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Ein Dank dem Tank!

Was tun mit baulichen Industrie-Relikten, für die es keine Verwendung mehr gibt? Sie stehen in der Landschaft herum, oft schon verfallen und heruntergekommen oder zumindest unansehnlich. Wenn eine Stadt sich ausdehnt und beginnt in angrenzende Industriegelände hineinzuwachsen, stören sie umso mehr.

Das konnte zwar mit den Überresten des Airport Longhua nicht geschehen – befand er sich doch mitten in Shanghai, an den Ufern des Huangpu-Flusses. Jedoch lag das Flughafengelände jahrelang brach. Und mitten darauf prangten fünf stillgelegte Flugkraftstofftanks.

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OPEN Architecture aus Peking haben den runden Industrie-Denkmälern im Laufe von sechs Jahren neues Leben eingehaucht. Heute sind sie ein lebendiges Zentrum für zeitgenössische Kunst, in dem sich Galerien und andere öffentliche Räume befinden. Es hört auf den Namen Tank Shanghai und ist damit eines der weltweit seltenen Beispiele für die adaptive Wiederverwendung dieser riesigen Kraftstoff-Behälter.

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Das Konzept des Teams aus Designern verschiedenster Disziplinen wie Städtebau, Landschaftsgestaltung, Architekturdesign und Innenarchitektur ist aufgegangen. Seit der Eröffnung im Vorjahr hat Tank Shanghai Millionen von Besuchern angezogen. Sein Platz in der zeitgenössischen Kunstszene ist damit etabliert. Das Zentrum hat neues Publikum an die südwestlichen Ufer der Stadt gelockt und dem Areal eine gänzlich neue Atmosphäre verliehen.

Zufluchtsort für Mensch und Natur

Mit ein Erfolgsfaktor ist, dass Tank Shanghai sowohl als Kunstmuseum als auch als offener Park konzipiert ist. Für Chinas größte Stadt mit rund 25 Millionen Einwohnern ist der ehemalige Flughafen ein willkommener Zufluchtsort für Mensch und Natur.

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Das Projekt zeichnet sich durch seinen offenen und frei zugänglichen Charakter aus. Es fügt sich nahtlos in die umliegende Landschaft ein. Und es ist nicht nur eine Hommage an die industrielle Vergangenheit des Standorts, sondern versucht auch, herkömmliche Vorstellungen von Standortbeschränkungen und -abgrenzungen aufzulösen, wie die Experten von OPEN betonen.

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Tank Shanghai ist weitgehend „frei stehend”: die langen und sanft hügeligen Wiesen um jede einzelne Galerie öffnen sich frei zur Straße und zum Flussufer hin. Sie laden die Besucher und Passanten ein, sich frei zwischen Stadt, Natur und Kunst zu bewegen.

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Soziale Inklusion

Im Gegensatz zu vielen exklusiveren Kulturprojekten Shanghais schafft dies soziale Inklusion. Viele der Besucher sehen sich nicht nur eine Kunstausstellung an, sie joggen auch oder picknicken auf den Rasenflächen des Projekts. „Diese ungewöhnlich offene Herangehensweise an den Museumsraum hat bereits unerwartete Vorteile gebracht und neue Betriebsmodelle für Kunstzentrum aufgezeigt”, heißt es.

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Innerhalb eines Jahres konnte Tank Shanghai nicht nur hochkarätige Ausstellungen kuratieren, sondern auch eine Modewoche, eine Buchmesse, ein Kunstfestival und eine KI-Konferenz organisieren.

„Superoberfläche“

Im Mittelpunkt des Projektentwurfs steht die Verschmelzung von Architektur und Landschaft durch eine Z-förmige „Superoberfläche“: Eine fünf Hektar große Landschaft aus Bäumen und Gräsern, die die fünf Tanks verbindet und die verschiedenen Elemente des Standorts miteinander verwebt.

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Zwei der Tanks befinden sich über der Superoberfläche, während die anderen drei zur Hälfte darin eingetaucht sind, wodurch frei fließende öffentliche Innenräume entstehen und die Möglichkeit besteht, die einzelnen Galerien von unten her zu erkunden. Stufen um die Tanks herum dienen als Sitzgelegenheit für das Café. Raumhohe Fenster und Oberlichter versorgen diese üblicherweise dunkleren Räumen mit genügend Licht.

Wasserlandschaft und Stadtwald

Mit der Superoberfläche, die sich vom Huangpu-Fluss bis zur Longteng Avenue über das Gelände erstreckt, macht Tank Shanghai den Weg zum einst unzugänglichen Huangpu-Flussufer wieder passierbar. Mehrere Wanderwege ziehen sich durch den Park. Zusätzlich erzeugt eine abgestufte Wasserlandschaft, die zu einem gepflasterten urbanen Platz führt, über Nebler im Sommer angenehme kühle Luft.

Die Südseite des Platzes flankiert ein „Stadtwald“, der Schatten spendet und zur Pause in der Natur einlädt. Ein zweiter Rasenplatz am Ost-Teil des Geländes bietet Freiraum für Open Air Veranstaltungen und Freizeit-Aktivitäten, beispielsweise Musikfestivals im Freien. Zwei kleinere Galerien sowie eine Vielzahl öffentlicher Kunstinstallationen sind über den Park verteilt.

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Für die Gesamt-Konstruktion wurden nicht alle Tanks verändert. Das ursprüngliche Innenleben von Tank 3 etwa nutzt den einzigartigen Kuppelraum für die Ausstellung großer zeitgenössischer Kunstwerke und Installationen. Durch ein Oberlicht gelangt natürliche Sonneneinstrahlung und sogar Regen in das Innere der Galerie.

Kunstzentrum ohne Grenzen

Tank 1 beherbergt ein zweistöckiges Wohnhaus und die Bar, Tank 2 das Restaurant, das sich um den kreisförmigen Innenhof herum anordnet. Auf der Dachterrasse kann man Mahlzeiten im Freien einnehmen. Tank 4 enthält einen dreistufigen Würfel, der konventionellere Räume für Galerie- und Leinwandkunst bietet, während das Innere von Tank 5 rechteckig gestaltet wurde. Diese Fläche tritt auf beiden Seiten des Tankkörpers aus und bildet an beiden Enden zwei Stufen.

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Von außen betrachtet jedoch sehen die Tanks ziemlich ursprünglich aus; es wurden lediglich zumeist ovale oder runde Öffnungen und Bullaugen eingefügt. Tank Shanghai verstehe sich somit auch als Verbindung: zwischen Vergangenheit und Zukunft, Menschen und natürlicher Umwelt.

Text: Linda Benkö

Fotos/Pläne: WU Qingshan, INSAW Image, OPEN Architecture

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