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Interview: Was der Vormarsch von Software im Arbeitsleben bedeutet

Die Digitalisierung bedeutet den Einzug von IT-Lösungen in alle unsere Lebensbereiche. Software-Produkte müssen in immer kürzerer Zeit entwickelt werden. Wenn das überstürzt und inakkurat passiert, entsteht häufig fehlerhafte Software. Selbst kleinste Fehler können enorme Auswirkungen haben: Das reicht von der Selbstzerstörung von Raumfahrtequipment im Wert von mehreren hundert Millionen Euro über die Verhaftung unschuldiger Personen aufgrund von Datenbankfehlern bis hin zu Strahlentoten wegen falsch eingestellter Dosierungen bei Strahlentherapien im Krankenhaus.

FH-Prof. Philipp Urbauer, PhD MSc, leitet an der Technikum Wien Academy den Studiengang „Software Quality Assurance Management (MSc)“. Im Interview erklärt er dem KURIER die Dringlichkeit eines ganzheitlichen Qualitäts-Sicherstellungsprozesses.

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Software-Qualität ist ein immer wichtigeres Berufsfeld. Wie kamen Sie dazu und wieso ist dieser Bereich wichtig?

Ich bin seit 2009 an der Technikum Wien Academy in verschiedenen Rollen tätig. Mein Hintergrund ist der der Medizinischen Informatik, das habe ich studiert. Nach und nach wurde Software eine immer größere Rolle zuteil: Am Beispiel der „Elektronischen Gesundheitsakte“ etwa wurde rasch klar, dass hier viele Komponenten verschiedener Hersteller zusammenarbeiten müssen. Das braucht definierte Prozesse und Systeme, die miteinander sprechen können. Aus solchen Fällen wuchs die Wichtigkeit der Software-Qualität - und deshalb haben wir den Lehrgang „Software Quality Assurance Management“ ins Leben gerufen.

In welchen Branchen spielt Software-Qualität eine besonders große Rolle?

In jeder Branche, in der es Berührungspunkte mit der IT gibt, ist die Qualität von Software ein großer Faktor – also heutzutage quasi überall. Es gibt fast keine Bereiche mehr, in denen Software nicht verwendet wird. Es geht nicht nur um die Erstellung, sondern um den gesamten Prozess, der über den Lebenszyklus gespannt ist: Das beginnt schon beim Procurement, also bei der Beschaffung der Software. Hier braucht es überall Personen, die genau wissen, worauf zu achten ist.

Für die Laien: Was bedeutet „Qualität“ eigentlich in diesem Zusammenhang?

Qualitätsmerkmale von Software sind umfangreich. Etwa Funktionalität: Software soll korrekt funktionieren, verschiedene Komponenten müssen kommunizieren können, interoperabel und zuverlässig sein. Wenn ich als AnwenderIn von Software in der Früh ins Büro komme und meine Software zur täglichen Arbeit starte, soll diese einfach funktionieren und nicht abstürzen. Usability und User Experience sind ebenso wichtig: Software soll intuitiv bedienbar sein. Ich will mich nicht mühsam einlesen, sondern kann sie einfach benützen. Effizienz im Sinne der Ressourcenschonung spielt ebenfalls eine große Rolle. All diese Dinge beginnen schon bei der Idee, bei der Planung – und ziehen sich durch die Umsetzung, das Testen bis hin zu den IT-Operations.

Wenn ich als AnwenderIn von Software in der Früh ins Büro komme und meine Software zur täglichen Arbeit starte, soll diese einfach funktionieren und nicht abstürzen

FH-Prof. Philipp Urbauer, PhD MSc, Program Director "Software Quality Assurance Management", Technikum Wien Academy

In welchen Abteilungen in Unternehmen sind denn diejenigen angedockt, die sich dem Thema Software-Qualität widmen und wie sieht das Berufsbild aus?

Der typische Job heißt „Software Quality Engineer“ – das ist klar im technischen Bereich angesiedelt. Heutzutage gibt es aber auch vermehrt Profis, die selbstständig in diesem Bereich arbeiten und aus dem Consulting-Bereich kommen! Das kann oft hilfreich sein, um frische Perspektiven in ein Unternehmen zu bringen. Allgemein sitzt man bei jedem Job in der IT viel vor dem Bildschirm, aber nicht ausschließlich: Es ist auch viel Präsenzzeit bei den Kunden gefordert. Einerseits brauche ich also technische Fertigkeiten, helfe intern den Entwicklern, den Code zu kontrollieren. Andererseits verbringe ich Zeit beim Kunden und bewerte die Spezifikationen verschiedener Produkte. Das Anforderungsprofil geht über reines Software-Testing hinaus: Quality Assurance ist noch wesentlich mehr und zieht sich über den gesamten Prozess

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Welche Skills und Vorkenntnisse sollte man für den Job bzw. das Studium an der Technikum Wien Academy mitbringen?

Wer gerne Rätsel löst, neugierig ist, einen investigativen Charakter hat, der passt sehr gut in diesen Bereich. Analytisches Denken und strukturierte Arbeitsweise sind von Vorteil. Ein technisches Basisstudium sollte schon vorhanden sein – und speziell für das Studium, wie bei jedem Abendstudium, ist natürlich Durchhaltevermögen gefordert.

Wer gerne Rätsel löst, neugierig ist, einen investigativen Charakter hat, der passt sehr gut in diesen Bereich

FH-Prof. Philipp Urbauer, PhD MSc, Program Director "Software Quality Assurance Management", Technikum Wien Academy

Was macht das Studium „Software Quality Assurance Management“ besonders?

Das Studium ist in vier Semester unterteilt, wobei in den ersten beiden Semestern unter anderen die Themen Software Architekturen, Testautomation und Requirements Engineering vermittelt werden. IT-Sicherheit und Risikomanagement sind wichtige Themen. Nach den ersten beiden Semestern hat man bereits den ersten Abschluss: Das ist der Basis-Zertifikatslehrgang. Im dritten Semester werden die Fertigkeiten in Richtung Management und Social Skills aufgestockt. Persönlichkeitsbildung, Konflikt- und Krisenmanagement sind deshalb wichtig, weil man im Berufsleben oft als Schnittstelle zur Vermittlung zwischen Technikern und dem Management dient. Außerdem wird darauf eingegangen, worauf ich achten muss, um in und mit interdisziplinären und multikulturellen Teams zu arbeiten. Nach dem dritten Semester, das den akademischen Lehrgang abrundet, wird im vierten Semester eine Masterarbeit verfasst. Im Curriculum des Studiums werden auch zahlreiche Zertifizierungen abgebildet, die Rückhalt bei der Jobsuche bieten.

Für wen eignet sich das Studium?

Ganz allgemein gesprochen: Personen mit Führungsambitionen. Wir haben viele Studierende, die schon lange in einem Unternehmen sind und sich in Richtung Management weiterentwickeln wollen. Wer etwa eine Teamführung anstrebt oder einen Jobwechsel anvisiert, ist bei uns richtig aufgehoben. Die Bereiche sind ganz divers: Das reicht von der Automotiv-Branche über Banken-IT bis hin zur Umweltinformatik. Aktuell werden enorm viele Jobs in diesem Bereich ausgeschrieben, was die Wichtigkeit eines solchen Studiums bestätigt. „DevOps“ ist in diesem Zusammenhang ein relevanter Begriff: Wir wollen keine Software mehr erstellen und sie anschließend sprichwörtlich „über die Mauer werfen“, dann kümmert sich der nächste drum. Es gibt einen vom Beginn bis zum Ende definierten Prozess, um Software zu planen, zu entwickeln, zu testen, in Betrieb zu setzen und zu warten. Das ist stark im Kommen und führt zu massivem technologischen Druck – und unternehmerischen Druck, diese Personen zu suchen.

Wir wollen keine Software mehr erstellen und sie anschließend sprichwörtlich „über die Mauer werfen“, dann kümmert sich der nächste drum.

FH-Prof. Philipp Urbauer, PhD MSc, Program Director "Software Quality Assurance Management", Technikum Wien Academy
  • Studienplätze: 20
  • Sprache: Deutsch
  • Kosten in Euro
    • Zertifikatslehrgang: 7.000,–
    • Akademischer Lehrgang: 10.800,–
    • Master-Lehrgang: 15.000,-
  • Abschluss: MSc
  • Organisationsform: Berufsbegleitend
  • Unterrichtsform: Montag, Donnerstag & Freitag jeweils abends
  • Start: SOMMERSEMESTER 2020 

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