihm ist auf Island übrigens eine Bucht nahe Rekjavik benannt: Faxaflói heißt sie.
An ihren Ufern wäre übrigens laut Google-Earth noch genug Platz, um weitere so coole Wikinger-Hütten zu errichten. Nur so als Idee.
Text: Johannes Stühlinger Bilder: Holon Arkitektur
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