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Klotzen statt kleckern

Die Klimakrise ist im Bewusstsein der Menschen angekommen. Und mit ihr die Erkenntnis, dass Fliegen die klimaschädlichste Form des Reisens darstellt. Kurz: Flugverkehr hat nicht gerade das beste Image.

Das gleiche gilt wohl auch für Saudi-Arabien. Schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen, permanente Diskriminierungen, ein grausames Rechtssystem sowie eine anachronistische Gesellschaftsstruktur sorgen laufend für mehr oder weniger heftige Kritik an der Monarchie auf der arabischen Halbinsel. Und so verwundert es nicht, dass die dortigen Verantwortlichen bemüht sind, ihr Image aufzupolieren. Stichwort: Tourismus.

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Luxus-Ziel

Ein Hoffnungsträger dafür, Saudi-Arabien als Tourismusziel für potente Reisende zu präsentieren, trägt für ein Land am Roten Meer den nicht ganz so innovativen Namen Red Sea. Das Megaprojekt in der Provinz Tabuk im Nordwesten des Landes soll auf 28.000 Quadratkilometern Fläche mit jeder Menge Luxus und hochmoderner Infrastruktur bis zu einer Million Tourist:innen jährlich anlocken; die Fertigstellung ist 2030 geplant. 50 Hotels mit insgesamt 8.000 Zimmern werden dann auf 22 Inseln und sechs Standorten im Landesinneren zur Verfügung stehen.

Das Herzstück des Projekts ist der Red Sea International Airport, entworfen von niemand Geringerem als Foster + Partners. Klotzen statt kleckern lautet hier die Devise; Geld spielt offenbar keinerlei Rolle. Red Sea Global, ein Unternehmen des saudischen Staatsfond Public Investment Fund, wurde 2017 gegründet, um das Red-Sea-Projekt – nicht zu verwechseln mit dem Umweltschutz-Projekt gleichen Namens – umzusetzen (siehe dazu auch: "Grünes Wunder im Roten Meer")

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"Kultig, einzigartig"

Man wolle, so das offizielle Statement der Organisatoren, "jedem Reisenden das Erlebnis eines privaten Flugzeugterminals bieten, indem man kleine, intime Räume anbietet, luxuriös und persönlich. Eine Oase mit Garten bildet im Inneren einen grünen Mittelpunkt und schafft eine entspannte, Resort-ähnliche Atmosphäre im Flughafenterminal."

Der Flughafen sei "der kultigste, fortschrittlichste und außergewöhnlichste Flughafen. Das architektonische Konzept, die Funktionalität und die Eindrücke für die Fluggäste sind wirklich einzigartig", meint Projektleiter Joseph Stratford dazu.

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Dünen der Extravaganz

Der Entwurf von Foster + Partners basiert auf einer zentralen Abflugs- und Ankunftshalle, um die fünf Andock-Elemente gruppiert sind, die optisch an Dünen erinnern sollen. Das Design orientiert sich generell an "der Farbgebung und Beschaffenheit der Wüstenlandschaft", wie das Architekturbüro erklärt. Überhänge am Dach sollen eine möglichst effiziente Beschattung ermöglichen.

Jede der fünf "Dünen" kann als eigenständiger Mini-Terminal – eigenes Spa und Restaurant inklusive – fungieren, während andere geschlossen werden, um Energie zu sparen. In zwei Flügeln des Hauptgebäudes sind Flugzeug-Hangars untergebracht, ebenso Logistik und Gepäckabfertigungsanlagen. Im Red Sea International Airport wird es allerdings keinen Gepäckausgabebereich geben. Stattdessen wird das Gepäck direkt auf das Hotelzimmer der Ankommenden geliefert.

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Eröffnung 2023

Den Bau der Fassade und der Dachkonstruktion des Flughafens übernahm Reem Emirates Saudi (RSG). Deren CEO John Pagano, sagt dazu: "Der Flughafen ist nicht nur nachhaltig gestaltet, sondern, was seine Ästhetik betrifft, von der umliegenden Wüste, den Oasen und dem Meer inspiriert."

Gerard Evenden, Direktor von Foster + Partners, ergänzt: "Der Red Sea Airport wurde als Tor zu einem der einzigartigsten Resorts der Welt und als integraler Bestandteil des Besuchererlebnisses konzipiert. Das nachhaltige Design soll eine ruhige und luxuriöse Reise durch den Terminal schaffen." Der Flughafen werde ein Verkehrsknotenpunkt für Gäste, die auf dem Land- und dem Luftweg anreisen.

Offiziell eröffnet wird der Red Sea International Airport nach nur zwei Jahren Bauzeit noch 2023. Bereits im Juli 2022 wurden die ersten Flugtests am Flughafen durchgeführt.

Text: Michi Reichelt Bilder: Red Sea Global

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