Holzsilo mit Meerblick
Der Strand von Matanzas in Zentralchile ist bekannt für seinen grauen Sand und das windige Klima, was ihn zu einem ganzjährigen Anziehungspunkt für Wind- und Kitesurfer, für Bodyboarder- und Stand-Up-Paddler macht. Zudem gilt das Gebiet als besonders artenreich. Matanzas‘ Bedeutung als touristische Destination wächst daher stetig, dementsprechend ausgebaut wird die dortige Infrastruktur. Und dadurch steigt auch das Interesse der Einheimischen an der Gegend.
Vier Familien ließen sich hier an der Pazifikküste von Iván Bravo Arquitectos, einem Architekturbüro aus Santiago de Chile, die Casa El Gauchal errichten, ein Wochenend- beziehungsweise Strandhaus. Vier Familien … das bedeutet jede Menge unterschiedlicher Wünsche – und ebendiesen Ansprüchen versuchte man bei Iván Bravo gerecht zu werden. Das Ergebnis: Ein durch und durch ungewöhnliches Gebäude, das weithin sichtbar aufragt – und dessen eigentlich Nutzung für Unwissende wohl erst auf den zweiten Blick erkennbar wird.
Freie Sicht aufs Meer
Auf kleinen 111 Quadratmetern erhebt sich der schlanke Bau aus Fichtenholz drei Stockwerke hoch und ragt damit deutlich aus der umliegenden Baulandschaft heraus. Lediglich eine geringe Anzahl von Fenstern durchbricht die Fassade, die in der gleichen hellen Farbe wie das Stehfalzdach glasiert ist, das eine leichte Neigung Richtung Nordosten aufweist.
Lediglich der Anbau mit seinem Pyramidenstumpfdach knüpft an die deutlich niedrigere Bebauung des Viertels an. Der hochaufgeschossene Bau hat einen einfachen Grund. Neben den individuellen Wünschen der Familien und ihrer zahlreichen Mitglieder gab es eine gemeinsame Voraussetzung: Die freie Sicht aufs Meer von der oberen Terrasse. Das Ergebnis gewährleistet diesen eindrucksvoll.
Tiny House
Zudem sollte es einen möglichst großen Aufenthaltsbereich geben, inklusive Wohn- und Esszimmer – was wiederum aufgrund des beschränkten Platzangebots kleine Schlafzimmer zur Folge hatte. Die vier identischen Räume im ersten und zweiten Stock verfügen jeweils über zwei oder drei Betten sowie ein großes, vom Boden bis zur Decke reichendes Fenster. Zusätzlich gibt es zwei Badezimmer.
Die erwähnte Dachterrasse umgibt das dreigeschossige Atrium, das quasi als vertikale Verlängerung des Wohn- und Essbereichs im Erdgeschoss konzipiert ist und in dem sich die schwarze Metalltreppe befindet. Die geschosshohe Verglasung rund um den Wohnbereich kann durch Holzschiebeläden verschlossen werden.
Zeitlos, makellos
Die Innenräume verfügen über freiliegende Holzbalkendecken und flügelgeglättete Betonböden. Die Innenwände sind mit den gleichen Fichtenbrettern verkleidet wie die Fassaden. Die Reduktion auf das Wesentliche in den Räumen spiegelt dabei bewusst den Charakter eines Strandhauses wider.
Die Farben im Inneren beschränken sich auf "zeitloses Grau, das als Kontrast zum neuen Haus wirken soll, sowie ein makelloses Weiß, das wie ein Harnisch oder ein Vogelgefieder glänzt und gleichzeitig schützt", so Iván Bravo.
Die Casa El Gauchal wurde in Holzrahmenbauweise mit Punktfundamenten aus Beton errichtet. Trotz der siloartigen Form des Hauses erhält es dadurch eine Leichtigkeit; es scheint über dem Boden zu schweben.
"Das Projekt wiederholt sich auf allen Ebenen im Grundriss und im Schnitt", erklären die Architekten abschließend, "sodass eine wechselseitige Verbindung besteht, die sich gegen eine singuläre Ausrichtung des Hauses richtet."
Text: Michi Reichelt Bilder: Bruno Giliberto
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