"Für Frauen ist es Zeit zu handeln."
Von Martin Mühl
Frauen und Männer ticken hinsichtlich der finanziellen Vorsorge unterschiedlich. Sabine Peffer erklärt, wo sie bei Frauen in punkto Finanzen Aufholbedarf sieht.
Frau Pfeffer, im UNIQA Vorstand verantworten Sie das Ressort Kunde & Markt Bank Österreich und damit die Marke Raiffeisen Versicherung. Welche Wahrnehmung haben Sie vom Markt, von den Kundinnen und Kunden – insbesondere in Hinblick auf das wichtige Thema der Vorsorge?
Sabine Pfeffer: Finanzielle Vorsorge ist den in Österreich lebenden Menschen grundsätzlich ein wichtiges Anliegen. Die kürzlich präsentierte UNIQA Finanzvorsorgestudie zeigt, dass sich die Zahl jener, die sich mit dem Thema intensiv beschäftigen, steigt. Auch konkrete Vorsorgemaßnahmen nehmen zu, am stärksten bei den Männern. Doch wäre es für Frauen umso wichtiger, denn der Gender Pension Gap ist nach wie vor Realität.
Frauen steht im Alter weniger Geld zur Verfügung als Männern – quer über die gesamte Bevölkerung erhalten sie durchschnittlich 539 Euro weniger Pension. Deshalb liegt es mir am Herzen, dass wir mit dem Thema insbesondere Frauen erreichen.
Wird dieses Pensionsgefälle auch noch die jungen Frauen betreffen?
In unserer Studie gaben knapp zwei Drittel der befragten jungen Erwachsenen an, sich beim Überblick über die eigenen Finanzen sicher zu fühlen, ebenso bei der zeitgerechten Begleichung von notwendigen Zahlungen oder Rechnungen – beides gilt insbesondere für Frauen. Wenn es um das Beurteilen und Vergleichen von Finanzangeboten geht, sinkt der Wert zwar bei beiden, bei Frauen jedoch stärker, bis auf knapp ein Drittel.
Hier zeigen sich offenbar noch immer alte Stereotypen: Frauen fühlen sich für
das tägliche Geldmanagement, sprich die Haushaltskasse, zuständig, Männer für längerfristige Finanzangelegenheiten wie Kreditverträge, Anlageformen und Ähnliches. Um dem Pensionsgefälle zu begegnen, muss sich das unbedingt ändern.
Wo können Frauen ansetzen, um im Hinblick auf Finanzen aufzuholen?
Männer schätzen ihr eigenes Finanzwissen deutlich höher ein als Frauen. Das hat schon mit Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu tun. Hier trauen sich Frauen zu oft noch zu wenig zu. Für Frauen ist es Zeit zu handeln. Ich wünsche mir, dass Frauen selbstbestimmt durchs Leben gehen und sich mit Finanzthemen auseinandersetzen – ohne Wenn und Aber. Wir sehen, dass die eigene Einschätzung des Finanzwissens auch auf die bevorzugten Anlageformen Einfluss hat, auch hier gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede.
Frauen setzen häufiger auf Sparkonten bzw. Sparbücher, Männer tendieren eher zu Angeboten, bei denen eine größere Rendite zu erwarten ist – von Fondssparen über Aktien bis hin zu Kryptowährungen und Anleihen. Was hilft, ist, sich zu informieren, aktiv zu werden. Unsere Beraterinnen und Berater in den Raiffeisenbanken unterstützen dabei gerne!