Schlafen unter den Augen des Fußballgottes
Zuhause ist so etwas nur Kindern erlaubt. Bettwäsche in den Farben des Lieblings-Fußballvereins. Bei Erwachsenen geht das überhaupt nicht. Ein absolutes No-Go. Ganz anders in der deutschen Stadt Mönchengladbach am Niederrhein. In der kreisfreien, mittelgroßen Stadt in Nordrhein-Westfalen – knapp mehr als 275.000 Einwohner und rund 25 Kilometer von der Landeshauptstadt Düsseldorf entfernt – steht ein ganzes Hotel im Zeichen des Fußballs. Das H4-Hotel Mönchengladbach ist komplett im Stil des deutschen Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach eingerichtet. Bettwäsche in den Vereinsfarben Schwarz-Weiß (Grün-Weiß für Auswärts-Matches) sowie mit Klub-Logo inklusive.
Träumen vom Meistertitel im H4-Hotel
Alle 131 Zimmer des H4-Hotels bieten einen Blick auf ein Spielfeld des weitläufigen Klub-Geländes oder direkt auf das Stadion der „Gladbacher“. In dem – natürlich – im Borussia-Park, dem Trainingsgelände des Vereins, angesiedelten Hotel prangt bereits an der Außenfassade ein überdimensionales Borussia-Logo. Innen erinnert jede Etage an große Momente der Vereinsgeschichte wie Champions League, Europapokal, DFB-Pokal und Deutsche Meisterschaft.
Die Gäste nächtigen flankiert von nationalen und internationalen Fußballtop-Ergebnissen an den Zimmerwänden. So manchem Fan beschert dieses Ambiente zuckersüße (Meisterschafts)-Träume.
Fohlen-Shop und Vereins-Museum
Der siebengeschossige, interessant geformte, aber architektonisch eher unauffällige Bau beherbergt in seinem T-förmigen Sockelgeschoss neben einer großzügigen Empfangshalle auch den Fohlen-Shop und die Fohlen-Welt, Borussias Vereinsmuseum. Auf einer Fläche von 1.150 Quadratmetern können die Besucher dort in der interaktiven Erlebniswelt in die Borussias-Historie von 1900 bis heute eintauchen.
Günter Netzer und sein Team
Die Kicker des Vereins werden von den Fans liebevoll „Fohlen“ beziehungsweise die Bundesliga-Mannschaft auch als Fohlen-Elf bezeichnet. Dieser Name erinnert an den Aufstieg des damaligen VfL Borussia Mönchengladbach im Jahr 1965 unter Trainer Hennes Weisweiler in die erste deutsche Bundesliga.
Die jungen Spieler, das Durchschnittsalter zu dieser Zeit lag bei 21,5 Jahren, traten wild und ungestüm auf. Klub-Legenden wie Günter Netzer und Jupp Heynckes, später auch Trainer in Mönchengladbach, gehörten zu dem damaligen Kader. Auch in den 1970er und 1980er-Jahren entdeckte der Verein immer wieder junge Talente und formte sie zu Top-Spielern, die später mit guten Gewinnen an finanzkräftigere Klubs verkauft wurden.
Neben den diversen Fohlen-Einrichtungen bietet das H4-Hotel auch eine direkte Verbindung zum Stadion. Alle Hotelgäste können zudem die gastronomischen Angebote des Stadions nutzen. Als besonders Glanzstück präsentiert sich die Executive Lounge mit barrierefreiem Blick in das Stadion sowie auf dessen Spielfeld. Der Zugang ist ab der Buchung einer bestimmten Zimmerkategorie kostenfrei.
Fußball-Erlebnis live und im TV
Apropos Zimmer. Zur Ausstattung eines jeden Zimmers und jeder Suite zählt ein großer Flachbildschirm. Das hautnahe Fußball-Erlebnis soll es nicht nur im Stadion und beim Blick aus dem Fenster geben, sondern auch auf dem TV-Schirm. Bildschirme zur Übertragung von Livespielen und Fußball-Sendungen sind auch in vielen anderen Bereichen des Hotels allgegenwärtig. Damit kein Tor verpasst wird.
Selbstverständlich findet sich das Borussen-Design auch an der Bar, im Restaurant, in den Fitness-Räumen, den Ruhezonen, den Tagungs-Sälen und in anderen Bereichen des Hotels wieder. "Mit dem H4 Hotel Mönchengladbach haben wir einen Ort geschaffen, an dem Fußballbegeisterte das sportliche Geschehen hautnah mitverfolgen können“, beschrieb Alexander Fitz, damals CEO der H-Hotels, bei der Eröffnung das Haus.
Expansion in Österreich
Hinter dem Borussen-Hotel steht die H-Hotels-AG mit Sitz im hessischen Bad Arolsen, eine der größten privat geführten Hotelketten Deutschlands mit insgesamt rund 60 Häusern, die unter insgesamt vier Marken-Dächern unterschiedlich positioniert sind. H-Hotel ist seit 1969 auf dem Markt und mit Häusern in Salzburg und Ried/Innkreis auch in Österreich vertreten. Für 2024 ist die Eröffnung eines eigenen Hotels in Wien geplant. Auch die Märkte in der Schweiz und in Ungarn werden bespielt. Frankreich folgt 2024.
Im ersten Obergeschoss, das, laut der Betreiber, "mit seiner rückspringenden Verglasung aktuelle architektonische Elemente aufgreift", befinden sich neben derHotel-Loungeund sechsSuitenauch drei Arztpraxen. In den oberen Geschossen liegen die weiteren 125 Hotelzimmer. Das Fitness-Angebot in der sechsten Etage, dem Medical Park Borussia Mönchengladbach, ist gegen Eintritt allgemein zugänglich.
Zentrales Element Sport-Sponsoring
Die Förderung des Spitzensports ist fix in der Tradition der Hotel-Gruppe verankert. Die Hotelkette zählt mit zu den größten Sponsoren in der deutschen Fußball-Bundesliga und unterstützt zudem zahlreiche regionale Amateursportvereine. In der obersten deutschen Spielklasse werden neben Borussia Mönchengladbach auch Werder Bremen und Borussia Dortmund gesponsert. Die beiden Luftlinie nur rund 80 Kilometer voneinander entfernt beheimateten Borussia-Teams gelten auch als erbitterte Lokalrivalen. Borussia steht als neulateinischer Name für Preußen.
Der Startschuss in Mönchengladbach für den Neubau eines vereinseigenen Stadions auf einem ehemals von der britischen Rheinarmee genutzten Areal fiel nach der Jahrtausendwende Anfang der 2000er-Jahre. Das Stadion im Borussia Park im Westen der Stadt wurde schließlich am 30.Juli 2004 offiziell eröffnet. Das moderne Stadion fasst knapp 59.749 Zuschauer:innen. Die Gesamtfläche der Anlage beträgt exakt 311.533 Quadratmeter.
Für Fans aus anderen Lagern zieht das Borussen-Hotel angeblich auf Wunsch auch einmal Bettwäsche in anderen Vereinsfarben über. Die Hotel-Ausstattung mit Gladbach-Historie und -Design kann außerdem als taktischer Psychotrick gesehen werden. Denn das Hotel im Borussia-Park gilt auch als Mannschaftshotel der „Fohlen“. Wenn deren Gegner und Fans aus anderen Lagern unter dem Borussia Mönchengladbach-Logo und in Borussia-Bettwäsche nächtigen, bremst das möglicherweise deren Motivation und Angriffsgeist.
Text: Albert Sachs Fotos: H-Hotels
Lesen Sie weiter im UBM Magazin, der Plattform für Immobilienwirtschaft, Stadtplanung und Design.