Das versunkene Restaurant
Um in Anbetracht der Klimaerwärmung ein besonderes Restaurant zu konzipieren, erinnerte sich Architekt Davood Salavati an die alte iranische Bautradition der Innenhöfe.
Auch wenn die Klimaerwärmung als Herausforderung für heutige Architekten neu ist, kann man trotzdem aus fast schon vergessenen Herangehensweisen lernen.
Zu dieser Erkenntnis gelangte nun jedenfalls der iranische Architekt Davood Salavati. Mit seinem Studio „Team Group“ entwarf er nun ein spezielles Boutique-Restaurant. Eines nämlich, das im iranischen Esfahan der vorherrschenden Hitze trotzen kann. Dies gelang dem Architekten-Team vor allem deshalb, weil man die traditionelle „veraltete“ Bauweise der lokalen Gehöfte genauer unter die Lupe nahm.
Traditionelle Architektur als Toröffner
Erst durch diesen Blick in die architektonische Vergangenheit ihres Landes wurde den Planern bewusst, was ihre Vorfahren warum und wie gebaut hatten! Ganz konkret identifizierten sie den "Innenhof" als zweifellos bedeutendstes Element der iranischen Architektur.
Und es bedarf nicht viel Phantasie, um die Begründung für diese Tatsache zu erfassen: Innenhöfe sorgen schlichtweg dafür, dass sich ein Bauwerk weniger leicht aufheizt. Außerdem eigenen sie sich, um zusätzlich mit Wasserbrunnen und bewusst angelegten Gartenelementen die Luftströme und somit das betreffende Haus abzukühlen.
Aber werfen wir einen kurzen Blick zurück in die (Bau)-Geschichte. Als man im immerheißen Iran Häuser ganz ohne Klimaanlagen kühlte. In einer wissenschaftlichen Abhandlung des historischen Bauforschers Philipp Scheitenberger steht geschrieben:
„Wie eine Reihe erhaltener historischer Innenhof-Häuser belegt, besteht in der Architektur des vorderen Orients die „Tradition“ bzw. Kontinuität der baulichen Symbiose von Haus und Innenhof. Gerade im Iran trifft man auf eine große Formenvielfalt von Innenhof-Häusern, welche bezogen auf ihre Binnenstruktur und andere Details der Konstruktion zur wohnlichen Nutzung an die klimatischen und kultur-religiösen Gegebenheiten der jeweiligen Gegend angepasst sind.“
Außerdem beschreibt der Autor in seinem Text, dass die Innenhöfe gar unterschiedliche und je nach Jahreszeit abwechselnde Aufgaben übernahmen. Denn größere Anlagen besaßen naturgemäß gleich mehrere Innenhöfe. Auf unterschiedlichen Niveaus verteilt ermöglichten die eine intensivere Luftzirkulation.
In eben diese Thematik hatten sich Salavati und Kollegen also vertieft: „Wir wollten diese Elemente aufgreifen, um aufzuzeigen, dass man mit alternativen Lösungen auf die klimatischen Probleme der Region reagieren kann“, sagen die Architekten.
Und was sie damit meinen, wird in Anbetracht ihres eben vorgestellten Entwurfs des so genannten „Bagh Chal“ sonnenklar: Es ist ein aus zwei Elementen bestehender, versunkener Innenhof (siehe auch unsere Story "Unterirdisch aber cool") , der schon bald mitten in der Wüste den Gästen eine kühle Zuflucht bieten wird.
Spiegelverkehrte Innenhöfe
Ganz bewusst versenkten die Architekten zwei spiegelverkehrt arrangierte Innenhöfe, um die Kühle der Erde als natürliche Klimaanlage nutzen zu können. Außerdem wurde im Vorfeld mit großer Akribie ein Ort für das „versunkene Restaurant“ ausgekundschaftet, der über eine unterirdische Quelle verfügt.
Diese zapfte man nicht nur als Wasserspender für die zusätzlich kühlenden Pflanzen in den beiden Innenhöfen an. Vielmehr etablierten die Architekten eine Art Wasseradersystem, das sowohl die beiden abgesenkten Außenbereiche, als auch die erhabenen Innenräume kühlt. Dabei wiederum helfen eigene Ziegel, die durch eine den vorherrschenden Windbedingungen angepasste Dachform zusätzlich kühlend wirken.
Bleibt im Grunde nur noch zu erwähnen, dass freilich mit modernsten Dämmstoffen gebaut wird. Und, dass außerdem in allen Glasfronten Solarzellen integriert sein werden, die einen Großteil des Strombedarfs des Boutique-Restaurants selber generieren sollen.
Altes Wissen für neue Nachhaltigkeit
Zusammengefasst kann man getrost behaupten: Hier wurde altes Wissen mit modernen Erkenntnissen so kombiniert, dass am Ende ein nachhaltiges Restaurant seine Besucher erfrischen und erfreuen wird.
Eben genau das, was man sich seit jeher unter einer Oase in der Wüste vorstellt.
Text: Johannes StühlingerBilder: Team Group
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