Neuer Glanz für Brüssels Muntcentrum
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. In diesem Fall wird das Gebäude kupfern im Licht einfallender Sonnenstrahlen schimmern. Wie Kupfermünzen. Ein passendes „Outfit”, sprich die passende Fassade, für ein Gebäude, das den Namen „Muntcentrum” trägt, und die Adresse „Place de la monnaie” hat.
Genau gegenüber der Oper, in bester Brüsseler Innenstadtlage, ragt dieser ikonische Komplex mit der markanten Form empor. Allein, er ist in die Jahre gekommen. Und deshalb wird das 62.000 Quadratmeter fassende „Centre Monnaie”, revitalisiert.
Von den fünf aus mehr als 50 in die engere Wahl gezogenen Projekten des Designwettbewerbs überzeugte die Einreichung des norwegischen Büros Snøhetta gemeinsam mit den belgischen Binst Architects die Jury, die vom Brüsseler „Bouwmeester” koordiniert wurde. Vielseitigkeit, Nachhaltigkeit und Flexibilität stehen bei dem Entwurf im Vordergrund.
Das 63 Meter hohe Büro- und Geschäftszentrum wurde in den 1970er Jahren erbaut. Es beherbergt unter anderem das Einkaufszentrum „The Mint“ (dt.: die Münze). Die Stadt Brüssel und der belgische Postdienstleister bpost, bisherige Gemeinschaftseigentümer des von ihnen gemeinsam genutzten Büroteils, haben diesen an ein Konsortium unter Leitung der Investmentfirma Whitewood im Vorjahr verkauft. Ab 2021 befinden sich die zentralen Post-Dienste im „Multi Tower”, dem renovierten Philips Tower am Place de Brouckère gegenüber dem Centre Monnaie.
Die neuen Eigentümer des Muntcentrum, Immobel und Whitewood, möchten das Muntcentrum in einen zeitgemäßen „Mixed-Use-Komplex”, einen gemischt genutzten Wohn-, Büro- und Hotelkomplex umwandeln. Man will so den veränderten Bedürfnissen einer modernen Stadt und einer modernen Arbeitsumgebung besser gerecht werden.
Der Charakter bleibt erhalten
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit lagen den beteiligten Unternehmen am Herzen. Gleichzeitig hat man dabei geachtet, Kern-Elemente des existierenden Baus, einschließlich der kreuzförmigen Form, beizubehalten. „Die Silhouette ist stark im kollektiven städtischen Bewusstsein von Brüssel verankert”, heißt es bei Snøhetta.
Der Umbauarbeiten dauern bis 2024. Die Brüsseler Studios DDS und ADE werden Snøhetta und Binst Architects bei ihrer Arbeit unterstützen.
Der Entwurf sieht vor, die Bevölkerung stärker einzubinden – das Centre Monnaie war früher für die Öffentlichkeit geschlossen. Wiewohl es in einem der lebendigsten Viertel der Stadt steht. Das Stadtzentrum von Brüssel verwandle sich, wie viele andere verdichtete Stadtzentren – von einem Verkehrs- hin zu einem Fußgängerzentrum. Gleichzeitig erfüllt das Herz der Stadt wieder mehr Funktionen. Diese sollen ausgewogener sein – eine gute Balance aus kommerziellen Aktivitäten und Wohnen.
Offener und heller
Der öffentliche Raum und die öffentlichen Wege sollen sich in das bestehende Gebäude fortpflanzen. Die Sockel-Fläche wird künftig stärker von natürlichem Licht durchflutet, indem Öffnungen hergestellt und Terrassen und Gärten hinzugefügt werden. Vom Garten aus haben Besucher des Gebäudes dann freien Blick auf das Royal Opera House und den Munt Plaza.
Die Änderungen werden außen am sichtbarsten sein. Während die Betonstruktur im Wesentlichen gleich bleibt, wird die neue Fassade wird um einen halben Meter nach außen verlagert. Die neue Gebäudehülle aus Stahl wird die bestehende Struktur wie eine zweite Haut umschließen. So gewinnt man zusätzlich wertvolle Bodenfläche. Aber, noch wichtiger: So gelingt es, wichtige Gebäudefunktionen wie Belüftung und Photovoltaik-Paneele einzugliedern.
Blick über die Stadt ...
Zudem werden zwei neue Geschoße werden hinzugefügt. Die zwei zusätzlichen Stockwerke auf der Gebäude-Spitze werden eine große Hotellobby, ein Restaurant und ein Büro- und Konferenzzentrum für die Geschäftsleitung beherbergen.
Die Hotellobby sowie das Restaurant werden für die Öffentlichkeit zugänglich sein, die dann von oben den Blick über die ganze Stadt schweifen lassen können.
… und in die Zukunft
Die Planer haben sich auch Gedanken um die Zukunftsfähigkeit des Gebäudes gemacht. Deshalb sieht der Entwurf die größtmögliche Flexibilität der Nutzungs vor. Man will den CO2-Fußabdruck sowohl während des Baus als auch während des Betriebs möglichst klein halten.
Text: Linda BenköFotos/Visualisierungen: gettyimages, Lucien R, Snøhetta, Binst Architects
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