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Ich kaufe meine erste Aktie

Ich erzähle Ihnen nichts Neues, wenn ich sage, dass ich für mein Geld am Sparbuch nichts mehr bekomme. Die Sparzinsen sind im Keller und die Spesen fressen die schlanken Zinserträge förmlich auf. Soll ich also in Aktien investieren? Warum nicht. Meinem Geld zuschauen, wie es weniger wird, möchte ich nämlich auch nicht. Am Finanzmarkt habe ich zwar auch keine Garantie, dass es glückt, aber ich bin bereit für das Wagnis und gewillt, mein Geld selbst in die Hand zu nehmen. Wenn Sie daran auch schon mal gedacht haben, aber ähnlich wie ich, nicht wissen wo man überhaupt anfangen soll, können wir das jetzt gemeinsam tun. Das sind meine Erfahrungen und hier kommt meine Anleitung.

1. Schritt: Depot eröffnen

Ich sage es Ihnen gleich: Für mich war der erste Schritt, nämlich die Wahl eines Depots, der schwierigste. Zum ersten Mal hörte ich von Depot- oder Ordergebühren. Die Höhe dieser Gebühren unterscheidet sich natürlich von Anbieter zu Anbieter. Üblicherweise ist es so, dass Depotgebühren jährlich anfallen und eine Ordergebühr bei jedem Kauf eines Titels, also bei jeder Order. Soweit so klar. Kommen wir also zur Sache. Es gibt zwei Möglichkeiten: Ein Depot bei einem reinen Onlinebroker oder ein Wertpapierdepot in der Filialbank ihres Vertrauens. Letztere zeichnet sich durch persönliche Beratung aus, aber auch häufig durch höhere Gebühren. Und das Depot ist letztendlich auch nur virtuell vorhanden. Aktien zum Angreifen gibt es schon viele Jahre nicht mehr.

Schlussendlich liegt es an Ihren persönlichen Präferenzen, was Sie wählen. Bei mir wird es ein Online-Depot werden. Es gibt mir die gewünschte Flexibilität und es funktioniert ähnlich wie die Kryptobörse, die ich bereits verwende. Und ja, meine Hemmschwelle in Kryptowährungen zu investieren, war deutlich geringer. Notiz am Rande: Wenn sie vorher schon wissen, dass sie auch in einen bestimmten Fonds investieren möchten, recherchieren Sie, ob der jeweilige Anbieter diesen auch tatsächlich offeriert. Nicht alle Anbieter haben nämlich alle Produkte im Programm. Für den Anmeldeprozess wollen wir ein paar Tage einplanen. Beim Anbieter meiner Wahl kann ich zwischen einem Einzel- oder Gemeinschaftsdepot auswählen. Wenn Sie das Aktien-Projekt als Gemeinschaftsprojekt mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin starten möchten, lohnt sich das vielleicht für Sie. Ich wähle ein Einzeldepot. In das Online-Formular gebe ich meine persönlichen Daten ein, gebe bekannt, woher mein Nettoeinkommen stammt und in welchem Land ich steuerpflichtig bin. Zum Schluss werde ich mit Foto und Reisepass als echte Person verifiziert, damit mein Anbieter auch sicher weiß, dass ich hier kein Scherz-Konto anlege. Diese Überprüfung kann, je nach Anbieter, ein paar Stunden oder sogar ein paar Tage dauern.

2. Schritt: Die Wahl der Aktie

Damit die Spannung während des Wartens nicht abfällt, nutzen wir die Zwischenzeit für die Aktienrecherche. Sucht man im Internet nach Tipps, werden Sie schnell auf Menschen treffen, die ganz wild darauf sind, Ihnen schnellstmöglich Reichtum zu bescheren. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) warnt vor „besonders heißen“ Aktientipps aus Börsenbriefen, Onlinemedien oder Social Media. Die Verfasser versuchen, mit diesen Tipps oft eine künstliche Nachfrage nach einer geringwertigen Aktie zu erzeugen, um den Kurs manipulativ in die Höhe zu treiben. Die Autoren haben davor bestimmte Aktien zu niedrigen Preisen eingekauft und werfen sie dann – beim künstlich erzeugten Höchstkurs – auf den Markt und der Kurs stürzt in die Tiefe. Anleger, die dem Tippgefolgt sind, bleiben auf den Verlusten sitzen. Diese Kursmanipulation wird auch „Pump and Dump“, also aufblasen und abstoßen, genannt und ist verboten.

Ziel der Manipulation ist es vor allem, Unerfahrene und Kleinanleger zu treffen. Es wird kaum ein Weg um eigene Recherchen führen, immerhin geht es um Ihr hart verdientes Geld, das angelegt und im besten Fall vermehrt werden will. Ich entscheide für mich, dass ich am Beginn auf bekanntere und solide Unternehmen setze. Dazu betrachte ich die Performance der Aktie und des gesamten Unternehmens über mehrere Jahre und versuche, mir davon eine gewisse Stabilität abzuleiten, die mir genug Sicherheit gibt, mein Geld zu investieren – oder eben nicht. Und weil wir die Zukunft nicht voraussagen können, nehme ich mir die goldene Regel zu Herzen, nicht alles auf eine Karte zu setzen und mein Risiko zu streuen, wie es so schön heißt. Das geht am besten über Investmentfonds oder ETFs. Diese kann ich auch über meinen Onlinebroker oder Bank kaufen.

3. Schritt: Aktie kaufen

Zurück zum Anmeldeprozess. Wenige Tage nach der Anmeldung erhalte ich einen Brief mit meinen Zugangsdaten. Ich logge mich ein und muss zuerst meine Risikoklasse festlegen. Diese bestimmt, wie risikofreudig ich investieren möchte – konservativ oder spekulativ oder irgendetwas dazwischen. In einer Bank würde ich das gemeinsam mit meinem Bankberater herausfinden, in meinem Fall muss ich mich selbst einschätzen. Bevor es jetzt aber ans Eingemachte geht, überweise ich noch Geld auf meine Plattform, damit ich überhaupt Käufe tätigen kann. Das Geld ist in wenigen Tagen angekommen und schon kann es losgehen. Die gewünschte Aktie finde ich über eine Wertpapierkennnummer (WKN) oder die Identifikationsnummer International Securities Identification Number (ISIN) im Suchfeld. Ich wählen die Aktie aus, gebe an, wie viel Stück ich davon haben möchten. Dabei bedenke ich, dass die investierte Summe hoch genug ist, damit sich die Ordergebühr lohnt. Bei meiner Plattform gibt es einen Sicherheits-Check, ob auch wirklich ich die Order durchführe. Das war’s. Unsere Order liegt nun im Orderbuch.

4. Schritt: Warten und Ruhe bewahren

Jetzt tun wir lange nichts und bewahren jedenfalls Ruhe. In ein paar Jahren, wenn wir zufrieden mit den erzielten Ergebnissen sind, treffen wir uns wieder genau hier und verkaufen die Wertpapiere genau so einfach mit einem Klick, wie wir sie gekauft haben. Vergessen Sie dabei nicht, dass beim Verkauf 27,5 Prozent Kapitalertragssteuer (KESt) fällig wird. In der Regel wird die Steuer von ihrem Anbieter abgeführt. Und wenn mein Anbieter Pleite geht? Auch, wenn das passieren sollte, gehören uns unsere Wertpapiere trotzdem noch, denn sie zählen zum Sondervermögen und werden nicht zur Insolvenzmasse gezählt. Bevor ich Sie jetzt gehen lasse, will ich Ihnen noch die zwei wichtigsten Regeln vom Großinvestor Warren Buffett mitgeben: „Regel Nummer1: Verlieren Sie niemals Geld, Regel Nummer 2: Vergessen Sie nie Regel Nr. 1“.

MELANIE KLUG