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Die rote Festung

Wie eine Festung thronen die fünf roten Türme über dem Al Manakh-Viertel von Schardscha. Durch den monolithischen Bau des Africa Institute bekommt die kulturelle Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate ein neues Emblem in ihrer Skyline. Der Bau soll künftig dazu dienen, die afrikanische Diaspora in der arabischen Welt zu dokumentieren und zu vermitteln. Eine bessere Wahl als Architekt Sir David Adjaye hätte man für diese Aufgabe nicht treffen können.

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Der britisch-ghanaische Architekt von Adjaye Associates ist ein Experte, wenn es um sensible interkulturelle Projekte mit Strahlkraft geht. 2016 setzte er mitten in die weißen Marmorbauten der Washingtoner National Mall ein Bauwerk in dunkler Bronze – das National Museum of African American History and Culture. Zur lang überfälligen Anerkennung der afroamerikanischen Geschichte und Kultur setzte er damit auch ein architektonisches Statement.

Getrennt und doch verbunden

Dasselbe ist auch von seinem Entwurf für das Africa Institute am Persischen Golf zu erwarten. Die gewählte Form des Komplexes vermittelt zugleich Trennung und Verbundenheit. Während jeder der fünf Blöcke für sich in den Himmel ragt, sind sie auf dem Erdboden durch große Innenhöfe miteinander verbunden. „Ich habe die Vision eines neuen Campus, der als Triebfeder dient für das Sichtbarmachen der außergewöhnlichen Geschichte Afrikas, der afrikanischen Diaspora und der arabischen Welt.“

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Ich habe die Vision eines neuen Campus, der als Triebfeder dient für das Sichtbarmachen der außergewöhnlichen Geschichte Afrikas, der afrikanischen Diaspora und der arabischen Welt.

Sir David Adjaye, Architekt

Vier massive Wände begrenzen den rund 32.000 Quadratmeter großen Campus. Auf diesem Sockel wachsen vier monolithische Blöcke in die Höhe. Der fünfte und südlichste Baukörper beherbergt das bereits bestehende Institut Africa Hall, das im Zuge des Projekts renoviert wird.

Roter Beton

Als Baumaterial für das neue Universitätsgebäude wählte der von der Queen geadelte Architekt rot eingefärbten Beton. Eine Farbe, die „die Wüstentypologie stärken“ soll. Für die Konstruktion des Komplexes holte er sich Anleihen sowohl im afrikanischen als auch im arabischen Raum. So etwa bei der afrikanischen Volksgruppe der Hausa und bei der für den Persischen Golf typischen Bauweise.

Während der Beton in Zeiten weit entfernter Klimaziele mehr und mehr ins Hintertreffen gerät, hat er in wärmeren Klimazonen auch seine energetischen Vorteile. Der hier eingesetzte Beton sei laut Adjaye Associates CO₂-freundlich und helfe dabei, das Gebäude durch thermische Masse zu kühlen.

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Natürliche Kühlung

Beim natürlichen Kühlen hilft auch das Design, das die Einstrahlung von direktem Sonnenlicht verhindert. Die massiven Volumina der schwebenden Riegel sorgen für die Beschattung der weitläufigen Innenhöfe darunter. Hier sollen heimische Pflanzen und Wasserbecken zusätzlich helfen die Luft zu kühlen. „Die Einführung großer Überhänge reduziert ein Aufheizen durch Sonnenlicht und trägt zur Energieeffizienz des Gebäudes bei, ohne dafür große technische Infrastruktur zu benötigen“, heißt es in der Projektbeschreibung.

Nach Abschluss der Bauarbeiten 2023 soll der Institutskomplex für Veranstaltungen genutzt und ein Vorlesungsprogramm angeboten werden. Neben einem klimatisierten Archiv bietet das neue Institut auch eine Forschungsbibliothek, einen Theatersaal, ein Restaurant, ein Café und einen Buchladen.

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Das Büro von David Adjaye baut derzeit an einem weiteren Projekt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit dem Projekt The Abrahamic Family House entsteht in Abu Dhabi ein interkonfessioneller Komplex mit einer Kirche, einer Moschee und einer Synagoge. Das Friedensprojekt soll 2022 eröffnet werden.

Text: Gertraud Gerst Visualisierungen: Adjaye Associates

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