KMU-Studie 2024: Mittelstand bleibt trotz Krisen stark
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellen 99,8 Prozent der österreichischen Betriebe, beschäftigen 66 Prozent der Arbeitnehmer und tragen 57 Prozent zur Wertschöpfung bei. Trotz der aktuellen
Herausforderungen blicken viele von ihnen optimistisch in die Zukunft, wie eine IMAS-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkasse, bei der 900 KMU mit einem Jahresumsatz von zwei bis 50 Millionen Euro in ganz Österreich befragt wurden, zeigt. Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand der Erste Bank: „Zwei von drei heimischen KMU blicken optimistisch in die nahe Zukunft. 2022 waren es noch 74 Prozent, 2020 sogar 79 Prozent. Was aber nicht überrascht, denn viele Unternehmen spüren noch immer die Nachwirkungen der Krisen der vergangenen Jahre.“
Tatsächlich geben 63 Prozent der befragten Unternehmen an, dass das Marktumfeld für ihr Unternehmen in den vergangenen zwei bis drei Jahren schwieriger geworden sei. Als Hauptgründe werden Preissteigerungen, erhöhte Online-Konkurrenz und damit einhergehender Preisdruck sowie die schlechte Auftragslage genannt. Für ein Drittel der heimischen KMU ist das Marktumfeld hingegen vergleichbar geblieben, vier Prozent sehen eine positive Entwicklung. Ein weiterer Grund für das
herausfordernd wahrgenommene Marktumfeld sind auch die gestiegenen Finanzierungskosten. In diesem Hinblick sieht Unterdorfer nach der Zinssenkung der EZB baldige Besserung: „Es gab erst jüngst wieder einen Zinsschritt und ein weiterer könnte noch folgen.“
Gut kapitalisiert
84 Prozent der KMU sehen in den kommenden Jahren die regulatorischen Anforderungen und Bürokratie als Herausforderungen für Ihr Unternehmen. Sieben von zehn Unternehmen sehen den Arbeitskräftemangel und die Finanzierung als große Hürden. 65 Prozent betrachten die Digitalisierung als zentrale Herausforderung, während die Hälfte der Betriebe den Weg zur CO2-Neutralität als komplex einschätzt. „Wir begleiten viele Unternehmen bei nachhaltigen Lösungen, von Finanzierungen über Förderungen bis hin zu regulatorischen Auflagen. In diesem Bereich haben wir eine breite Expertise aufgebaut, die unseren Kunden zugutekommt“, betont Unterdorfer. Trotz des abgekühlten Wirtschaftsumfelds bleiben KMU dank solider Eigenkapitalausstattung widerstandsfähig. „Viele Unternehmen haben ihre Kapitalbasis gestärkt und stehen auf gesunden Beinen. Das macht sie robuster und ermöglicht Investitionen in die Zukunft“, betont Unterdorfer. Daten der Creditreform aus dem Frühjahr 2023 zeigen: Der Anteil der KMU mit einem Eigenkapital von über 30 Prozent stieg in den letzten zehn Jahren von 33 auf 39 Prozent, während der Anteil der Unternehmen mit weniger als zehn Prozent Eigenmittel von 22 auf 19 Prozent sank.
Digitalisierung im Fokus
Seit der Pandemie steht die Digitalisierung ganz oben auf der Prioritätenliste heimischer Unternehmen. Zahlen belegen diesen Trend: 2017 hielten 68 Prozent der Betriebe Digitalisierung für wichtig, 2022 waren es bereits 81 Prozent. Auch 2023 bleibt der Stellenwert mit 77 Prozent hoch. Unterdorfer: „Die Digitalisierung ist aus unserem Leben und den Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Die Pandemie hat diesen Prozess beschleunigt, aber die positiven Effekte bleiben langfristig. Mit KI stehen wir bereits im nächsten Megatrend und schon jedes fünfte KMU setzt künstliche Intelligenz ein.“
Grüne Transformation
Nachhaltigkeit und grüne Transformation stehen bei sieben von zehn KMU weit oben auf der Agenda – vor allem im Bereich Energie. Mehr als ein Viertel hat bereits auf alternative Energieformen umgestellt, bei 19 Prozent läuft der Prozess, 17 Prozent planen den Umstieg. Bei 23 Prozent ist noch kein Wechsel geplant. Für rund die Hälfte der Betriebe waren die gestiegenen Energiekosten ein Auslöser für das Umdenken. Unterdorfer: „Die Preissteigerungen im Energiebereich waren ein Weckruf für viele.“ Dass für nur ein Fünftel die Kosten der entscheidende Faktor waren, zeigt, dass viele Unternehmen das Thema schon länger aktiv angehen und früh dessen Potenzial erkannt haben.
Stephan Scoppetta